01 - komplett
Abstand schaffen zwischen Daisy Lawrence, selbst in ihrem hübschesten Kleid, und Lady Rowan.
Sie befürchtete, dass sie ihn enttäuschen würde, aber der Ausdruck in seinen Augen, als er sie zu ihrem ersten Tanz abholte, beruhigte sie. Die lebhaften Kontretänze, die sie mit Mr. Philpott absolviert hatte, hatten Farbe in ihre Wangen gezaubert, aber sie konnte immer noch erröten, als er ihre Hand zur Quadrille ergriff und murmelte:
„Wunderschön, meine Hübsche.“
Der förmliche Tanz beruhigte sie wieder, und die Notwendigkeit, auf die nicht so geschickten Tänzer zu achten, hielt sie davon ab, sich in eine Welt zurückzuziehen, in der es nur Lucas gab. Am Ende der Tanzfolge hatte sie das Gleichgewicht wiedererlangt und war überzeugt, dass sie der Gesellschaft ein schickliches Äußeres präsentierte.
Er übergab sie an den Hilfspfarrer – ihr Partner bei den nächsten Kontretänzen – und schlenderte davon. Ihr Blick folgte ihm, während sie gleichzeitig so tat, als konzentrierte sie sich auf die verschiedenen Tanzfiguren, und mit dem Hilfspfarrer ein lebhaftes Gespräch führte. Er war jung, fröhlich und sportlich veranlagt und erwies sich als ungestümer Tanzpartner. Als Lucas sie schließlich zum Tanz vor dem Souper holen wollte, war sie außer Atem und fächelte sich Luft zu.
„Du liebe Güte, ist das warm hier. Und du wirkst vollkommen kühl – hast du nicht getanzt?“
„Ich bin herumgeschlendert und habe wie wild geflirtet“, erwiderte er lachend, ergriff ihre Hand und zog sie auf die Füße. „Was ist? Wusstest du nicht, dass dies ein Walzer ist?“
„Nein. Wie überaus gewagt vom Butler, so etwas zu erlauben.“ Sie hatte das nicht erwartet. Hatte nicht erwartet, dass sie vor aller Augen in Lucas’ Armen liegen würde. Oder dass sie ihre Miene und ihre Gesten so sorgsam unter Kontrolle würde halten müssen.
„Ich habe angedeutet, es wäre schrecklich provinziell von ihm, keinen Walzer zuzulassen“, erklärte Lucas und legte seine Hand mit leichtem Druck auf ihre Taille.
Rowan gelang es, nicht die Luft anzuhalten; sie ermahnte sich, dass sie schließlich auch mit dem Duke of Wellington Walzer getanzt hatte, ohne eine Miene zu verziehen.
„Danach hatte er offenbar das Gefühl, die Ehre seines Hauses stünde auf dem Spiel.“
Die Tanzfläche war nicht ganz so voll wie zuvor. Viele niedere Dienstboten und die Männer wussten nicht, wie man diesen verwegenen modischen Tanz tanzte, aber alle interessierten sich dafür. Rowan fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. „Sie schauen uns alle an“, flüsterte sie. „Das bringt mich ganz aus der Fassung.“
„Sie schauen nur, weil du so schön bist“, erwiderte er und machte sich nicht die Mühe, die Stimme zu senken.
Zum Glück setzte in diesem Augenblick die Musik ein und ersparte ihr einen peinlichen Moment, und dann kam ihr die Macht der Gewohnheit zu Hilfe. Mit heiterem Lächeln, als wäre es nicht im Mindesten beunruhigend, in den Armen eines Mannes zu liegen und von ihm über die Tanzfläche gewirbelt zu werden, führte Rowan die Schritte aus, ohne darüber nachzudenken.
Alle ihre Sinne waren auf den Mann konzentriert, der sie in seinen Armen hielt. Er tanzte gut – das hatte sie schon vermutet, als sie sah, wie er sich bewegte. Er führte mit Autorität, aber ohne Druck. Und er war ihr nah, so überaus nah, und konzentrierte sich nur auf sie. Rowan ertrank in seinem Blick, ergab sich seiner Kraft und ging ganz im Augenblick auf.
Als der Tanz vorüber war und er sie von der Tanzfläche führte, zitterte sie vor Begehren, war betört, verzaubert und hoffnungslos verliebt.
„Daisy? Alles in Ordnung?“ Er beugte sich über sie, als sie am Rand der Tanzfläche angekommen waren.
„Nein“, erwiderte sie und begegnete offen seinem Blick. „Es ist nichts in Ordnung.
Gar nichts.“
Er wusste, dass sie nicht die Hitze meinte oder dass sie sich beim Walzer womöglich überanstrengt hatte. „Würde ein Glas Champagner helfen?“
„Schlimmer kann es die Sache jedenfalls nicht machen“, murmelte sie, halb im Scherz.
Im Raum, der für das Souper hergerichtet worden war, standen überall kleine Tische.
An vielen saßen bereits Familiengrüppchen, Paare oder Freunde. Lucas führte sie zu einem freien Tisch, stellte alle Stühle bis auf den zweiten beiseite und verschwand in der Menge. Als er mit zwei Tellern zurückkehrte, gefolgt von einem Kellner, der eine ganze Flasche Champagner und Gläser brachte, hatte sie sich
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