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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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gekauft, nachdem Gervaise in den Schützengräben umgekommen war, dann hatte sie es noch einmal getragen, nachdem ihr liebster Michael mit seiner Ambulanz auf eine Landmine gefahren war, und zuletzt, als ihr Vater der Grippe-Epidemie zum Opfer gefallen war.
    Sie bemerkte ihren düsteren Gesichtsausdruck im Spiegel und schnitt sich selbst eine Grimasse. Es herrschte bereits genug Niedergeschlagenheit auf Wentwater Court, als daß auch sie noch dazu beitragen mußte. Ihre Bernsteinkette, die die Farbe ihrer Haare hatte, gab dem Kleid eine freundliche Note und machte es eleganter. Sie puderte sich die Nase, legte Lippenstift auf und ging hinunter in die Halle.
    Die Gebrüder Beddowe waren bereits versammelt, alle drei in schwarz-weißer Abendgarderobe, doch sahen sie sehr unterschiedlich aus. James, der dereinst den Grafentitel erben würde, wirkte trotz seiner tadellosen Aufmachung wie ein handfester Landadliger, wenn man ihn mit dem elegant gelangweilt erscheinenden Wilfred verglich. Geoffrey, größer und breitschultriger als seine Brüder, schien sich in seinen Kleidern beengt zu fühlen. Er sah aus, als würde er sich in Safariausrüstung in irgendeinem Außenposten des Empire wohler fühlen. Er fragte Daisy, was es mit ihrer Ausrüstung auf sich hatte, und sie erklärte gerade das Magnesium-Blitzlicht, als Marjorie zu ihnen trat.
    Ihr tief dekolletiertes, schwarz-weiß gemustertes Kleid schien extra entworfen worden zu sein, damit sie in einer Gruppenphotographie herausstach. Daisy seufzte. Sie hatte gehofft, im Porträt die Ehrwürdigkeit der Familie Beddowe in der Halle ihrer Ahnen einzufangen, doch das Auge eines jeden Lesers von Town and Country würde augenblicklich von diesem schrillen Kleid angezogen werden.
    Zu spät, um Marjorie zu bitten, sie möge sich umziehen. Die Standuhr an der Treppe schlug gerade halb, und der Graf trat herein.
    Er schaute sich um. Einen Moment ruhte sein Blick auf dem Kleid seiner Tochter, schweifte dann aber weiter. »Annabel ist noch nicht da?« fragte er. »Und meine Schwester auch nicht? Dann warten wir noch eine Minute oder zwei, wenn Sie nichts dagegen haben, Miss Dalrymple.«
    Daisy nickte, wenn sie auch überrascht war. Sie hatte geglaubt, daß er Annabel bewußt von dem Termin hatte ausschließen wollen, und sie war sich sicher, daß Annabel dies ebenfalls geglaubt hatte. Aber vielleicht meinte er nur, daß seine Frau vor ihm hinuntergekommen war, und daß er ihre Anwesenheit erwartet hätte. Als jedenfalls Lady Josephine mit Sir Hugh eintrat, rief er seiner Schwester zu, sie möge sich der Gruppe am Kamin zugesellen, ohne Annabel noch einmal zu erwähnen.
    Die Porträtierten richtig hinzustellen, deren Körpergröße in keinem Verhältnis zu ihrem Rang stand, war keine einfache Aufgabe, doch hatte Daisy sich bereits vorher Gedanken gemacht, und bald waren alle richtig plaziert. Sie öffnete den Verschluß und ließ die Zündkapsel in dem Becken mit dem Blitzlichtpuder explodieren.
    Ein blendendes, grelles Licht erhellte die Halle bis an die Dachbalken.
    »Liebe Zeit!« rief Wilfred aus.
    »So ein Ärger!« Daisy blinzelte die sechs erschrockenen weißen Gesichter vor sich an und schloß eilig das Objektiv. Wolken von Magnesiumrauch schwebten durch die Halle. »Ich fürchte, das war wohl etwas zuviel Licht. Der Film wird fürchterlich überbelichtet sein.«
    »Ganz die professionelle Photographeuse.« Grinsend kam Phillip hereinspaziert, Fenella am Arm. »Versuch's noch mal, meine Liebe, aber sieh doch bitte zu, daß du dabei nicht das ganze Haus in die Luft jagst.«
    Daisy warf ihm einen wütenden Blick zu und traf ihre Vorbreitungen für eine zweite Aufnahme. Diesmal spotzte das Magnesiumpuder nur feucht vor sich hin. Wo war Carswell nur, wenn man ihn brauchte?
    Beim dritten Versuch klappte es schließlich wunderbar. »Aber ich würde gerne sicherheitshalber noch ein paar machen«, sagte sie rasch, als schon alle fortgehen wollten.
    Man blieb also an seinem jeweiligen Platz. Marjorie sah plötzlich wütend aus, Lady Josephine unglücklich, Wilfred nervös, und James zufrieden. Ein solch breites Spektrum an Gefühlen konnte wohl kaum die Reaktion auf die schlichte Bitte sein, weiter ruhig stehenzubleiben, dachte Daisy. Sie wandte den Kopf und sah, daß Annabel soeben mit Lord Stephen den Raum betreten hatte.
    Als sie sich wieder umdrehte, hatten sich die Gesichter wieder zu den ausdruckslosen Mienen geglättet, die von der großen Mehrheit von Leuten angenommen werden,

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