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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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meilenweit sehen kann. Kein Schlamm, der einen aufhält, und man muß sich keine Sorgen machen, daß man irgend jemandes Ernte niedertrampelt. Natürlich kommt nicht jedes Pferd mit Schnee zurecht, aber mein Galahad ist ein wunderbarer Zossen.«
    Daisy hörte der Aufzählung von Galahads besseren Eigenschaften nur halb zu, denn sie sah Lord Wentwater eintreten.
    Sofort stellte Marjorie verstohlen ihren Drink ab und drückte ihre Zigarette aus. Auch Wilfred entledigte sich eilig seines Glases. Ihr Vater schien es nicht zu bemerken.
    Die guten Manieren verlangten von Daisy, daß sie ihm von ihrem Rundgang durch das Haus berichtete. Sie bewegte sich von der Gruppe fort und stellte sich zu ihm. Geneigten Kopfes hörte er ihr mit höflichem Interesse zu und gab ihr dann sein Placet, die Geschichten, die Lady Josephine ihr erzählt hatte, in ihrem Artikel zu verwenden.
    »Ohne Zweifel hat jede Familie irgendwelche Leichen im Keller versteckt«, sagte er mit einem ironischen Lächeln.
    Genau in dem Moment kam der Butler herein und tat kund, das Mittagessen sei serviert. Lord Wentwater führte Daisy in das Speisezimmer und machte sie zu seiner Tischdame. Da er so freundlich und zugänglich war, beschloß sie, nicht darauf zu warten, bis Lady Josephine ihm ihre Bitte vortrüge.
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich von Ihnen und Ihrer Familie in der Halle eine Photographie mache?« fragte sie, während die Suppe gereicht wurde. »Meine Leser würden bestimmt gerne sehen, wer jetzt im Haus wohnt, meinen Sie nicht auch?«
    »Wahrscheinlich«, sagte er trocken und überlegte dann einen Moment. Daisy befürchtete, er könnte meinen, daß dadurch nur der Neugier der vulgären Plebs Vorschub geleistet würde.
    »Ich sehe keinen Grund, warum das nicht gehen sollte. Wir werden die Gruppe auf diejenigen von uns beschränken, die von meinen übel beleumundeten Vorfahren abstammen, womit wir die heikle Frage umgehen, ob Miss Petrie darauf erscheinen sollte oder nicht.«
    Und womit seine Frau ebenfalls ausgeschlossen wäre, fiel Daisy auf. Fürchtete er, daß Annabel mit Lord Stephen durchbrennen könnte, noch ehe der Artikel erschiene? Aber Lord Wentwater ließ sich nichts anmerken und fragte mit unverändert ruhiger Stimme: »Wäre es Ihnen recht, Ihre Photographie kurz vor dem Abendessen zu machen? Ich werde alle bitten, etwas früher herunterzukommen.«
    »Wunderbar«, sagte sie dankbar.
    Ein Schweigen hatte sich über die Tischgesellschaft gelegt, während alle der ausgezeichneten Lauchcremesuppe Tribut zollten. Graf Wentwater tat kund, daß er seine Kinder um halb acht Uhr Abends in der Halle erwartete, und er lud auch seine Schwester zu diesem Phototermin ein. Alles nickte und murmelte zustimmend, aber Daisy meinte, im Gesicht von Annabel, die ihr gegenüber am anderen Tischende saß, einen Hauch von Verletztheit wahrzunehmen. Doch sie war sich nicht sicher, denn gerade sagte Lord Stephen etwas zur Gräfin, und sie wandte den Kopf, um ihm zu antworten.
    Die beiden setzten ihre Unterhaltung fort, während auf die Suppe eine Seezunge mit Zitronen-Butter-Sauce folgte. Marjorie, die zu Lord Stephens anderer Seite plaziert war, unternahm mehrfach den Versuch, sich in das intime Gespräch der beiden einzumischen. Aber sie hatte keine Chance, und so hüllte sie sich schmollend in Schweigen. Auch Geoffrey war wieder in seine übliche Wortkargheit verfallen und widmete sich hingebungsvoll dem Essen.
    Hingabe verdiente dieses Menü tatsächlich, und Daisy genoß jeden Bissen. Sie würde noch früh genug wieder in Chelsea sein, wo sie sich im wesentlichen von Omelettes und Käsebroten ernährte.
    Während sie aß, beantwortete sie die Fragen des Grafen über das, was er höflich ihre >schriftstellerische Karriere< nannte. Sie berichtete ihm von den kleinen Artikelehen, die in den Klatschseiten erschienen waren, von den beiden kurzen Berichten, die sie an The Queen verkauft hatte, und von ihrem wagemutigen Vorschlag an Town and Country, der zu ihrer Anwesenheit auf Wentwater geführt hatte.
    »Ich bewundere Ihren Ehrgeiz und Ihren Fleiß, Miss Dalrymple«, sagte er zu ihrem Erstaunen. »Viel zu viele wohlsituierte junge Leute vergeuden heutzutage ihre Zeit damit, dem Vergnügen hinterherzujagen.« Sein Blick ging von Wilfred, der etwas zu laut mit einer kichernden Fenella schwatzte, zu Marjorie, die mittlerweile einen eher peinlichen Flirt mit Phillip begonnen hatte.
    Daisy kam zum Schluß, daß Lord Wentwater bei weitem nicht so blind für

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