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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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es so schnell nicht wieder.«
    »Das würde ich gerne, wenn ich mir Schlittschuhe ausleihen könnte?«
    »Wir haben einen ganzen Schrank voll«, versicherte James.
    »Es ist ganz bestimmt ein Paar dabei, das Ihnen paßt.«
    »Großartig. Ich werde den Rest Film in der Kamera unten am See verschießen, und danach entwickele ich dann meine Bilder.«
    Sir Hugh tauchte hinter seiner Zeitung auf und erzählte ihr, daß er Aktien von der Firma Eastman Kodak besäße. Er erkundigte sich nach dem Entwicklungsverfahren und wie man Abzüge machte. Daisy erklärte es ihm, während sie aß. James und Fenella ließen sich mit ihrem Kaffee noch Zeit, bis sie zuende gefrühstückt hatte. Dann gingen sie alle los, um ein Paar Schlittschuhe auszusuchen.
    Draußen war es frisch und windstill. Daisy konnte nicht widerstehen, den einen oder anderen Fußstapfen in dem glitzernden, jungfräulichen Schnee neben dem Pfad zu hinterlassen. Unter den Füßen knirschte es.
    James trug ihr die Schlittschuhe den Hügel hinunter, da sie mit ihrer Kamera und dem Stativ schwer beladen war. Während sie alles aufbaute, saßen er und Fenella auf der Bank und zogen sich die Schlittschuhe an. Langsam drehten sie dann am Ufer des Sees ihre Runden und warteten auf sie.
    »Macht ihr nur schon«, rief sie, und ihre vor Kälte schon steifen Finger fummelten an dem sperrigen Haken herum, der die Kamera mit dem Stativ verband. »Ich bin in zwei Sekunden bei euch.«
    Die beiden winkten ihr zu, faßten sich dann an den Händen und sausten zur Brücke. Als sie herankamen, brüllte James: »Stopp!«
    Mit einer Bremskurve hielten die beiden unter dem Brückenbogen an. James bewegte sich vorsichtig in den dunklen Schatten hinein, den die Brücke vor der noch niedrig stehenden Sonne warf, und dann schrie Fenella auf.

4
     
    Laute Schreie zerrissen den friedvollen Morgen, und Daisy raste den Uferpfad entlang zur Brücke. Vorsichtig trat sie auf das Eis und befand sich schon unter der steinernen Brücke, als sie entdeckte, was James und Fenella so plötzlich hatte innehalten lassen.
    Im Schatten war das Eis gebrochen, und in dem tintenschwarzen Wasser lag ein Mann, das Gesicht nach unten.
    Mit einem Laut des Entsetzens wandte sich Daisy zu Fenella.
    »Sei still!« befahl sie knapp. »Schau nicht hin.«
    Die ohrenbetäubenden Schreie endeten in einem Schluchzen, das durch James' Brustkorb gedämpft wurde, der seine Verlobte in die Arme nahm. Über ihre Schulter hinweg blickte er Daisy wütend an.
    »Sie hat sich erschrocken.«
    »Ich auch, aber Hysterie hilft uns bestimmt nicht weiter. Schicken Sie sie weg.«
    Er nickte ernst, das hatte er verstanden. »Fenella, ich möchte, daß du jetzt hoch gehst ins Haus und Vater Bescheid sagst, oder Sir Hugh, wenn du ihn nicht findest. Komm, zieh dir die Schlittschuhe aus. Ich sollte wohl besser einen Bootshaken organisieren«, sagte er zu Daisy gewandt.
    »Ja, obwohl ich mir sicher bin, daß es dafür schon zu spät ist.«
    Als Daisy sich der Kamera in ihren Händen bewußt wurde, versuchte sie, die grausige Szene als eine photographische Herausforderung zu betrachten. Jetzt, da sich ihre Augen daran gewöhnt hatten, war der Schatten gar nicht mehr so dunkel, und auch der gegenüberliegende Rand des Lochs lag im Sonnenlicht. Ihre zitternden Hände beruhigten sich, während sie es umkreiste und aus verschiedenen Perspektiven Aufnahmen machte, wobei sie so nahe an das dunkle Wasser heranging, wie es nur ging. Das Eis, in das die Kufen der Schlittschuhe Kerben geschnitten hatten, fühlte sich unter ihren Füßen sehr fest an, aber der Mann mußte ja auch viel schwerer sein als sie selbst.
    Der Mann. Obwohl sie ihn innerlich so nannte, wußte sie schon, wer er war. Die Lederjacke mit der knappen Taille und den engen Manschetten war von der darin gefangenen Luft aufgebläht und ließ seinen Oberkörper und die Arme an der Wasseroberfläche schwimmen. Seine Beine hingen unsichtbar herab. Der Kopf lag knapp unter der Wasseroberfläche, das glatte schwarze Haar bildete darauf einen dunkleren Fleck, und sein weißer Nacken wirkte im Tod merkwürdig schutzlos.
    Lord Stephen.
    Ihr wurde schlecht, als sie sich vorstellte, wie er verzweifelt nach Halt herumgetastet haben mußte. Obwohl er einer der unsympathischsten Menschen war, die sie je kennengelernt hatte, würde sie selbst ihrem schlimmsten Feind keinen derart schrecklichen Tod wünschen.
    James kehrte vom Bootshaus zurück. Er breitete einige Kokosmatten auf dem Eis aus, um sicher

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