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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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die gerade eine Porträtaufnahme machen lassen. Sie machte ein weiteres Bild, spulte den Film weiter und bereitete den Blitzlichtapparat für die letzte Belichtung vor.
    Lord Stephens einschmeichelnde Stimme war hinter ihr zu hören. »Sie zittern ja, Annabel. Sie frieren wohl?«
    »Nein, mir geht es bestens.«
    »Unsinn! Hier zieht es ja, als würde ein Sturm durchs Haus fegen. Kommen Sie doch in den Salon.«
    Nach einer Pause sagte Annabel tonlos: »Ja, Stephen.«
    Daisy hörte, wie sich ihre Schritte entfernten, als sie auf den Auslöser drückte.
    »Wir sollten lieber noch ein Bild machen«, regte James an.
    »Meine Augenbraue hat gerade in dem Moment gezuckt, als das Blitzlicht losgegangen ist.«
    »Das würde ich gerne tun, wenn niemand etwas dagegen hat«, sagte Daisy, obwohl sie wußte, daß er nur Unruhe stiften wollte, indem er Annabel und Lord Stephen noch ein paar Minuten länger allein miteinander ließ. Sie machte sich wegen ihrer Photos Sorgen und war sich überhaupt nicht sicher, ob das so hinzuverdiente Geld den ganzen Aufwand wert war.
     
    Das Diner war genauso köstlich und verlief genauso ungemütlich wie das Mittagessen. Nach dem Kaffee zog sich Sir Hugh auf eine Zigarre in das Rauchzimmer zurück, und Graf Wentwater ging in sein Studierzimmer, um Korrespondenz zu erledigen.
    Im Salon sagte Wilfred zu Phillip: »Was hältst du davon, ein paar Bälle herumzuschieben, Petrie? Aber du spielst ja so unglaublich viel besser als ich. Du mußt mir hundert Punkte Vorsprung lassen.«
    »In Ordnung, alter Freund«, sagte Phillip in seiner gutmütigen Art. »Obwohl Billard eigentlich nicht wirklich mein Spiel ist, weißt du. Ich bin mehr für aktivere Sportarten.«
    »Und Wilfred wäre auch nicht so ein Jammerlappen«, kritisierte seine Tante nüchtern, »wenn er noch andere Beschäftigungen an der frischen Luft kennen würde als nur, bei Pferderennen zuzuschauen.«
    »Also, wirklich, Tante Jo!«
    »Meiner Meinung nach ist es ausgesprochen wichtig, in Form zu bleiben«, pflichtete Lord Stephen bei und strich sorgsam sein scharzes Haar zurück. »Ganz abgesehen von meinem regelmäßigen Pflichtprogramm mit schwedischer Gymnastik stehe ich jeden Morgen im Morgengrauen auf und nehme ein kaltes Bad, danach Leibesübungen an der frischen Luft - gegenwärtig ist das Eislaufen - und dann gibt es noch ein warmes Bad vor dem Frühstück.«
    »Das Morgengrauen fällt ja zu dieser Jahreszeit glücklicherweise auf keine allzu frühe Stunde«, murmelte Wilfred Daisy ins Ohr. Marjorie blickte zu Lord Stephen auf, und ihre Wimpern klimperten gewaltig. »Sie müssen ja unglaublich stark sein«, hauchte sie zu ihm empor.
    »Ein kaltes Bad und Schlittschuhlaufen im Morgengrauen, was?« Phillip unterdrückte erkennbar ein Schaudern. »Klingt ja wie die guten alten Schulzeiten, und ich muß sagen, damals war man wirklich in Form. War zu jeder Schandteit bereit, nicht wahr. Ich werd's mal versuchen.«
    Daisy erachtete es als höchst unwahrscheinlich, daß er irgend etwas so Anstrengendes unternehmen würde. Wilfred und er zogen ab ins Billardzimmer.
    Fenella saß am Flügel, und James blätterte für sie die Seiten um. »Spiel doch mal ein bißchen Tanzmusik!« schlug Marjorie aufgekratzt vor. »Kennst du diesen neuen Foxtrott >Count the Days<, Fenella? Oder wir könnten ja auch sehen, was es im Radio gibt oder eine Platte auf das Grammophon legen. Den Teppich kann man wegrollen. Hätten Sie nicht auch Lust auf einen Tanz, Lord Stephen?«
    »Aber mit Vergnügen, wenn Annabel mir einen Walzer gönnt.«
    »Oh, nein, Stephen, ich ... ich darf meine anderen Gäste nicht vernachlässigen. Ich hatte heute noch kaum Gelegenheit, mich mit Daisy zu unterhalten.«
    Sie warf Daisy einen hilfesuchenden Blick zu, die sich prompt auf ein kleines Sofa setzte und auf den Platz neben sich klopfte. »Kommen Sie doch und setzen Sie sich her, Annabel. Ich würde Sie so gerne wegen der ... wegen der Gärten hier fragen«, erfand sie schnell ein Thema. Langsam hatte sie den Eindruck, Annabel ließ sich Lord Stephens Aufmerksamkeiten nur gefallen, weil sie Angst vor ihm hatte.
    Marjorie schaffte es, Lord Stephen mit Beschlag zu belegen.
    »Walzer ist doch schrecklich altmodisch«, sagte sie und plauderte weiter über die neuesten Tanzmoden aus Amerika, den Camel-Walk, den Toboggan, den Chicago. Geoffrey unterhielt sich mit Lady Josephine. Daisy verfolgte beide Gespräche, während sie mit Annabel plauderte. Es stellte sich heraus, daß sie das

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