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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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ist nicht wahr!« Geoffrey wandte sich flehend an seinen Vater. »Er lügt. Du darfst ihm nicht glauben. Du mußt ihm verbieten, daß er solche Sachen sagt.«
    »Du kannst es ruhig mir überlassen, mit deinem Bruder fertigzuwerden.«
    »Ja, Sir.« Mit gesenktem Kopf marschierte Geoffrey zur Tür, wobei er die linke Faust mit der rechten Hand umschlossen hielt. Sein Gesicht war blaß, und Daisy fand, daß er vollkommen erschöpft aussah.
    Als er in ihre Nähe kam, zögerte er. Er hob den Kopf und warf Annabel einen Blick herzzerreißenden Flehens zu, ehe er weiter aus dem Salon stapfte.
    Da bemerkte Daisy, daß Annabel leise weinte und in die Ecke des Sofas zusammengesunken war, das Gesicht in den Händen verborgen. Daisy setzte sich wieder, denn auch sie war eben auf die Füße gesprungen, und nahm Annabel in die Arme. Wütend starrte sie James an, der seinem Bruder hinterherstolperte, vorsichtig die aufgeschwollene rote Stelle an seinem Kinn betastend.
    Mit leiser Stimme entschuldigte sich Lord Wentwater bei seinen Gästen und dankte Wilfred und Phillip für ihr Eingreifen.
    Wilfreds Miene hellte sich auf, und dann gab er sich sichtbar einen Ruck. »Schon in Ordnung, Sir. Aber ehrlich, Geoff hatte Recht. Jimmy darf nicht so einen Quatsch erzählen, ist nicht gerade die feine Art, weißt du.«
    »Danke sehr, Wilfred, ich weiß sehr wohl ... Annabel!«
    Annabel, die eben noch schluchzend an Daisys Schulter gelehnt hatte, eilte plötzlich aus dem Raum. Der Ruf ihres Mannes konnte sie nicht mehr aufhalten. Er ging ihr nach.
    »Ach, du liebes bißchen«, sagte Lady Josephine und wandte sich zu Sir Hugh. Ihr rundes Kinn zitterte.
    Sir Hugh tröstete seine Frau, Phillip tröstete seine verwirrte Schwester, Wilfred stellte den Kartentisch wieder auf, und Daisy beschloß, daß es ihr für den Abend reichte. Selbst ihr Versprechen an Alec, auf neue Entwicklungen zu achten, konnte sie hier nicht mehr festhalten.
    »Ich glaube, ich gehe jetzt mal zu Bett«, tat sie kund, und da sie keine Antwort erhielt, machte sie sich ohne weiteren Abschied auf.
    Doch sie war noch viel zu aufgeregt, um sich auf ihren vernachlässigten Artikel konzentrieren zu können oder zu lesen, und an Schlaf war schon gar nicht zu denken. Statt dessen ging sie in ihre Spülküchen-Dunkelkammer. Obwohl es dort eiskalt war, würde sie sich auf den mechanischen Vorgang, Abzüge ihrer Photos zu machen, konzentrieren können, und wäre so von den Beddowes und ihren Problemen abgelenkt.
    Es klopfte an der Tür. Erstaunt stellte sie fest, daß es nicht, wie sie halb gehofft hatte, ein Küchenmädchen mit einer Tasse heißem Kakao war, sondern Lord Wentwater.
    Erneut entschuldigte er sich für die Szene im Wohnzimmer.
    »Wie geht es Annabel?« fragte Daisy. Nach James wollte sie nicht fragen, und sich nach Geoffrey zu erkundigen, hielt sie für unklug.
    »Sie schläft. Ich hab sie überredet, eine halbe Bromidtablette zu nehmen, die Dr. Fennis für Marjorie dagelassen hat.« Er stand da, ließ den Blick über ihre Bilder schweifen, und sagte abwesend: »Sie sind sehr fleißig, Miss Dalrymple.«
    »An meinem Artikel habe ich aber heute keinen Strich getan.«
    »Tja, wie auch? - Der Polizist hat mir nicht geglaubt, nicht wahr?«
    »Verzeihung?« fragte sie überrascht.
    »Chief Inspector Fletcher.« Der gequälte Blick des Grafen traf sich mit ihrem; »Er hält es für eine Lüge, daß ich nicht an ein Verhältnis zwischen Annabel und Astwick glaube. Aber ich bin davon überzeugt. Ich kenne sie. Ich traue ihr. Aber irgend etwas enthält sie mir vor.«
    Ganz offensichtlich war es das Geheimnis, mit dem Astwick sie erpreßt hatte, dachte Daisy. Glaubte Lord Wentwater, daß sie es kannte oder daß sie es ihm sagen würde, wenn sie es wüßte? War ihm überhaupt klar, daß Annabel erpreßt worden war? Daisy jedenfalls würde ihm das nicht erzählen. »Es freut mich, daß sie ihr vertrauen«, sagte sie. »Ich mag sie, sehr sogar.«
    »Sie braucht eine Freundin.« Er zögerte und fuhr dann ernst fort: »Vermutlich sind Sie der Meinung, daß ich das alles sehr schlecht im Griff habe. Abgesehen davon, daß es unmöglich gewesen wäre, Astwick zur Abreise aufzufordern, habe ich nie gemerkt - ich schwöre Ihnen, daß ich es nicht gemerkt habe! wie widerlich James sich benommen hat.«
    Daisy bedachte die vergangenen beiden Tage und sagte: »Stimmt. Wenn ich mich recht erinnere, dann war er immer besonders gemein, wenn Sie gerade nicht da waren. Geoffrey hat Ihnen von seinen

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