Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
Vom Netzwerk:
gar nicht in Worte fassen kann?«
    »Lieber Gott, nein.« Mit >verknöchert< würde sie den Grafen weiß Gott nicht mehr beschreiben wollen, aber unmöglich konnte sie Lucy erzählen, was hier alles passiert war. Schließlich hörten sehr wahrscheinlich gerade ein oder zwei Telefonistinnen mit. Und außerdem war das, was man ihr im Vertrauen gesagt hatte, auch ihrer besten Freundin nicht weiterzutragen. »Der Graf ist ausgesprochen freundlich«, sagte sie also lahm.
    »Und was ist mit seiner mysteriösen neuen Frau? Wer ist sie denn überhaupt?« Obwohl sie finanziell unabhängig von ihrer Familie lebte, interessierte Lucy sich weiterhin für Familienstammbäume.
    Soweit Daisy wußte, hatte Annabel keine adlige Verwandtschaft. »Annabel ist einfach ein Schätzchen«, sagte sie. »Rate mal, wer noch hier ist. Phillip Petrie.«
    »Ach ja, seine Schwester ist ja mit James Beddowe verlobt, nicht wahr? Und, hat Phillip mal wieder deine Fährte aufgenommen?«
    »So nebenher, ja. Meine Schreiberei mißbilligt er ganz fürchterlich. Aber Lucy, ich habe einfach einen fabelhaften Mann kennengelernt.«
    »Liebes, wie prachtvoll. Wer ist es denn?«
    Zu spät erkannte sie, daß sie sich da in eine Ecke geredet hatte. »Er ist ein Detective.«
    »Ein richtiger Sherlock Holmes? Also meine Liebe!«
    »Nein, ein Detective bei Scotland Yard.«
    »Ein Polizist? Und der ist Gast auf Wentwater?«
    »Er untersucht den Einbruch bei Lord Flatford. Davon hast du doch bestimmt gelesen. Alle hier waren dort zum Sylvesterball eingeladen.« Daisy beglückwünschte sich, daß sie die Wahrheit gesagt hatte, ohne den wirklichen Grund für Alecs Anwesenheit auf Wentwater zu verraten.
    »Alles wahnsinnig spannend, aber irgendwas muß mit unserer Verbindung nicht in Ordnung sein. Ich meine, ich hätte dich sagen hören, der Polizist wäre fabelhaft.«
    »Ist er auch.«
    »Aber Daisy Liebes, ist er dann nicht schrecklich spießig? Ich meine, wer aus unseren Kreisen kommt, der arbeitet doch nicht bei der Polizei.«
    »Er ist überhaupt nicht spießig«, zischte Daisy und seufzte dann. »Aber ich weiß nichts von ihm - am Ende hat er vielleicht eine Frau und sieben Kinder irgendwo in einem entsetzlichen Reihenhaus in Golders Green.«
    »Na, dann reiß dich mal zusammen, Liebes.« Lucy klang erleichtert. »Für dich finden wir bestimmt noch jemanden. Einen Moment - ja, Madge ich komme. Muß jetzt los, Daisy. Madge und Tommy nehmen mich mit nach Hause. Sie lassen dich grüßen, und Binkie auch. Wann bist du wieder da?«
    »Weiß ich noch nicht so genau, ich schick dir dann ein Telegramm. Vielen Dank für den Anruf, Lucy, und sag bitte auch Binkie meinen Dank. Toodle-oo.«
    »Pip-pip, träum was Süßes.«
    Daisy legte den Hörer auf und stellte den Apparat wieder auf den Tisch. Das Gespräch mit Lucy hatte sie an die Außenwelt erinnert, eine willkommene Unterbrechung, doch hatte es nicht dazu beigetragen, die Anspannung dieses Tages zu lösen.
    Sie ging hinauf zu Bett. Trotz ihrer Müdigkeit lag sie noch für eine Zeit wach, die ihr wie Stunden erschien, während ihr Erinnerungen, Zweifel und Ideen durch den Kopf schossen. Mit geschlossenen Augen ließ sie noch einmal das Abendliche Drama im Salon Revue passieren. Warum hatte Geoffrey seinen eigenen Bruder so brutal angegriffen, um die Ehre seiner Stiefmutter zu verteidigen? Warum hatte er seinen Vater gebeten, James nicht zu glauben? Der verzweifelte Blick, den er Annabel beim Hinausgehen zugeworfen hatte, legte eine allzu natürliche Erklärung nahe.
    Geoffrey war in seine wunderschöne, junge Stiefmutter verliebt. Und es war auch keine selbstherrliche Vernarrtheit, wie sie Marjorie für Astwick empfunden hatte. Der stille Junge betrachtete sich ohne Zweifel als edlen Ritter, als Minnediener, der seine Dame aus der Ferne anbetet und doch immer bereit ist, zu ihrer Verteidigung herbeizueilen.
    Womit Geoffrey zu denen gehörte, die ein ausgezeichnetes Motiv gehabt hätten, Astwick übel zu wollen. Darüber hinaus hätte er wahrscheinlich ein kaltes Bad im See für eine ausreichende Strafe und eine Warnung gehalten; er hätte es bestimmt nicht für notwendig befunden, den Verfolger seiner Angebeteten endgültig zu beseitigen. Ja, wenn Astwicks Tod das Ergebnis eines unglücklich verlaufenen Streiches war, dann war Geoffrey auf jeden Fall ein Tatverdächtiger. Wer kam sonst noch in Frage?
    Lord Wentwater? Dieser hochmütige Gentleman, der so fest ins Korsett der Konventionen eingeschnürt war, daß er sich

Weitere Kostenlose Bücher