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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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ganzen Spielchen erzählt?«
    »Ja. Dann stimmt das also? Ich kann kaum glauben, daß mein eigener Sohn so gemein sein kann.«
    »Ehrlich gesagt kann ich es Geoffrey nicht verdenken, daß er ihn angegriffen hat.«
    »Ich auch nicht, obwohl er schon längst gelernt haben sollte, daß Fäuste selten zur sinnvollen Lösung eines Problems beitragen.«
    »Er ist stark und schweigsam. Ganz wie der Vater.«
    »Wie ich?« rief Lord Wentwater erstaunt aus. »Lieber Gott, sehen Sie mich so?«
    »Ich meine, Sie würden Ihre Auseinandersetzungen nie im Zweikampf lösen«, versicherte Daisy ihm hastig.
    Er schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Vielleicht bin ich zu schweigsam gewesen und nicht stark genug. Seit die Mutter meiner Kinder gestorben ist, hatte ich kein großes Interesse mehr an gesellschaftlichem Umgang oder daran, zu Festen einzuladen. Meine Zeit habe ich zwischen den Gutsangelegenheiten und dem Parlament aufgeteilt, und so waren meine Kinder sehr sich selbst überlassen. Ich glaube, ich habe mich auch etwas darauf verlassen, daß die Schulen schon ihren Charakter formen würden, und darauf, daß Josephine Marjorie nach der Schule unter ihre Fittiche nimmt.«
    »Marjorie ist genauso oberflächlich wie Hunderte von anderen Debütantinnen, die die ganze Zeit an nichts anderes denken als daran, wie sie sich amüsieren können und wie es um ihre Gefühle steht. Ich muß sagen, ich habe bewundert, wie Wilfred heute Abend für Geoffrey in die Bresche gesprungen ist.«
    »Ja, Wilfred hat durchaus seine guten Seiten.«
    »Wenn Sie mich fragen, dann fehlt den beiden einfach eine sinnvolle Beschäftigung«, sagte Daisy streng und biß sich dann auf die Unterlippe. »Aber Sie haben mich ja gar nicht danach gefragt. Ich bitte um Verzeihung, Lord Wentwater.«
    »Aber bitte, bitte.« Er lächelte wehmütig. »Schließlich erzähle ich Ihnen gerade meine ganzen Sorgen, wie kann ich Ihnen also Ihren Rat übelnehmen? Ich weiß gar nicht, warum ich Ihre geduldigen Ohren so beansprucht habe. Es ist an mir, Sie um Verzeihung zu bitten.«
    »Aber überhaupt nicht.« Es wäre wohl nicht ganz taktvoll, dachte sich Daisy, wenn sie ihm sagte, daß er keinesfalls der erste war, der sich ihr anvertraute.
    »Ohne Zweifel werden Sie sich verpflichtet fühlen, alles, was ich Ihnen erzählt habe, dem Detective zu berichten.«
    »Nur das, was Lord Stephens Tod betrifft. Wenn Sie das möchten, kann ich ihm gerne sagen, daß Sie Annabel wirklich vertrauen.«
    Die hochmütige Maske legte sich wieder auf die Miene des Grafen. »Er hat es vorgezogen, meiner Aussage nicht zu glauben. Sie zu wiederholen, wird ihn nicht davon überzeugen.«
    »Wahrscheinlich nicht«, gab sie zu. »Die Sache mit Geoffrey werde ich wohl erzählen müssen, aber davon würde er ja ohnehin auf die eine oder andere Weise erfahren.«
    »Und James' widerliche Anschuldigen?«
    »Wußten Sie das nicht? Die hat James Mr. Fletcher doch selbst ausführlichst unterbreitet.«
    Lord Wentwater schien erschüttert. Dann spannte er seinen Kiefer an, sein Mund verzog sich zu einem festen Strich, und er verließ mit großen Schritten die Dunkelkammer.
    Drei Zwecke hatte er mit seinem Besuch bei ihr verfolgt, wurde Daisy bewußt: Er wollte ihr noch einmal sein Vertrauen zu Annabel mitteilen, wollte herausfinden, ob Geoffrey ihm von James' Verhalten die Wahrheit erzählt hatte, und wollte sie überreden, James' Anschuldigungen nicht an den Chief Inspector weiterzuleiten. Aber James hatte bereits allen Schaden angerichtet, der überhaupt möglich war.
    Plötzlich überkam Daisy die Erschöpfung, und sie räumte rasch die Dunkelkammer auf. Auf dem Weg in ihr Zimmer war sie gerade in den Korridor an den Aufenthaltsräumen der Diener getreten, als ein Diener durch die grüne Tür zur Halle trat.
    »Oh, Miss, ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen. Ein Telephonanruf für Sie, eine Miss Fotheringay.«
    Daisy eilte in die Halle, nahm den Apparat vom Ecktisch und setzte sich auf den Stuhl daneben.
    »Lucy? Hallo, bist du das, Lucy? Liebes, das ist ja einfach zu nett, daß du anrufst. Rufst du aus einer Telephonzelle an?«
    Blechern kam Lucys Stimme über den Äther. »Nein, ich bin bei Binkie in der Wohnung, und er lädt mich ein auf diesen Anruf, so daß wir uns richtig gemütlich verschwatzen können. Keine Sorge, alles in bestem Anstand, Madge und Tommy sind auch da. Wir haben im Savoy zu Abend gegessen. Daisy, Liebes, du klingst ja völlig verzweifelt. Ist Lord Wentwater so verknöchert, daß man es

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