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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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Daisy war erleichtert, als sie ihre Kamera und das Stativ auf der Kommode entdeckte.
    Ein apfelbäckiges junges Zimmermädchen in grauem Wollkittel und mit weißer Haube und Schürze packte gerade ihren Koffer aus. Sie wandte sich um und machte einen Knicks. Daisy lächelte ihr zu.
    »Mabel wird Sie versorgen, Miss«, sagte die Haushälterin, während sie mit einem raschen Blick durch das Zimmer überprüfte, ob auch alles in Ordnung war. »Sollte sie irgend etwas nicht schaffen, dann soll sie Barstow holen, die Zofe von ihrer Ladyschaft. Unsere Mädchen haben ab acht Uhr Abends frei, außerdem, das die Wärmflaschen verteilt und bis um Mitternacht Bereitschaftsdienst hat. Das Badezimmer liegt hinter der Tür dort drüben. Sie werden es sich mit Miss Petrie teilen, die das Zimmer auf der anderen Seite hat. Um elf Uhr wird im Frühstückszimmer Kaffee gereicht, und Mittagessen gibt es um eins. Kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein, Miss?«
    »Nein, danke sehr.«
    Daisy wurde endlich ein bißchen wärmer, und sie legte Hut und Mantel ab. Sie tauschte ihre Stiefel gegen Schuhe aus, glättete ihr hellblaues Trägerkleid, ordnete sich das Haar und puderte sich die Nase.
    »Bitte, Miss, ich bekomme Ihre Tasche nicht auf.«
    »Nein, die ist auch verschlossen, Mabel. Da ist nichts drin, womit Sie sich befassen müssen. Das sind nur Teile meiner photographischen Ausrüstung.«
    »Sie sind die Zeitungsdame, oder, Miss?« fragte das Zimmermädchen mit großen Augen. »Ich find das erstklassig, ehrlich. Sie müssen unglaublich schlau sein.«
    Amüsiert, aber dennoch geschmeichelt, gestand Daisy sich ein, daß Phillips Mißbilligung sie beleidigt hatte und daß die Bewunderung des Zimmermädchens, zusammen mit Lady Josephines freundlicher Reaktion, sie erheblich aufmunterte.
    Heiterer Laune ging sie wieder hinunter in den Damensalon.
    Als sie eintrat, stellte der Butler gerade ein Tablett mit einem silbernen Kaffeeservice aus dem achtzehnten Jahrhundert auf den Tisch neben Lady Wentwaters Sessel.
    »Ist den Schlittschuhläufern eine Thermoskanne gebracht worden, Drew?« fragte sie mit ihrer leisen Stimme.
    Daisy konnte seine Antwort nicht hören, da Lady Josephine die Honneurs machte. »Sie kommen gerade rechtzeitig zum Kaffee, Daisy. Sicherlich kennen Sie Hugh.«
    Sir Hugh Menton, ein Gentleman eher unbeeindruckender Statur, der neben der Massigkeit seiner Frau fast verschwand, hatte sich bei Daisys Eintreten erhoben. »Guten Tag, Miss Daisy«, sagte er mit einem Augenzwinkern. »Wie ich höre, sind Sie jetzt unter die Schriftsteller gegangen.«
    Sie schüttelte ihm die Hand. »Nicht ganz, Sir Hugh, ich bin nur eine Anfängerin im Journalismus, obwohl ich natürlich große Hoffnungen hege.«
    »Ah, Josephine nimmmt gerne die großartigen Leistungen ihrer Freunde vorweg«, sagte er nachsichtig und lächelte seine Frau liebevoll an.
    »Besser, als wenn ich ihnen Mißerfolge prophezeite!« erwiderte sie spitz.
    »Viel besser«, stimmte ihr Daisy zu. »Als ich Sie das letzte Mal in London gesehen habe, Lady Josephine, da war Sir Hugh in Brasilien, und wir haben damals beschlossen, daß allein schon seine Gegenwart dort ausgezeichnete Kaffee- und Kautschuk-Ernten bewirken würde. Ich hoffe, Ihre Reise war erfolgreich, Sir Hugh?«
    »Ausgezeichnet, danke sehr, wobei die guten Ernten nicht ausschließlich auf mein Konto gehen. Ich habe gute Verwalter in meinen Betrieben eingesetzt und überlasse es ihnen, alles zu organisieren. Gelegentlich fahre ich hin, um nach dem Rechten zu sehen. Man muß einen Mittelweg zwischen Kontrolle und Gleichgültigkeit finden.«
    Daß Sir Hugh sich auf diesem Mittelweg zu bewegen wußte, daran zweifelte Daisy keine Sekunde. Es hieß, er hätte außer seinen riesigen Gummi- und Kaffeeplantagen in Brasilien noch ein beträchtliches Vermögen in der Stadt erworben. Doch trotz seiner gewitzten Geschäftstüchtigkeit war er genauso höflich und vornehm wie Lord Wentwater, nur auf eine modernere, weltlichere und zugänglichere Art. Daisy mochte ihn.
    Er fragte, wie sie ihren Kaffee trank und ging, eine Tasse für sie und seine Frau zu holen.
    »Möchten Sie ein Stück Kuchen, Miss Dalrymple?« erkundigte sich Lady Wentwater. Für Lady Josephine hatte sie bereits eine große Scheibe Dundee-Kuchen abgeschnitten, bemerkte Daisy amüsiert.
    Das Frühstück lag Ewigkeiten zurück. »Ja, bitte«, sagte Daisy. In dem Augenblick traten zwei junge Männer ein. Lady Josephine machte alle miteinander bekannt:

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