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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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eigentlich unbedingt hören wollte. »Ich habe Lord Stephen noch nicht ganz einsortieren können, obwohl mir der Name Astwick geläufig ist. Wer ist er noch mal genau?«
    »Der jüngere Bruder des Marquis von Brinbury. War immer schon eher ein schwarzes Schaf, fürchte ich. Es geht sogar das Gerücht um, sein Vater hätte ihn enterbt. Aber geschäftlich hat er großen Erfolg, obwohl Hugh ihm nicht über den Weg traut.«
    »Und Sir Hugh dürfte das ja wohl bestens einschätzen können.«
    »Hugh weiß in der Geschäftswelt Londons am besten Bescheid«, stimmte seine stolze Ehefrau zu. »Er hätte es bestimmt verhindert, daß Wilfred Lord Stephen einlädt, wenn man ihn vorher gefragt hätte.«
    »Wilfred hat ihn eingeladen? Wie merkwürdig! Ich hätte nie gedacht, daß die beiden irgend etwas gemein haben.«
    »Doch: ein ausschweifendes Leben«, sagte Lady Josephine wissend, »aber wenn Sie mich fragen, dann hat Marjorie ihm das eingeflüstert. Sie ist ganz verrückt nach diesem Kerl und hat es sich in ihren albernen Kopf gesetzt, daß sie bis über beide Ohren in ihn verliebt ist. Gott sei Dank zeigt er an dem Mädchen nicht das geringste Interesse. Wenn ich nur dasselbe von Annabel sagen könnte! Aber das tut hier nichts zur Sache. Lassen Sie uns mal in die Suite von Königin Elisabeth gehen. Seit ihren beiden Nächten auf Wentwater ist daran nichts mehr verändert worden.«
    Nachdem Daisys Neugier so enttäuscht worden war, konzentrierte sie sich auf die historischen Fakten. Ihr Notizbuch füllte sich zusehends mit rätselhaften Kringeln, von denen sie inständig hoffte, daß sie sie später würde entziffern können. Während sie weiter durch das Haus gingen, erfuhr sie von dem aufsehenerregenden Bruch in der Familie, als ein ältester Sohn für das Parlament gegen die Royalisten gekämpft hatte; von den Töchtern, die als alte Jungfern gestorben waren, weil ihr Vater ihre Mitgift darauf verwandt hatte, die neuen Flügel anbauen zu lassen; und von der Braut im frühen neunzehnten Jahrhundert, die mit einem Straßenräuber durchgebrannt war.
    Lady Josephine runzelte die Stirn. »Wenn ich es recht bedenke, dann sollten Sie diese letzte Geschichte vielleicht besser weglassen, Daisy. Das könnte schlafende Hunde wecken. Nicht, daß ich damit andeuten wollte, es gäbe auch nur im entferntesten die Möglichkeit, daß Annabel sich ihm hingibt«, fügte sie eilig hinzu, »aber man kann nicht leugnen, daß Stephen Astwick ein gutaussehender, überaus charmanter Mann ist, der nicht die geringsten Skrupel hat. Sein Name taucht ja dauernd in den Skandalblättchen auf, und immer in Verbindung mit Damen, die es eigentlich besser wissen müßten.«
    »Annabel könnte mit Lord Stephen durchbrennen?« fragte Daisy erstaunt und wandte sich von dem Turmfenster ab, von dem aus sie einen Reiter beobachtet hatte, der auf einem Braunen quer durch den Park galoppierte.
    »Sie kennen sich schon seit einigen Jahren, wenn ich das richtig sehe, und jetzt verfolgt er sie auf wenig vornehme Art, ausgesprochen ungeniert, ja geradezu aufdringlich. Ich fürchte, der arme Henry weiß überhaupt nicht, was er machen soll. Er kann doch nicht Brinburys Bruder aus dem Haus werfen wie irgendeinen dahergelaufenen Mistkerl. Immerhin sind die beiden Mitglieder in denselben Clubs.«
    »Liebe Güte, was für eine entsetzliche Situation.«
    »Aber ich muß Ihnen sagen, daß Henry viel zu sehr ein Ehrenmann ist, um seiner Frau zu mißtrauen. Ich fürchte, daß er sich nicht einmal bewußt ist, was hier vor seiner Nase geschieht. Mein Bruder war immer schon ein unerschütterlicher, stoischer Mann, Sie wissen schon, einer von denen, die nie durchblicken lassen, was sie gerade denken. Ich finde immer, daß ich ihm die Augen öffnen sollte, aber Hugh hat es mir unter allen Umständen verboten.«
    Tränen waren der rundlichen Matrone in die Augen gesprungen, und ihr Doppelkinn bebte. Daisy tätschelte ihr den Arm und sagte ein wenig hilflos: »Ich bin mir sicher, daß Lord Wentwater alles bestens im Griff hat, Lady Josephine.«
    »Ach, meine Liebe, ich sollte Sie wirklich nicht mit unseren Sorgen belasten, aber es ist einfach eine solche Erleichterung, mir das alles von der Seele zu reden, und euch moderne junge Dinger schockiert ja heutzutage gar nichts mehr. Na ja, jetzt wollen wir das mal beiseite lassen. Wo waren wir doch eben? Ach so, ja, das hier ist das Zimmer, in dem König Charles II. in flagranti mit der jungen Cousine der damaligen Lady Wentwater

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