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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Gegenteil zu überzeugen.«
    Der
Herzog lächelte und blieb im Türrahmen stehen, die Hände hinter dem Rücken
verschränkt. »Wir hätten eine Wette darauf abschließen sollen, Attingsborough«,
sagte er. »Ich wäre auf dem besten Weg, dich um ein Vermögen zu erleichtern.«
    »Ach du
meine Güte«, sagte Lily. »So gut lese ich auch wieder nicht. Möglicherweise
kann ich nicht jedes Wort entziffern.« Sie neigte den Kopf und sah mit gewisser
Erleichterung, dass der erste Satz nicht sehr lang war, auch schien er keine
allzu langen Wörter zu enthalten.
    »>Als
ich durch die Wildnis dieser Welt wandelte<«, las sie stockend und in gleich
bleibendem Tonfall, »>ließ ich mich an einem bestimmten Ort bei einer Höhle
nieder, und ich legte mich dort hin, um zu schlafen; und, während ich schlief,
hatte ich einen Trr-raum.<« Sie blickte triumphierend lächelnd auf und ließ
das Buch sinken.
    Die
Gentlemen applaudierten und der Marquis stieß einen Pfiff aus.
    »Bravo,
Lily«, sagte er. »Vielleicht kommst du doch noch in den Himmel. Ich bitte
demütigst und untertänigst um Verzeihung.« Er nahm ihr das Buch aus der Hand
und schloss es mit großer Geste.
    Lily
sah zu dem Herzog von Portfrey, der einige Schritte auf sie zugegangen war.
Doch ihr Lächeln erstarb. Er starrte sie an, aschfahl im Gesicht. Alle schienen
es gleichzeitig zu bemerken. Eine unnatürliche Stille legte sich über den Raum.
    »Lily«,
sagte er in seltsamem Flüsterton, »woher hast du das Medaillon?«
    Ihre
Hand fuhr hoch und legte sich schützend darüber. »Es gehört mir«, sagte sie.
»Meine Mutter und mein Vater haben es mir geschenkt.«
    »Wann?«,
fragte er.
    »Ich
hatte es immer schon«, erklärte sie, »so weit ich mich zurückerinnern kann. Es
ist meins.« Wieder stieg diese Angst in ihr auf. Sie umschloss das Medaillon
mit der Hand.
    »Lass
es mich sehen«, befahl er. Er hatte sich ihr bis auf Armlänge genähert.
    Sie
hielt das Medaillon fester.
    »Lyndon
...«, hob Elizabeth an.
    »Lass
es mich sehen!«
    Lily
senkte die Hand und er starrte auf das Medaillon. Sein Gesicht war noch
bleicher geworden, soweit das überhaupt möglich war - er sah aus, als
würde er jeden Moment in Ohnmacht fallen.
    »Es
trägt das verschlungene F und L«, sagte er. »Öffne es für mich. Was enthält es?«
    »Lyndon,
was soll das alles?« Elizabeth klang verärgert.
    »Öffne
es!« Seine
Gnaden hatte von ihr keine Notiz genommen.
    Lily
schüttelte den Kopf, wie gelähmt vor Schreck, obwohl noch vier weitere Personen
im Zimmer waren. Der Herzog von Portfrey schien sie nicht wahrzunehmen -
bis er plötzlich den Blick von dem Medaillon nahm und sich mit einer Hand über
das Gesicht fuhr. Dann löste er unter den schweigenden Blicken der anderen sein
Halstuch so weit, dass er in sein Hemd greifen und eine goldene Kette
hervorziehen konnte, an der ein Medaillon hing, das mit Lilys identisch war.
    »Es gab
nur zwei davon«, sagte er. »Ich hatte sie extra anfertigen lassen. Was befindet
sich in deinem, Lily?«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Mein Papa gab es mir«, sagte sie. »Er war kein Dieb.«
    »Nein,
nein«, sagte er. »Nein, ich bin überzeugt, dass er keiner war. Befindet sich
irgendetwas darin?«
    Sie
schüttelte erneut den Kopf und trat einen Schritt zurück. »Es ist leer«, sagte
sie. »Das Medaillon gehört mir. Ihr könnt es mir nicht wegnehmen. Ich werde es
nicht zulassen.«
    Elizabeth
war an ihre Seite getreten. »Lyndon«, sagte sie, »du machst Lily Angst. Aber
was hat das alles zu bedeuten? Du hast zwei identische Medaillons anfertigen
lassen?«
    »Das L
steht für Lyndon«, sagte er. »Das F steht für Frances. Meine Gemahlin. Deine
Mutter, Lily.«
    Lily
starrte ihn fassungslos an.
    »Du
bist Lily Montague«, sagte er und sah sie an. »Meine Tochter.«
    Lily
schüttelte den Kopf. In ihrem Kopf rauschte es.
    »Lyndon.«
Es war Elizabeth' Stimme. »Du kannst das nicht einfach so behaupten. Vielleicht ...«
    »Ich
habe es seit dem Augenblick gewusst«, sagte er, »als ich sie in der Kirche von
Newbury sah. Abgesehen von den blauen Augen hat Lily eine geradezu unheimliche
Ähnlichkeit mit Frances - mit ihrer Mutter.«
    »Obacht!
Seht nur, Miss Doyle!«, sagte einer der Gentlemen, aber seine Worte waren
überflüssig. Der Herzog von Portfrey war zu ihr gestürzt und hatte sie mit den
Armen aufgefangen. Lily, nur halb bei Bewusstsein, erkannte ihr Medaillon -nein, seines - das vor ihren Augen an seinem Hals baumelte.
    Er
legte sie auf ein Sofa und

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