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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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ließ es zu. Bei dieser Nacht
hatte sie sich entschlossen, ihre Angst zu überwinden, ihren persönlichen
Willen dem steten Fluss ihres Lebens unterzuordnen. Sie ließ zu, dass geschah,
was geschehen sollte.
    »Lily«,
sagte er schließlich, äußerlich noch immer ruhig, »ich möchte mit dir schlafen.
Möchtest du das auch?«
    »Ja«,
flüsterte sie.
    »Hier?«,
sagte er. »Im Bett nebenan? In dieser Hütte? Um die Erinnerung an das, was beim
letzten Mal hier geschehen ist, auszulöschen?«
    »Deswegen
sind wir hier?«, antwortete sie. »Um uns einzuweben in den Zauber, um einfach
nur wieder wir selbst zu sein, um zusammen zu sein trotz allem, was geschehen
ist und geschieht. Zusammen, so wie wir es draußen am Teich und hier beim Feuer
waren. Und zusammen - dort drinnen.« Sie nickte zum Schlafraum.
    »Du
brauchst keine Angst zu haben«, erklärte er ihr. »In keinem Augenblick.
Gleichgültig wohin mich meine Leidenschaft treibt, ich werde in der Sekunde
aufhören, in der du es mir sagst. Glaubst du mir das?«
    »Ja«,
sagte sie. »Das glaube ich dir. Aber ich werde dich nicht bitten, aufzuhören.«
    Sie
wusste, dass sie es wollen würde. Bevor er in sie eindränge, würde sie wollen,
dass er aufhörte. Denn wenn er einmal in ihr wäre, würde sie es wissen. Sie
würde wissen, ob ihre Träume von Liebe so gegenstandslos gewesen waren, wie es
die meisten Träume sind. Und sie würde wissen, ob er sich nach diesem Abend
von dem Wissen, dass ein anderer Mann sie nach ihrem Hochzeitsnacht besessen
hatte, abgestoßen fühlen würde. Aber sie würde ihn nicht aufhalten. Dies -
diese Nacht, so wie sie war - musste geschehen und sie würde es
geschehen lassen, was auch immer dabei herauskam.
    »Dann
komm, Lily.«
    Er
erhob sich und reichte ihr die Hand. Sie stand neben ihm, während er das Feuer
schürte, und nahm dann wieder seine Hand und ging mit ihm ins Schlafzimmer.

Kapitel 13
    Sie entkleideten
sich, ohne verlegen oder peinlich berührt zu sein, vielleicht, weil sie vor
ungefähr einer Stunde nackt zusammen geschwommen hatten. Er legte seine Hände
an ihre Schultern und sah sie an, bevor er sie an sich zog. Sie war klein, aber
atemberaubend schön. Sein Blick jedoch wurde zu der purpurfarbenen Narbe über
ihrer linken Brust gezogen. Er strich sanft mit den Fingerspitzen darüber und
senkte dann den Kopf, um sie mit seinem Mund zu berühren.
    »So
knapp war ich davor, dich für immer zu verlieren, Lily?«, sagte er, während sie
leicht mit einer Hand über die Narbe strich, die seine linke Schulter beinahe
umkreiste -ein Relikt der Säbelverletzung, die ihn bei Talavera fast den
Arm gekostet hätte.
    »Ja«,
sagte sie und als er den Kopf hob, folgte sie der Narbe in seinem Gesicht mit
dem Zeigefinger. »Krieg ist grausam. Aber wir haben ihn beide überlebt.«
    Er
küsste sie, berührte nur ganz leicht ihre Lippen, während seine Hände an ihrer
schmalen Taille verweilten und sie ein wenig von seinem Körper entfernt
hielten. Sie sah aus und fühlte sich an wie die süßeste Unschuld, dachte er.
Fast hätte er geglaubt, dass es ihr erstes Mal war, obwohl er ihre
Hochzeitsnacht nie vergessen hatte. Und er dachte mit voller Absicht an den
Spanier, den namenlosen Partisanen -dessen Namen er nicht wissen wollte,
obwohl sie irgendwann in der Zukunft das Bedürfnis haben könnte, über ihn zu
sprechen und er sich zwingen würde zuzuhören. Er dachte an jenen Mann und an
das, was er Lily immer und immer wieder sieben Monate lang angetan hatte. Er
wollte nicht vergessen, dass sie gezwungen worden war, eines anderen Mannes
Mätresse zu sein.
    »Es ist
von Bedeutung, nicht wahr?« Sie sah ihm in die Augen. »Dass da ein anderer
gewesen ist?«
    »Es ist
von Bedeutung«, sagte er, »weil es dir widerfahren ist, Lily. Weil du es all
die Monate erleiden musstest, während ich mich im Hospital erholte und hierher
zurückkehrte und ein neues Leben anfing, oder besser, das alte wieder aufnahm.
Es ist von Bedeutung, weil du völlig schuldlos warst und ich nicht. Es ist von
Bedeutung, weil ich mich als deiner nicht würdig erachte.«
    Sie
legte ihm sanft die Finger an die Lippen.
    »Die
Vergangenheit kann man nicht ändern«, sagte sie. »Es war Krieg. Doch dies ist
die Gegenwart, das einzige Element der Zeit, das wir haben, um neue
Erinnerungen zu schaffen. Bessere.«
    Ah,
Lily. Seine schöne, weise, unschuldige Lily, die das Leben auf so tiefsinnige
Weise so unglaublich einfach darstellen konnte. Er nahm ihre Hand von seinen
Lippen,

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