01 - Nacht der Verzückung
Oberkörper noch immer in die Höhe, aber er ließ sich jetzt auf sie
nieder, vorsichtig darauf bedacht, einen Teil seines Gewichtes auf seine
Ellbogen zu stützen. Und er begann endlich, sich in ihr zu bewegen, erregt von
ihrer Bewegungslosigkeit, die alles andere als passiv war, von, dem zarten,
wunderschönen Körper, der Lilys war, von der Erinnerung an das erste Mal mit
ihr, von seiner langen Enthaltsamkeit, von ihrer Rückkehr von den Toten, von
dem stetigen Quietschen der Bettfedern, die selbst bei einem einzelnen Schläfer
geräuschvoll waren, von den Lustseufzern, die ihr im Rhythmus des Eindringens
und Zurückziehens, den er beibehielt, solange er konnte, entschlüpften.
Lily,
dachte er, als alles Gefühl, alles Bewusstsein sich auf den köstlichen Schmerz
seiner Lust konzentrierten. »Lily«, murmelte er. »Meine Liebe. Ah, meine Liebe,
meine Liebe.«
Sie
hatte aufgehört zu stöhnen. Ihr Körper war erschlafft und er wusste, dass sie
die Welt der Loslösung vor ihm betreten hatte, mehr mit leiser Freude als mit
einem plötzlichen Ausbruch von Leidenschaft. Er hätte für seine Geduld nicht
kostbarer belohnt werden können. Sie war so weit entfernt von Furcht, wie sie
nur sein konnte.
»Geliebter.«
Es war nur ein Flüstern. Die Liebkosung, mit der sie ihn in ihrer
Hochzeitsnacht bedacht hatte.
Sein
eigener Höhepunkt kam schnell. Er drückte sie mit seinem ganzen Gewicht nach
unten, als er sich hart und tief in sie presste und die glückselige Erlösung
von all seiner Sehnsucht und all seinem Schmerz, all seiner Liebe in sie
entließ.
Es war
ein Moment einzigartiger Verbundenheit.
Alles
wird gut werden, dachte er, als er ein oder zwei Minuten später wieder zu
vollem Bewusstsein kam. Alles. Sie waren zusammen und sie waren eins. Es
gab einige Schwierigkeiten geringfügige Schwierigkeiten, die sie im Laufe der
Zeit gemeinsam aus dem Weg schaffen würden. Es gab nichts, was sie nicht
gemeinsam schaffen konnten. Alles war gut.
»Es tut
mir Leid«, murmelte er, als er erkannte, wie schwer er auf ihr lag. Er erhob
sich von ihr und glitt dabei langsam aus ihrem Körper und legte sich neben sie,
immer noch warm und atemlos und verschwitzt. Er schlängelte einen Arm unter
ihren Nacken und drehte den Kopf, um sie anzusehen. Aber ihm war nur ein kurzer
Blick vergönnt, dann begann die Kerze zu flackern und erlosch. Ihre Augen waren
geschlossen. Sie sah friedlich aus.
»Danke«,
sagte sie und drehte sich auf die Seite, um sich an ihn zu kuscheln, während
ihre Hand über seine feuchte Brust glitt und an seiner Schulter liegen blieb.
Er
spürte den Schmerz von Tränen in seiner Kehle. Es fühlte sich an wie Vergebung.
Wie Absolution.
Die
Luft war kühl auf seinem feuchten Körper. Er angelte mit einem Fuß nach den
Decken und zog sie über sie beide. »Besser?«, fragte er und lachte leise. »Und
Danksagungen sind kaum nötig, es sei denn, sie sind als Kompliment gemeint. In
diesem Fall würde ich gern meinen Dank an dich hinzufügen. Danke, Lily.«
Sie
seufzte einmal und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
Alles
würde gut werden. Er nahm sie fester in den Arm, rieb das Gesicht an ihrem
Haar, atmete ihren Duft ein und legte sich bequemer. Wenn er Lauren ebenso
glücklich sehen könnte. Bestimmt würde es bald wieder so sein. Sie hatte dem
Richtigen so viel zu bieten. Und Gwen - ihr Glück war so plötzlich
zerbrochen.
Doch
manchmal, dachte er schläfrig, konnte es einem gewiss verziehen werden, in
selbstgefälligem Glück zu schwelgen. Er verspürte tiefste Zuneigung sowohl für
seine Schwester als auch für seine Cousine und frühere Verlobte. Aber im
Augenblick, heute Nacht, fühlte er sich so vollkommen glücklich für sich, für
Lily, für sie beide, dass es schwierig war, einen Gedanken an jemand
anders zu verschwenden.
Er
schlief ein.
***
Als Lily aufwachte,
überkam sie ein schmerzhaftes Gefühl der Sehnsucht. Hinter dem Fenster zeigten
sich die ersten Vorboten der Morgendämmerung. Sie befand sich in der
malerischen, strohgedeckten kleinen Hütte am Teich unter dem Wasserfall -
sie konnte sich den Anblick vorstellen, der sich jemandem bot, der auf dem Weg
zum Strand das Tal hinunterkam. Sie war mit Neville hier, ihrem Ehemann -
sein Arm lag schlaff über ihr, ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. Er hatte sie
geliebt und es war unvorstellbar schön gewesen. Sie hatte sich durch und durch
gereinigt gefühlt. Und er hatte keinen Abscheu empfunden - sie hätte es
gewusst, wenn es so
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