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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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meinte«, sagte Elizabeth sanft, »war, dass du Neville aufgegeben hast. Du
liebst ihn.« Es war keine Frage.
    »Das
ist nicht genug«, sagte Lily.
    »Nein,
das ist es nicht, mein Liebes.« Elizabeth stimmte ihr zu. Sie saßen eine Zeit
lang schweigend beieinander, bevor sie wieder das Wort ergriff. »Neville sagt,
dass du eine Anstellung suchst.«
    »Ja«,
sagte Lily. »Ich weiß nicht, wofür ich geeignet bin, aber ich bin gewillt, hart
zu arbeiten. Ich hoffe, dass Mrs. Harris, mit der ich aus Lissabon nach England
gekommen bin, mir helfen wird, etwas zu finden, wenn ich sie darum bitte.«
    »Ich
kann dir eine Stellung anbieten«, sagte Elizabeth.
    »Du?«
Lily starrte sie an.
    Elizabeth
lächelte. »Ich bin sechsunddreißig Jahre alt, Lily«, sagte sie, »und weit über
das Alter hinaus, dass ich Anstandsdamen bräuchte, wenn ich ausgehe. Aber ich
bin eine allein stehende Frau und es gibt Konventionen, die beachtet werden
wollen. Man erwartet von mir, dass ich eine Gesellschafterin in meiner Umgebung
habe, die immer, wenn ich ohne männliche Begleitung ausgehe, bei mir ist. Fünf
Jahre lang hatte ich meine Cousine Harriet zur Seite, doch sie war attraktiv
genug, gerade erst vor vier Monaten einen Pfarrer heiraten zu können und mich
ohne Gesellschaft zurückzulassen. Natürlich habe ich mich für sie gefreut -
sie ist älter als ich und hat immer daran geglaubt, dass eine Frau solange
nicht vollkommen ist, bis sie ihre Persönlichkeit aufgibt, um zu heiraten. Und
wirklich, Lily, sie war für mich eine schwere Prüfung. Man wird kaum zwei
Frauen finden können, die charakterlich und im Temperament so verschieden sind.
Ich brauche Ersatz. Ich brauche eine Gesellschafterin. Könntest du das nicht
übernehmen? Es wäre natürlich eine bezahlte Stellung.«
    Lily
verachtete sich für den Schwall von Freude, den sie verspürte. Aber es würde
nicht gehen.
    »Du
bist sehr großzügig«, sagte sie. »Aber ich bin nicht annähernd in der Lage, dir
Gesellschaft zu bieten. Bedenke meine Mängel - ich kann weder lesen noch
schreiben, ich kann nicht malen oder Klavier spielen, ich weiß nichts über
Theater oder Musik oder ... oder sonstwas . Ich stamme nicht aus deiner
Welt. Wenn du deine Cousine ermüdend fandest, wirst du mich bald unmöglich
finden.«
    »Oh,
Lily.« Elizabeth lächelte und drückte Lilys Hand, die sie noch immer hielt.
»Wenn du wüsstest, wie stumpfsinnig das Leben für eine Dame der feinen
Gesellschaft sein kann, würdest du mein Angebot nicht so unumwunden
zurückweisen. Man sitzt tagaus, tagein in einem goldenen Käfig, um eine
Redewendung zu bemühen. Man ist fader Gesellschaft, faden Vergnügungen und
fader Konversation unterworfen, zum größten Teil deshalb, weil man eine Frau
ist. Du weißt vielleicht nicht, wie viel Vergnügen du mir in den vergangenen
anderthalb Wochen bereitet hast. Du glaubst, dass du nichts zu bieten hast,
weil du nicht die Dinge kennst, die ich kenne. Nun gut, ich kenne sie, mein
Liebes. Ich brauche sie mir nicht von jemand anderem erklären zu lassen. Aber
ich weiß nichts von den Dingen, die du kennst. Wir könnten uns gegenseitig
bereichern, Lily. Wir könnten uns Unterhaltung bringen. Das Leben mit dir in
meinem Heim wäre ein großer Spaß, wage ich zu behaupten. Und du hast einen
wachen, intelligenten Verstand, selbst wenn du dir dessen nicht bewusst bist
... und Intelligenz ist ein so wichtiges Attribut. Bitte sage, dass du
mitkommst - als meine Freundin. Der Einfachheit halber wärst du meine
Angestellte, da du ja von irgendetwas leben musst. Aber im Grunde genommen
wärst du einfach meine Freundin. Was hältst du davon?«
    Sie
wäre eine Angestellte, dachte Lily. Aber innerhalb der Grenzen ihrer Anstellung
wäre sie auch gewissermaßen gleichgestellt. Elizabeth glaubte nicht, dass sie
sich geistig oder verstandesmäßig sehr unterschieden. Sie war der Meinung, dass
Lily in einer Freundschaft genauso viel zu bieten hätte wie sie. Lily war nicht
ganz davon überzeugt, aber die Versuchung, ja zu sagen, war stark. Nein, sie
war überwältigend, zumal sie kaum Alternativen hatte.
    »Vielleicht
für eine kurze Zeit«, sagte sie. »Doch wenn du feststellst, dass ich nicht so
bin, wie du erwartest, so musst du es mir sagen und ich werde gehen. Ich will
kein Almosenempfänger sein.«
    Elizabeth
hob die Augenbrauen. »Ich würde niemals jemanden aus Mildtätigkeit in mein Heim
holen, Lily«, sagte sie. »Ich bin viel zu sehr auf mein eigenes Wohlbefinden
bedacht. Aber ich

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