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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
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untergegangen war und der Himmel allmählich dunkel wurde. Schließlich gab er dem VR-Raum den Befehl abzuschalten und hängte die sensorische Ausrüstung wieder in den Schrank. Dennoch zögerte er, den Raum zu verlassen. Er wusste nun nichts mehr mit sich anzufangen. Körperlich und emotional fühlte er sich erschöpft, trotzdem kam Schlaf für ihn jetzt nicht in Frage; genauso wenig hielt er davon, etwas zu essen. Er wusste, er sollte noch einmal alles durchdenken, was Charlie am Ende gesagt hatte: dass er Verantwortung übernehmen müsse, dass es einen »anderen« geben werde und dass er die Daten zum Translator schaffen müsse.
    EiniSteini. Aber er konnte das nicht; er war einfach außerstande, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen.
    Schließlich verließ er den Raum und ertappte sich dabei, wie er durch den Korridor in Richtung Turnhalle und Zentrifugenraum ging. Vielleicht wäre das augenblicklich das beste Gegenmittel: sich sportlich zu betätigen und dabei völlig zu verausgaben. Zweifellos hatte er die Bewegung nötig. Möglicherweise würde es ihm helfen, Charlie für eine Weile zu vergessen.
    Den verstorbenen Charlie.
    Als er in der Turnhalle ankam, musste er warten, bis er den Zentrifugenraum betreten durfte. Er nutzte die Wartezeit dazu, sich auf den Hebelbänken aufzuwärmen, machte Dehnübungen für die Schulter-und Bauchmuskulatur. Er bemerkte, dass der Rezeptionsroboter ihn von Zeit zu Zeit anblickte, und fühlte sich dadurch – lächerlicherweise – zunehmend verlegener. Er fragte sich, ob man ihm seine innere Pein so deutlich vom Gesicht ablesen konnte, dass sogar ein Roboter sie erkannte. Bandicut errötete und begann, seine Übung schneller auszuführen. Wenn er schon gequält ausschauen musste, dann, bei Gott, wenigstens vor Anstrengung! Er konnte es jetzt nicht gebrauchen, dass jemand ihn darüber auszuhorchen versuchte, was denn mit ihm los sei.
    Schweiß perlte ihm über die Stirn, aber noch immer konnte er seine mentalen Zahnräder nicht zum Stillstand bringen; unablässig dachte er darüber nach, was er als Nächstes tun sollte. Er würde seine Erfahrung mit dem Quarx nicht für immer geheim halten können. Wenn er Verantwortung übernehmen sollte, dann musste er auch Entscheidungen treffen. Letzen Endes ging es um etwas, das die Welt erfahren musste: um den ersten Kontakt mit einer außerirdischen Intelligenz, mit einem Lebewesen und keinem Artefakt. Vielleicht könnte ja jemand, der klüger war als er, herausfinden, warum die Erde in Gefahr war. Aber wem konnte er sich anvertrauen … und welchen Beweis hatte er – abgesehen von der Möglichkeit, einen Suchtrupp zur Höhle und zum Translator zu führen?
    Um Letzteres zu bewerkstelligen, musste er jedoch Cole Jackson einweihen. Der Mann würde ihm niemals glauben; und selbst wenn, Jackson würde nur nach einer Möglichkeit suchen, alle Lorbeeren selbst einzuheimsen, so wie er es schon im Fall des Time-Life-Fotografen getan hatte, den man vor zwei Monaten gerettet hatte. Jackson hatte alles Lob für die Rettung kassiert, »stellvertretend für« die beiden Männer, die gehandelt hatten, wo er nur untätig herumgestanden, Pläne gemacht und sich den Hintern gekratzt hatte. Bandicut konnte sich ausmalen, wie gerne Jackson auch die Lorbeeren für den Erstkontakt mit einem Außerirdischen einstreichen würde.
    Aber wen könnte Bandicut sonst ins Vertrauen ziehen? Obwohl sie alle hier auf Triton waren, um außerirdische Metalle aus dem Boden zu graben, hatte keine Abteilung die Aufgabe, mit lebenden Außerirdischen umzugehen. Das mochte zwar dumm sein, trotzdem war es so.
    Also blieben ihm scheinbar nur noch zwei Möglichkeiten. Zum einen war da Dr. Switzer, der in Bandicuts Bewusstsein vermutlich nichts anderes finden würde als eine Psychose; und zum anderen gab es noch die kleine ExoArchäologengruppe, in der Julie Stone arbeitete. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke, den Wissenschaftlern eine Chance zu geben, bevor die Marketing-Fachleute das Ruder an sich rissen. Aber ExoArch gehörte nicht zu MINEXKOR, und man würde es ihm bestimmt nicht gerade hoch anrechnen, wenn er ExoArch einweihte, ohne zuvor die alle firmeninternen Kanäle benutzt zu haben. Außerdem hatte er -Julie einmal außen vor gelassen -das Gefühl, dass auch ExoArch ihn für ebenso übergeschnappt halten würde wie alle anderen. Im umgekehrten Fall wäre es wahrscheinlich nicht anders: Er würde eine solche Geschichte bestimmt nicht glauben, nicht eine Sekunde lang.
    Er

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