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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
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er würde noch keinen Schlaf finden. Er zog sein Notebook aus dem Staufach neben seinem Kopf, stützte sich auf den Ellbogen und drückte es in den Wandsteckplatz. Er wollte die Dienstmitteilungen abrufen und nachsehen, ob Jackson und die technische Abteilung ihm einige Nachrichten über den Stand ihrer Untersuchung hinterlassen hatten. Das hatten sie tatsächlich: Jackson wollte wissen, ob Bandicut irgendetwas im Rover gehört habe, bevor das Nav-Gerät und das Com ausgefallen seien. Bandicut tippte eine knappe Antwort ein: Nein. Dann verschickte er eine separate Nachricht, in der er sich erkundigte, wann man ihn voraussichtlich wieder zum Prospektionsdienst einteilen würde. Nicht dass er auch nur die blasseste Vorstellung davon hatte, was er täte, wenn man ihn wieder in die Erkundungszone schickte. Einige Nachrichten im Forum für Allgemeine Mitteilungen stammten von Bergleuten, die sich für die Prospektionsfahrten bewarben, und es bereitete Bandicut Kopfzerbrechen, dass jemand anderer durch sein Territorium fahren und zufällig über Charlies Höhle stolpern könnte.
    Der kleine Bildschirm schien ihn anzuleuchten wie ein Lebewesen, das in seiner Koje saß. Er hörte auf, die Nachrichten zu durchstöbern. In diesem Forum würde er ohnehin nur sehr wenig finden, was ihn wirklich interessierte; er zögerte nur den Moment des Einschlafens hinaus. Außerdem wurde ihm bewusst, dass er ausgesprochen müde war. Und mochte Müdigkeit sonst auch nutzlos erscheinen, bildete sie doch den besten Nährboden für seine nächste Fugue. Das aber war das Letzte, womit er sich jetzt belasten wollte. Er zog das Notebook aus dem Steckplatz, schob es wieder ins Staufach, schloss die Augen und ließ sich zurücksinken.
    Doch er fand einfach keinen Schlaf. Bandicut schien von verwirrenden Geräuschen umgeben zu sein, Geräusche, die er sonst nie wahrnahm: die Stimmen der Männer, die in den Schlafräumen ein und aus gingen, sogar die in den Nachbarräumen; die Wasserleitungen in der Toilette zehn Meter entfernt; selbst ein eingeschaltetes Holovid, in seinem Schlafsaal oder einem anderen. Gewiss war es seltsam für ihn, all diese Laute durch den Schutzvorhang der Koje zu hören, der ihn normalerweise von allen Geräuschen abschirmte – abgesehen von den lautesten. Aber Bandicut war zu müde, zu erschöpft und zu deprimiert, als dass er seinen Verstand zu mehr hätte anstrengen können, als das Phänomen ärgerlich zu finden.
    Selbst sein eigener Herzschlag schien ihm in den Ohren zu dröhnen.
    Ihm war, als stünden alle, wirklich alle seine Sinne in Flammen – als hätte Charlie ihm bei seinem Weggang irgendwie die Enden seiner Nervenfasern zerpflückt, sodass er fortan für immer in einem Meer aus Lärm, Gereiztheit und Chaos treiben würde. /Hol dich der Teufel, Charlie, dass du auf diese Weise fortgegangen bist … /
    Seine Gedanken schienen wie Geflüster im Wind davonzutreiben, hol dich der Teufel, Charlie … hol dich der Teufel, Charlie … und dann waren sie verklungen wie ein in der Nacht vorbeihuschender Traum. Er bildete sich ein, eine geflüsterte Antwort zu hören: Wer ist Charlie? Bandicut blinzelte in der Dunkelheit, durchsuchte sein Bewusstsein und fragte sich verwundert: Ja, wer ist Charlie? Und warum ist er zu mir gekommen und dann wieder verschwunden, bevor seine Arbeit … unsere Arbeit … erledigt war? Werde ich jetzt etwa für den Rest meines Lebens Stimmen im Kopf hören?
    Und er spürte, wie ihn ein schleichendes Gefühl der Unausweichlichkeit überspülte und ihm zurief, ja, das wirst du … und dann driftete er endlich in den Schlaf.
     
    ***
     
    Nur ein Augenblick schien vergangen zu sein, als er von einem gurgelnden Geräusch geweckt wurde:
    ///Wo zum … (glurrrk) … bin ich?///
    Er stützte sich auf den Ellbogen und starrte in die fast völlige Dunkelheit seiner Schlafkoje. Nur die winzige rote Zeitanzeige spendete ein wenig Licht, schwebte blutrot glühend neben ihm und zeigte an, dass es 0447 war, also mitten in der Nacht. Was zum Teufel hatte ihn geweckt?
    »Charlie?«, rief er leise.
    Einen Moment lang spürte er – trotz der Erschöpfung – die Last seiner eigenen Dummheit. Was dachte er sich nur dabei, einfach laut nach einem toten Außerirdischen zu rufen? Aber er war sich sicher, etwas gehört zu haben.
    Er vernahm ein weiteres Gurgeln, das wie ein verstopfter Abfluss klang. Angestrengt lauschte er in die Dunkelheit. Kam es von draußen? Aus der Toilette? Nein …
    Er fragte sich, ob er wohl

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