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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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würde, der von einer hohen Backsteinmauer umgeben war.
    An einer Seite des Balkons verlief ein schmaler Sims, nur ein paar Zentimeter breit, der zu dem Dach des eingeschossigen Nachbarhauses führte. Diesen Sims konnte ich von unserem Schlafzimmerfenster aus erreichen und vielleicht von dort auf das Nachbardach springen, auch wenn das beängstigend schien. Aber was dann? Würde die Balkontür der Nachbarn offen sein? Würde jemand zu Hause sein? Würden die Nachbarn mir helfen oder die Polizei anrufen? Und selbst wenn ich mich befreien konnte, was wurde dann aus Mahtab? In meinem Kopf, der von Moodys Schlägen hämmernd schmerzte, schwirrten all die Ängste und Möglichkeiten durcheinander. Die Vollständigkeit meiner Isolation erdrückte mich schier. Ich musste Kontakt - irgendeinen Kontakt - mit der Außenwelt aufnehmen. Schnell ging ich in Mammals und Nasserines Schlafzimmer und zurück zu dem Fenster, das auf die Straßenseite des Hauses hinauszeigte. Draußen ging das Spektakel eines ganz gewöhnlichen Tages weiter, unablässig und unbeeinflusst von meinem persönlichen Unglück. Es erschien mir wichtig, näher an diese Männer und Frauen heranzukommen, die dort eilig ihren Geschäften nachgingen.
    Das Fenster war mit Eisenstäben gesichert, die ungefähr im Abstand von zehn Zentimetern angebracht waren, und vor diesen nach der Innenseite des Hauses hin befand sich eine Glasscheibe, die meine Sicht behinderte. Der Bürgersteig unter mir war nur dreißig Zentimeter breit und lag dicht am Haus, sodass ich ihn nicht direkt sehen konnte. Wenn es mir gelang, die Glasscheibe wegzunehmen, könnte ich meinen Kopf an die Gitterstäbe pressen und hinunter auf den Gehweg spähen. Die Scheibe wurde von mehreren Schrauben festgehalten, also durchsuchte ich die Wohnung nach einem Schraubenzieher. Da ich keinen fand, nahm ich ein Messer aus der Küche und benutzte es stattdessen.
    Als ich die Scheibe abgenommen hatte, strengte ich mich sehr an, nach unten zu schauen. Jetzt konnte ich die tägliche Parade vorbeiziehen sehen, aber was hatte ich damit erreicht? Niemand dort unten würde mir helfen. Niedergeschlagen brachte ich die Scheibe wieder an, damit Moody es nicht bemerkte. Wieder in der Diele, stellte ich fest, dass Moody mich noch weiter einsperren konnte. Alle Innentüren der Wohnung waren mit Schlössern ausgestattet. Er konnte mich in der Diele einschließen, wenn er wollte. Noch einmal durchsuchte ich das Haus nach Werkzeug - oder nach Waffen - und nahm schließlich ein spitzes Schälmesser aus der Küche. Ich versteckte es mit dem Schraubenziehermesser unter einem der Perserteppiche in der Halle. Wenn Moody mich hier einschloss, konnte ich die Werkzeuge dazu benutzen, die Nägel von den Scharnieren der Tür abzuhebeln.
    Ich durchsuchte die Wohnung weiter und erinnerte mich daran, dass es ein Innenfenster in der Wand zwischen dem Esszimmer und dem Treppenabsatz im zweiten Stock gab. Moody hatte diesen Ausgang vergessen. Mit einer Gardine verhängt, fiel das Fenster kaum auf. Es war nicht verschlossen und ging leicht auf, als ich es berührte. Ich steckte meinen Kopf hindurch und taxierte die Möglichkeiten. Ich konnte ziemlich leicht hindurchklettern und den Treppenabsatz erreichen, aber von der eisernen Haustür, die ständig abgeschlossen war, würde ich immer noch gefangengehalten werden. Ich betrachtete die Stufen, die von diesem Treppenabsatz im zweiten Stock an Mammals und Nasserines Wohnung vorbei zum Dach führten. Ich konnte auf das Flachdach hinausgelangen und auf das Dach eines angrenzenden Gebäudes springen. Aber was dann? Würde irgendeine Nachbarin es wagen, eine Amerikanerin auf der Flucht in ihre Wohnung und auf die Straße zu lassen? Und selbst wenn, ich wäre dann immer noch ohne Mahtab.
    Tränen liefen mir über das Gesicht. Ich wusste, dass mein Leben vorbei war, ich wusste, dass Moody meine Existenz jeden Augenblick auslöschen konnte und auch dazu bereit war, und mir wurde klar, dass ich noch andere Leben beschützen musste. Schnell griff ich nach meinem Adressbuch, blätterte die Seiten durch und radierte rasch einige Telefonnummern aus. Obwohl sie verschlüsselt waren, wollte ich nicht das Leben von irgendjemand in Gefahr bringen, der auch nur den geringsten Versuch gemacht hatte, mir zu helfen.
    Mehrere Zettel mit unverschlüsselten Telefonnummern lagen zwischen den Seiten meines Adressbuches. Ich verbrannte diese Papierstückchen in einem Durchschlag und spülte die Asche die

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