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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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es alles Lüge ist?« Diese Frage war zu lächerlich, um sie zu übergehen. »Das ist ganz und gar nicht, was ich sehe«, sagte ich. Ich war drauf und dran, eine Tirade gegen die Unterdrückung der iranischen Frauen loszulassen, aber überall um mich herum kauerten anmaßende, arrogante Männer mit ihren Gebetsperlen und murmelten »Allahu akbar.«, während die Frauen unterwürfig und still in ihre Tschadors gewickelt dasaßen. »Ich will solche Fragen nicht diskutieren«, sagte ich plötzlich. »Ich werde keine Fragen mehr beantworten.« Ich drehte mich zu Moody um und murmelte: »Du musst mich hier rausholen. Ich habe keine Lust, auf der Anklagebank zu sitzen.« Moody war die Sache unbehaglich, er war zwischen der Sorge um seine Frau und der Pflicht, seinen Verwandten Respekt zu zollen, gefangen. Er tat nichts, und das Gespräch wandte sich der Religion zu. Der Sohn zog ein Buch aus dem Regal und schrieb eine Widmung hinein: »Für Betty. Dies ist ein Geschenk aus meinem Herzen für Dich.« Es war ein Buch mit belehrenden Aussprüchen des Imam Ali, des Gründers der schiitischen Sekte. Man erklärte mir, dass Mohammed selbst Imam Ah zu seinem Nachfolger ernannt hatte, dass aber die Sunniten sich nach dem Tod des Propheten an die Macht gekämpft und sich im größten Teil der islamischen Welt die Vorherrschaft gesichert hatten. Das war auch heute noch der größte Streitpunkt zwischen Sunniten und Schiiten. Ich versuchte das Geschenk so höflich wie möglich anzunehmen, aber der Abend endete trotzdem im Missklang. Wir tranken Tee und gingen.
    In unserem Schlafzimmer bei Ameh Bozorg angekommen, stritten Moody und ich uns. »Du warst nicht höflich.«, sagte er. »Du hättest ihnen zustimmen müssen.« »Aber es ist nicht die Wahrheit.« »Doch, das ist es«, sagte er. Zu meinem Erstaunen schleuderte mir mein eigener Ehemann die Parolen der schiitischen Parteilinie entgegen, die besagen, Frauen hätten die meisten Rechte von allen Menschen im Iran. »Du steckst voller Vorurteile«, sagte er. »Frauen werden im Iran nicht unterdrückt.« Ich traute meinen Ohren nicht. Er hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie die iranischen Ehefrauen die Sklavinnen ihrer Männer waren, wie ihre Religion und ihre Regierung sie bei jedem Schritt behinderten, eine Praxis, die sich beispielhaft an ihrem überheblichen Beharren auf einer veralteten und ungesunden Kleiderordnung erkennen ließ. An jenem Abend gingen wir im Zorn aufeinander ins Bett.
    Mehrere Familienmitglieder bestanden darauf, dass wir einen der Paläste des ehemaligen Schahs besichtigen sollten. Als wir ankamen, wurden wir nach Geschlechtern getrennt. Ich folgte den anderen Frauen in einen Vorraum, wo wir nach illegalen Waren durchsucht und auf angemessene Kleidung hin kontrolliert wurden. Ich trug Manto und Rusari, die Ameh Bozorg mir gegeben hatte, und dicke schwarze Strümpfe. Kein Jota Bein war zu sehen, aber dennoch bestand ich die Inspektion nicht. Mit Hilfe eines Dolmetschers informierte mich eine Aufseherin, dass ich außerdem noch eine dicke lange Hose überzuziehen hätte. Als Moody kam, um sich nach dem Grund für die Verzögerung zu erkundigen, erhob er Einwände. Er erklärte, dass ich Ausländerin sei und keine lange Hose bei mir habe. Aber die Erklärung reichte nicht, und die ganze Gesellschaft musste warten, bis Mammals Frau Nassenne zum Haus ihrer Eltern in der Nähe fuhr und eine Hose ausborgte. Moody beharrte darauf, dass nicht einmal das eine Repression war. »Das ist nur eine einzelne, die sich wichtig tut.«, murmelte er. »So sind die Dinge hier nicht wirklich.«
    Als wir schließlich den Palast besichtigen durften, war er eine Enttäuschung. Khomeinis plündernde Revolutionäre hatten eine Menge der sagenhaft prunkvollen Einrichtung davongetragen, und einiges von dem, was übriggeblieben war, war zertrümmert. Es war nichts mehr aus der Zeit des Schahs vorhanden, aber der Führer beschrieb uns den sündhaften, verschwenderischen Reichtum des Schahs und ließ uns anschließend aus dem Fenster auf die Elendsviertel in der Nachbarschaft schauen, damit wir uns fragten, wie der Schah so im Glänze hatte leben können, während nebenan die Massen im Elend hausten. Wir wanderten durch kahle Säle und warfen kurze Blicke in spärlich möblierte Zimmer, während ungewaschene und unbeaufsichtigte Kinder herumrasten. Die größte Attraktion schien ein Kiosk zu sein, an dem es islamische Literatur zu kaufen gab. Obwohl es ein Erlebnis ohne

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