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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Bedeutung war, konnten Ivlahtab und ich es als einen Tag weniger für unseren Aufenthalt im Iran verbuchen. Die Zeit verging unendlich langsam. Mahtab und ich vergingen vor Sehnsucht nach Amerika, nach Normalität. 
    In der Mitte der zweiten Woche unseres Urlaubs verschafften Reza und Essey uns eine Gelegenheit, einen Hauch von Heimat zu verspüren. Eine von Rezas liebsten Erinnerungen an seine Zeit bei uns in Corpus Christi war Thanksgiving, das amerikanische Erntedankfest. Nun fragte er, ob ich bereit wäre, ein Abendessen mit Truthahn zu bereiten. Ich war begeistert. Ich gab Reza eine Einkaufsliste, und er verbrachte einen ganzen Tag damit, die Zutaten zu beschaffen. Der Truthahn war ein dürrer Vogel, noch mit Kopf, Füßen und dem größten Teil der Federn und allen Eingeweiden. Er stellte eine Herausforderung dar, eine Aufgabe, die einen ganzen Tag ausfüllte. Esseys Küche war zwar auch verdreckt, aber immer noch steril im Vergleich zu Ameh Bozorgs, und ich arbeitete dort relativ zufrieden, um ein amerikanisches Festessen zu kreieren. Essey besaß keinen Bräter. Ja, sie hatte noch nie den Ofen ihres Gasherds benutzt. Ich musste den Puter in mehrere große Stücke hacken und diese in Töpfen braten. Ich hielt Reza und Moody beschäftigt, während ich zwischen Ameh Bozorgs und Rezas Küche hin und her eilte, um genaue Kochanweisungen zu geben. Ich musste zahlreiche Zutaten durch andere ersetzen. Es gab kein Salbei für die Soße, also nahm ich Märze, ein würziges Küchenkraut, und frischen Sellerie, den Reza nach einigen Stunden Suche auf den Märkten entdeckt hatte. Ich backte eine Art Baguette für die Füllung. Ich stampfte die Kartoffeln, eine seltene Delikatesse, mit einem hölzernen, kegelförmigen Stößel durch ein Sieb; noch einmal mit dem Stößel durchgeschlagen, verwandelte sich das Mus in Kartoffelpüree. Jeder Arbeitsschritt wurde durch die kulturellen Unterschiede behindert. Es gab weder Geschirrtücher noch Topflappen; die sind bei Iranern unbekannt. Es gab kein Wachspapier und keine Klarsichtfolie; im Iran verwendet man Zeitungen. Meine Pläne für einen Apfelauflauf wurden durch das Fehlen einer Kuchenform zunichte gemacht, deshalb backte ich einen Nachtisch mit Äpfeln und Streuseln. Ich musste die Ofentemperatur nach Gefühl einstellen, denn ich konnte mit den Zahlen auf der Skala nichts anfangen, und Essey stand auch vor einem Rätsel, denn sie hatte den Ofen ja noch nie benutzt. Das Kochen dauerte den ganzen Tag, und ich brachte einen Puterbraten zustande, der trocken, zäh und ziemlich geschmacklos war. Aber Reza, Essey und ihre Gäste waren begeistert, und auch ich musste zugeben, dass dies, verglichen mit dem fettigen, schmutzigen Essen, das man uns bisher im Iran vorgesetzt hatte, ein wahres Festessen war. Moody war sehr stolz auf mich.
    Endlich war der letzte Tag unseres Besuches gekommen. Madschid bestand darauf, dass wir den Morgen im Park Mellatt verbrachten. Das war schön. Madschid war das einzige wirklich sympathische Mitglied von Ameh Bozorgs Haushalt, der einzige mit einem Funken Leben in den Augen. Madschid und Zia - der mich am Flughafen so beeindruckt hatte - besaßen gemeinsam eine Fabrik zur Herstellung von Kosmetika. Ihr wichtigstes Produkt war ein Deodorant, obwohl davon in Ameh Bozorgs Haus nichts zu merken war. Sein Geschäft schien Madschid reichlich Freizeit zu lassen, und er benutzte sie, um mit den vielen Kindern der Sippe herumzutollen. Er war überhaupt der einzige unter den Erwachsenen, der sich für die Kinder zu interessieren schien. Mahtab und ich nannten ihn den »Spaßvogel«.
    Der Ausflug in den Park Mellatt war nur für uns vier - Madschid, Moody, Mahtab und mich. Er war das Vergnüglichste, was ich mir für den letzten Tag dieser mir endlos erschienenen zwei Wochen vorstellen konnte. Mahtab und ich zählten schon die Stunden bis zu unserer Abreise. Der Park war eine Oase mit grünen Rasenflächen, die von Blumengärten umgeben waren. Mahtab war überglücklich, einen Ort zum Herumtollen gefunden zu haben. Sie und Madschid spielten glücklich und liefen voraus. Moody und ich gingen langsam hinterher. Wieviel mehr Spaß würde mir der Park machen, dachte ich, wenn ich nur diesen lächerlichen Schal und den lächerlichen Mantel loswerden könnte. Wie ich die Hitze und den überwältigenden Geruch ungewaschener Menschen hasste, der sogar in dieses Paradies eindrang. Wie mir der Iran verhasst war!
    Plötzlich merkte ich, dass Moody meine

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