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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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islamische Revolution. Ich musste an seine Leichtfertigkeit beim Ausgeben unseres Geldes denken. Und die Möbel, die wir gekauft hatten? Dann fiel mir ein, dass Madschid immer noch nicht ihre Verschiffung nach Amerika arrangiert hatte. War es Zufall, dass Madschid heute morgen mit Mahtab im Park verschwunden war, damit Moody und ich allein miteinander sprechen konnten? Ich musste an all die heimlichen Gespräche zwischen Moody und Mammal in Farsi denken, als Mammal bei uns in Michigan wohnte. Schon damals hatte ich den Verdacht gehabt, dass sie eine Verschwörung gegen mich planten. Nun wusste ich, dass irgend etwas Schreckliches im Gange war, noch bevor ich Madschid am Telefon zu mir sagen hörte: »Ihr werdet morgen nicht abreisen können.« Ich bemühte mich, meiner Stimme keine Panik anmerken zu lassen und fragte: »Was meinst du damit - wir werden morgen nicht abreisen können?« »Man muss seine Pässe drei Tage vor der Abreise zum Flughafen bringen, um sie bestätigen zu lassen, damit man ausreisen darf. Ihr habt eure Pässe nicht rechtzeitig abgegeben.« »Das wusste ich nicht. Dafür bin ich nicht verantwortlich.« »Jedenfalls könnt ihr morgen nicht fliegen.« In Madschids Stimme lag eine Spur Herablassung, als wollte er sagen, ihr Frauen - besonders ihr Frauen aus dem Westen - werdet nie begreifen, wie die Welt funktioniert. Aber da war noch etwas, eine kalte Präzision in seinen Worten, die beinahe auswendig gelernt klangen. Ich mochte Madschid nicht mehr. Ich schrie ins Telefon: »Wann geht der erste Flug von hier, den wir nehmen können?« »Das weiß ich nicht. Ich muss nochmal nachsehen.«
    Als ich den Hörer auflegte, war mir, als wäre mein Körper plötzlich völlig blutleer. Ich hatte überhaupt keine Kraft mehr. Ich spürte, dass ich es hier mit etwas zu tun hatte, das weit über ein bloß bürokratisches Problem mit unseren Pässen hinausging. Ich schleppte Moody zurück ins Schlafzimmer. »Was geht hier vor?« verlangte ich zu wissen. »Nichts, nichts. Wir werden den nächstmöglichen Flug nehmen.« »Warum hast du dich nicht um unsere Pässe gekümmert?« »Das war ein Fehler. Keiner hat daran gedacht.« Jetzt war ich der Panik nahe. Ich wollte meine Haltung nicht verlieren, aber ich fühlte, wie ich begann, am ganzen Leib zu zittern. Meine Stimme wurde höher und lauter, und ich konnte nicht verhindern, dass sie zitterte. »Ich glaube dir nicht!« schrie ich. »Du belügst mich. Hol die Pässe. Pack deine Sachen zusammen. Wir fahren zum Flughafen. Wir werden ihnen sagen, dass wir nichts von der Drei-Tages-Frist wussten, und vielleicht lassen sie uns auf unseren Flug. Wenn nicht, bleiben wir dort, bis wir abfliegen können.« Moody schwieg einen Moment lang. Dann seufzte er tief. Wir hatten einen großen Teil der sieben Jahre unserer Ehe damit verbracht, Konflikte zu vermeiden. Wir waren beide die reinsten Verdrängungskünstler, wenn es darum ging, die schweren, wachsenden Probleme unseres gemeinsamen Lebens anzugehen. Nun wusste Moody, dass er es nicht weiter vor sich her schieben konnte, und ich wusste, schon bevor er damit herausrückte, was er mir zu sagen hatte.
    Er setzte sich neben mich auf das Bett und versuchte, mir seinen Arm um die Taille zu legen, aber ich rückte weg. Er sprach ruhig und fest mit einem wachsenden Gefühl der Macht in seiner Stimme. »Ich weiß wirklich nicht, wie ich es dir sagen soll«, sagte er. »Wir fahren nicht nach Hause. Wir bleiben hier.« Obwohl ich das Ergebnis dieses Gesprächs einige Minuten im Voraus geahnt hatte, konnte ich meine Wut nicht im Zaume halten, als ich schließlich die Worte vernahm. Ich sprang vom Bett auf. »Lügner! Lügner! Lügner!« schrie ich. »Wie kannst du mir das antun? Du weißt, dass ich nur aus einem einzigen Grund mitgekommen bin. Du musst mich nach Hause lassen!« Vor Mahtab, die nicht in der Lage war, die düstere Veränderung im Verhalten ihres Vaters zu begreifen, knurrte mich Moody an: »Ich muss dich keineswegs nach Hause lassen. Du musst das tun, was ich sage, und du bleibst hier.« Er versetzte mir einen Stoß gegen die Schultern, sodass ich rücklings auf das Bett fiel. Seine Schreie nahmen einen unverschämten Ton an, ja, er lachte beinahe, als wäre er der schadenfrohe Sieger in einem langanhaltenden, nicht erklärten Krieg. »Du wirst den Rest deines Lebens hierbleiben. Hast du das verstanden? Du wirst den Iran nicht verlassen. Du bleibst hier, bis du stirbst.«
    Stumm und wie betäubt

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