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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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den nächsten Einkauf. Moody gab sein Geld so großzügig aus, dass ich wusste, es wäre ihm gleich - er würde es nicht einmal bemerken.
    Fast jeden Abend fand bei jemandem aus der riesigen Menge von Moodys Verwandten eine Feier statt. Mahtab und ich waren immer die Außenseiter, die Kuriositäten. Die Abende waren bestenfalls langweilig, aber sie gaben uns einen Grund, Ameh Bozorgs schreckliches Haus zu verlassen. Schon bald fiel mir auf, dass Moodys Verwandte erkennbar zwei verschiedenen Kategorien angehörten. Die Hälfte der Sippe lebte wie Ameh Bozorg; dem Schmutz gegenüber gleichgültig, voller Verachtung für westliche Sitten und Ideale klammerten sie sich fanatisch an ihre Auslegung von Ayatollah Khomeinis schiitischem Islam. Die andere Hälfte schien etwas verwestlicht zu sein, offener für Abwechslung, kultivierter und freundlicher und auf alle Fälle hygienebewusster. Sie waren eher bereit, Englisch zu sprechen und weitaus höflicher zu Mahtab und mir.
    Wir genossen unsere Besuche bei Reza und Essey. Bei sich zu Hause war Moodys Neffe zu mir freundlich und zuvorkommend. Auch Essey schien mich zu mögen. Sie ergriff jede Gelegenheit, in Gesprächen mit mir ihre bescheidenen Englischkenntnisse anzuwenden. Essey und ein paar der anderen Verwandten halfen, die Langeweile und Frustration ein wenig zu lindern. Aber nur selten ließ man mich vergessen, dass ich als Amerikanerin eine Feindin war. Eines Abends waren wir zum Beispiel zu Moodys Cousine Fatimah Hakim eingeladen. Einige iranische Frauen nehmen bei der Heirat den Familiennamen ihres Mannes an, aber die meisten behalten ihren Mädchennamen. In Fatimahs Fall war die Frage müßig, denn sie war als eine Hakim geboren und hatte einen Hakim, einen nahen Verwandten, geheiratet. Sie war eine herzliche Frau von Ende Vierzig oder Anfang Fünfzig, die es wagte, Mahtab und mich mit häufigem Lächeln zu beehren. Sie sprach kein Englisch, aber während des Abendessens auf dem Fußboden erschien sie mir sehr freundlich um uns besorgt. Ihr für einen Iraner ungewöhnlich großer Mann verbrachte den größten Teil des Abends damit, Gebete zu murmeln und Koranverse zu singen, während um uns herum das mittlerweile vertraute Plappern der Verwandten lärmte.
    Fatimahs Sohn war ein Mensch von merkwürdigem Aussehen. Er mochte fast Mitte Dreißig sein, aber er war kaum einen Meter zwanzig groß und hatte jungenhafte Züge. Ich fragte mich, ob er vielleicht einer der vielen genetischen Abweichungen war, die ich in Moodys Familie gesehen hatte, wo viele untereinander heirateten. Während des Essens sprach dieses gnomenhafte Wesen kurz mit mir Englisch, mit einem sauberen, typisch britischen Akzent. Obwohl ich froh war, Englisch zu hören, war seine Art beunruhigend. Als frommer Mann sah er mich nicht einmal an, während er mit mir sprach. Nach dem Essen starrte er in eine entfernte Ecke und sagte zu mir: »Wir würden uns freuen, wenn ihr uns nach oben begleiten würdet.«
    Moody, Mahtab und ich folgten ihm die Treppe hinauf, wo wir zu unserer Überraschung ein Wohnzimmer vorfanden, das mit amerikanischen Möbeln angefüllt war. Englische Bücher säumten die Wände. Fatimahs Sohn führte mich zu einem Platz in der Mitte einer niedrigen Couch. Moody und Mahtab wurden rechts und links von mir platziert. Während ich mit den Augen die wunderbar vertraute Einrichtung aufsog, kamen andere Familienmitglieder herein. Sie nahmen nach einer streng hierachischen Sitzordnung Platz, in der Fatimahs Mann der Ehrenplatz zustand. Ich warf Moody einen fragenden Blick zu. Er zuckte mit den Achseln, denn auch er wusste nicht, was uns erwartete. Fatimahs Mann sagte etwas in Farsi, und der Sohn übersetzte, indem er an mich die Frage richtete: »Magst du Präsident Reagan?« Überrascht, im Bemühen höflich zu sein, stammelte ich: »Na, ja.« Weitere Fragen wurden in schneller Folge auf mich abgefeuert. »Mochtest du Präsident Carter? Was hast du von Carters Beziehungen zum Iran gehalten?« Darauf gab ich keine Antwort mehr, denn ich war nicht bereit, gefangen in einem iranischen Wohnzimmer, mein Vaterland zu verteidigen. »Ich will über diese Dinge nicht diskutieren. Ich habe mich noch nie für Politik interessiert.« Sie bedrängten mich weiter. »Nun«, sagte der Sohn, »ich bin sicher, dass du vor deiner Reise eine Menge darüber gehört hast, wie Frauen im Iran unterdrückt werden. Jetzt, da du eine Weile hier bist, siehst du doch ein, dass dies alles nicht wahr ist, dass

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