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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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erwog diese letzte Möglichkeit in der Tat, aber ich konnte noch die Worte der Rechtsanwältin hören: »Er hat kein Verbrechen begangen. Es gibt keinen Grund, weshalb Sie ihm das Besuchsrecht bei Mahtab vorenthalten könnten.« Ich hätte sowieso nicht aus diesem Flugzeug entkommen können. Als die Maschine die Landebahn entlangrollte, erklärte ein Flugbegleiter über Lautsprecher, dass in Zypern nur ein kurzer Zwischenstopp war. Passagiere, die nach Teheran weiterflogen, mussten an Bord bleiben. Es vergingen nur ein paar Minuten. Schnell waren wir wieder auf der Rollbahn und beschleunigten. Die Nase des Flugzeugs zeigte nach oben; die Räder verloren den Kontakt zum Boden. Ich fühlte die mächtige Schubkraft der Motoren, die uns in den Himmel trugen. Mahtab war an meiner Seite eingeschlummert, erschöpft von unserer langen Reise. Moody las ein iranisches Buch. Ich saß da, vor Anspannung fast wahnsinnig, in einem Schockzustand. Ich kannte mein Reiseziel, aber nicht das Schicksal, das mich erwartete.
    Mittwoch, der 29. Januar 1986, dämmerte so kalt und düster herauf wie meine Stimmung war. Der Spiegel zeigte mir ein rotes verquollenes Gesicht, das Ergebnis einer durchheulten Nacht. Moody brachte Mahtab zum Schulbus und sagte mir dann, dass wir zum Swissair-Büro fahren würden, um meinen Pass abzugeben, den sie dortbehalten würden, bis ich Freitag abflog. »Ich muss mit Chamsey und Khanom Hakim zum Ta'awom.«, erinnerte ich ihn. Er konnte meine Verabredung mit der Frau des Turbanmanns nicht missachten. »Wir gehen vorher zu Swissair.«, sagte er. Das nahm geraume Zeit in Anspruch, denn das Büro lag ganz am anderen Ende der Stadt. Während wir im Taxi durch die Stadt holperten, kreisten meine Gedanken um die Einkaufsfahrt. Würde Moody uns drei Frauen alleinlassen? Würde ich telefonieren können? Zu meinem Kummer begleitete Moody mich zu Chamseys Wohnung.
    »Was ist los?«, fragte Chamsey, als sie mein Gesicht sah. Ich gab keine Antwort. »Sag mir, was los ist.«, verlangte sie. Moody stand drohend dabei. »Ich will bloß nicht nach Amerika.«, weinte ich. »Moody sagt, ich muss fahren und die geschäftlichen Dinge erledigen. Ich muss alles verkaufen. Aber ich will nicht fahren.« Chamsey begehrte gegen Moody auf: »Du kannst sie zu einem solchen Zeitpunkt nicht zwingen, Geschäfte zu erledigen. Lass sie nur für ein paar Tage zu ihrem Vater fahren.« »Nein.«, knurrte Moody. »Ihr Vater ist gar nicht krank. Es ist ein Trick. Sie haben sich das alles ausgedacht.« »Doch, es ist wahr!«, rief ich. »Dad ist wirklich krank und das weißt du auch.« Vor Chamseys und Zarees Ohren schrien Moody und ich unseren Hass, den wir füreinander empfanden, heraus. »Du bist in deiner eigenen Falle gefangen!«, tobte Moody. »Dies war ein Trick, um dich nach Amerika zu holen. Jetzt musst du fahren. Du fährst, und du wirst mir das ganze Geld hierher schicken.« »Nein!«, schrie ich. Moody ergriff mich am Arm und zerrte mich zur Tür. »Wir gehen.«, verkündete er. »Ameh Bozorg.«, sagte Chamsey. »Beruhige dich.« »Ihr müsst das in Ruhe besprechen.« »Wir gehen!«, wiederholte Moody. Als er mich grob nach draußen zog, drehte ich mich um und rief Chamsey und Zaree zu: »Bitte, helft mir. Seht nach mir. Er wird uns etwas antun.« Moody knallte die Tür zu.
    Meinen Arm fest umklammert, zog er mich den eisigen Bürgersteig entlang zu den Hakims. Der Weg dauerte fünfzehn Minuten, und die ganze Zeit über beschimpfte er mich mit den übelsten Kraftausdrücken. Die Flüche schnitten mir nicht so tief in die Seele wie seine Worte: »Du wirst Mahtab niemals wiedersehen!« Als wir uns dem Haus der Hakims näherten, sagte er: »Reiß dich zusammen. Du weinst keine Träne vor Khanom Hakim. Lass dir nichts anmerken.« Moody nahm die von Khanom Hakim angebotene Tasse Tee nicht an. »Lass uns gleich zum Ta'awoni gehen«, sagte er. Wir gingen zu dritt zum Laden der Masdsched. Moody ließ meinen Arm keinen Augenblick los. Wir kauften einen Vorrat an Linsen und fuhren heim.
    Nachmittags arbeitete Moody in seiner Praxis. Ohne ein Wort mit mir zu reden, bewachte er mich nur schweigend, wie er es noch zwei Tage lang vorhatte, bis ich das Flugzeug nach Amerika bestieg. Nachdem sie aus der Schule gekommen war und sich versichert hatte, dass Daddy beschäftigt war, kam Mahtab zu mir in die Küche. Plötzlich sagte sie: »Mommy, bitte bringe mich heute nach Amerika.« Es war das erste Mal seit Monaten, dass

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