01 - Nicht ohne meine Tochter
Fleckchen Land zu suchen, auf dem wir dann unser eigenes Traumhaus bauen wollten. Noch bevor ich genau wusste, was vorging, mieteten wir ein Haus in Southfield und zogen ein: ich, Moody, Joe, John, Mahtab ... und Mammal. Ich meldete Mahtab an einer exzellenten Montessori-Schule im nahegelegenen Birmingham an, die von einer Frau geleitet wurde, die das Konzept von Montessori aus Europa nach Amerika gebracht hatte. Moody kaufte mir ein neues Auto, und fast jeden Tag nahm ich Mammal mit, damit er sich die Sehenswürdigkeiten von Detroit ansehen oder einfach nur, damit er mit dem Geld, das Moody ihm großzügig gab, einkaufen konnte.
Mammals Benehmen war so unangenehm und herablassend wie immer, aber trotzdem schien er zu glauben, dass ich von seiner Gegenwart entzückt war. In Wirklichkeit lebte ich natürlich nur für den Tag, an dem er in den Iran zurückkehren würde. Mammal blieb bis Mitte Juli bei uns, und als sich der Tag seiner Abreise näherte, bestand er immer hartnäckiger darauf, dass wir- Moody, Mahtab und ich- die Familie in Teheran besuchen sollten. Zu meinem Entsetzen willigte Moody ein und kündigte an, dass wir im August zu einem zweiwöchigen Urlaub kommen würden. Joe und John konnten solange bei ihrem Vater bleiben. Plötzlich nahmen Moodys und Mammals geheime, spätabendliche Unterhaltungen eine viel bedrohlichere Form an. Während der wenigen Tage vor Mammals Abreise verbrachte Moody jede freie Minute mit ihm. Heckten sie einen Plan aus? Einmal konfrontierte ich sie mit meinen dunkelsten Ängsten. »Was macht ihr eigentlich?«, fragte ich. »Plant ihr, Mahtab zu entführen und sie nach Teheran zu schaffen?« »Mach dich nicht lächerlich.«, sagte Moody. »Du bist ja verrückt. Du brauchst einen Psychiater.« »Ich bin nicht so verrückt, mit in den Iran zu fahren. Du kannst ja gehen. Die Kinder und ich bleiben hier.« »Du und Mahtab, ihr kommt mit mir.«, sagte Moody. »Ich lasse dir keine Wahl.« Natürlich hatte ich eine Wahl. Es war eine bittere, aber sie begann, in meinem Kopf Gestalt anzunehmen. Ich setzte immer noch auf die Hoffnung, dass wir unsere Ehe wieder kitten konnten, besonders wenn Mammal erst weg war. Ich wollte mich und die Kinder nicht der traumatischen Belastung einer Scheidung aussetzen. Aber ich wollte auch nicht in den Iran fahren.
Moody schwächte seine Haltung ab und versuchte, mit mir zu diskutieren. »Warum willst du denn nicht fahren?«, fragte er. »Weil ich weiß, dass ich, wenn ich mitkomme und du beschließt, dort zu bleiben, nicht mehr nach Hause kann.« »So, das beunruhigt dich also.«, sagte Moody freundlich. »Ich würde dir so etwas niemals antun. Ich liebe dich.« Plötzlich hatte er eine Idee. »Bring mir den Koran.« Ich holte das heilige Buch des Islam von seinem Platz in unserem Bücherregal und gab es meinem Mann. Er legte seine Hand auf den Deckel und erklärte: »Ich schwöre auf den Koran, dass ich dich nie zwingen würde, im Iran zu bleiben. Ich schwöre auf den Koran, dass ich dich niemals zwingen würde, irgendwo gegen deinen Willen zu bleiben.« Mammal gab mir seinerseits ein Versprechen: »Das könnte nie geschehen.«, versicherte er mir. »Unsere Familie würde so etwas nicht zulassen. Ich verspreche dir, dass das nicht passieren wird. Ich verspreche, wenn es je irgendein Problem geben sollte, wird unsere Familie sich darum kümmern.« Sofort überkam mich ein Gefühl der Erleichterung. »Okay.«, sagte ich. »Wir fahren.«
Moody brachte die Flugtickets mit. Der 1. August kam schneller, als mir lieb war. Obwohl mein Mann dieses dramatische und feierliche Versprechen auf den Koran geleistet hatte, wurde ich von immer größeren Zweifeln geplagt. Seine aufgeregte Vorfreude wuchs. Er verbrachte Stunden damit, alle iranischen Bücher zu verschlingen, die er in die Finger bekam. Er sprach liebevoll von seiner Familie - besonders von Ameh Bozorg. Er fing an, seine Gebete zu sagen. Wieder verwandelte er sich vor meinen Augen von einem Amerikaner in einen Iraner. Heimlich suchte ich eine Rechtsanwältin auf. »Ich muss mit ihm fahren oder mich scheiden lassen.«, erklärte ich. »Ich will nicht in den Iran fahren. Ich habe Angst davor, dass er mich, wenn ich dorthin fahre, nicht wieder nach Hause lässt.« Wir diskutierten diese Möglichkeit, und während wir sprachen, überfiel mich noch eine andere Angst. Die Möglichkeit einer Scheidung war auch riskant - vielleicht sogar riskanter als die Reise selbst. Wenn ich mich scheiden
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