01 - Nicht ohne meine Tochter
Ansicht nach mit zu bescheidenen Zielen zufriedengaben. Ich wollte mehr vom Leben, vielleicht einen Collegeabschluss, vielleicht eine Karriere als Gerichtsreporterin, vielleicht meine eigene Firma, vielleicht - wer konnte das sagen? Ich wollte mehr als das trübselige Leben, das ich um mich herum wahrnahm.
Aber ausgerechnet dann begannen die Kopfschmerzen. Tagelang war es mein einziges Streben, diese elenden, lähmenden Schmerzen loszuwerden. Verzweifelt nach Hilfe suchend, ging ich zu Dr. Roger Morris, unserem langjährigen Hausarzt, und an demselben Nachmittag überwies er mich ins Krankenhaus von Carson City, eine chiropraktische Klinik, eine halbe Autostunde westlich von Elsie gelegen. Ich lag im Bett in meinem Privatzimmer bei geschlossenen Vorhängen und abgeschaltetem Licht, zusammengerollt wie ein Fötus, und hörte ungläubig zu, als die Ärzte die Möglichkeit in Betracht zogen, ich könnte an einem Gehirntumor leiden.
Meine Eltern kamen mit dem Auto von Bannister, um mich zu besuchen, und brachten Joe und den kleinen John mit ins Zimmer, obwohl sie eigentlich noch nicht alt genug dafür waren. Ich war sehr froh, meine Söhne zu sehen, aber diese Übertretung der üblichen Besuchsregeln im Krankenhaus ängstigte mich. Als unser Pfarrer am nächsten Tag vorbeischaute, erklärte ich ihm, ich wollte ein Testament vorbereiten.
Mein Fall war verzwickt. Die Ärzte verschrieben täglich Physiotherapiesitzungen mit einer anschließenden Manipulationsbehandlung. Danach wurde ich in mein dunkles, ruhiges Zimmer zurückgeschickt. Die Manipulationstherapie ist einer der Hauptunterschiede zwischen Chiropraktik und der allgemein bekannten allopathischen Behandlung, wie sie von herkömmlich ausgebildeten Ärzten durchgeführt wird. Ein Chiropraktiker hat dieselbe Ausbildung durchlaufen wie normale Ärzte, aber in seinen theoretischen Konzepten unterscheidet er sich deutlich von ihnen. Chiropraktiker arbeiten auf den gleichen Gebieten der modernen Medizin wie herkömmliche Ärzte - als Anästhesisten, Chirurgen, Geburtshelfer, Kinderärzte und Neurologen, um nur ein paar zu nennen. Ein Chiropraktiker vertritt aber eine ganzheitliche Heilmethode. Die Manipulationstherapie versucht, Schmerzen auf natürliche Weise zu lindern, indem die betroffenen Nervenstellen stimuliert und angespannte, schmerzende Muskeln entspannt werden. In der Vergangenheit hatte das bei mir immer gute Erfolge erzielt, mir bei verschiedenen Leiden Erleichterung verschafft, und ich hoffte, dass die Methode auch diesmal wirken würde, denn ich suchte verzweifelt nach Linderung.
Ich litt solche Qualen, dass ich dem Assistenzarzt, der hereinkam, um die erste Manipulationsbehandlung durchzuführen, kaum Beachtung schenkte. Ich lag mit dem Gesicht nach unten auf einem hartgepolsterten Tisch, der den Druck auffing, als seine Hände meine Rückenmuskulatur bearbeiteten. Seine Berührung war sanft, sein Benehmen höflich. Er half mir, mich auf den Rücken zu drehen, sodass er die Behandlung an meinen Hals- und Schultermuskeln wiederholen konnte. Der letzte Teil der Behandlung bestand in einer schnellen, gezielten Drehung des Halses, die ein knackendes Geräusch hervorrief, weil Gas von den Wirbeln freigesetzt wurde, was sofort ein Gefühl der Erleichterung brachte. Während ich auf dem Rücken lag, sah ich mir den Doktor näher an. Er schien ungefähr sechs Jahre älter als ich zu sein - und damit war er älter als die meisten Assistenzärzte. Sein Haar begann schon, dünner zu werden. Seine Reife war vorteilhaft für ihn, sie verlieh ihm Autorität. Er war nicht besonders schön, aber seine starke, untersetzte Statur wirkte anziehend. Eine intellektuell aussehende Brille saß in einem Gesicht mit leicht arabischen Zügen. Seine Haut war eine Schattierung dunkler als meine. Außer einem leichten Akzent waren sein Verhalten und seine Persönlichkeit amerikanisch. Er hieß Dr. Sayyed Bozorg Mahmoody, aber die anderen Ärzte riefen ihn einfach bei seinem Spitznamen: Moody.
Dr. Mahmoodys Behandlungen wurden die Lichtblicke meines Krankenhausaufenthaltes. Sie verringerten zeitweilig die Schmerzen, und schon seine bloße Anwesenheit hatte therapeutische Wirkung. Er war der fürsorglichste Arzt, dem ich je begegnet war. Ich sah ihn täglich zur Behandlung, aber er schaute auch mehrmals während des Tages einfach nur herein, um zu fragen: »Wie geht es Ihnen?«, und spät am Abend, um Gute Nacht zu sagen.
Eine Reihe von Tests schloss die Möglichkeit eines
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