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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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erkundigte sich nach meiner Familie in Amerika; er war der erste Iraner, der das tat. Ich erklärte, dass mein Vater schwer krebskrank war und dass ich mir um ihn und um meine Mutter und meine Söhne Sorgen machte. Er nickte mitfühlend. Er verstand die Bedeutung von Familienbindungen. 
    Moody hielt etwas für Mahtab bereit, und er präsentierte es ihr in seiner typischen gefühllosen Art. Ohne jede Vorbereitung sagte er eines Morgens zu ihr: »Also, Mahtab, heute gehen wir in die Schule.« Mahtab und ich brachen beide in Tränen aus, wir fürchteten uns vor allem, was uns auch nur einen Augenblick trennen würde. »Zwinge sie nicht!«, bettelte ich. Aber Moody blieb hart. Er beharrte darauf, dass Mahtab lernen müsste sich anzupassen, und die Schule sei ein notwendiger erster Schritt. Inzwischen könne sie genug Farsi, um sich mit anderen Kindern zu verständigen. Es sei Zeit, mit der Schule zu beginnen. Moody hatte nicht mehr die Geduld, auf einen Platz in der privaten Vorschule, die wir uns angeschaut hatten, zu warten. Seine Nichte Ferri, die Lehrerin war, hatte Mahtab für die Vorschulklasse in einer staatlichen Schule angemeldet. Es sei schwer, einen Platz in einer Vorschule zu finden, sagte Moody, aber dank Ferris Einfluss sei es ihm gelungen. »Bitte, lass mich mit euch gehen.«, sagte ich, und in diesem Punkt gab er nach.
    Gegen einen scharfen Herbstwind, der von den nördlichen Bergen herabwehte, dick verhüllt, liefen wir ein paar Blocks von Mammals Haus zur Schariati-Straße, der Hauptstraße, wo Moody ein oranges Taxi anhielt. Wir stiegen zu einem halben dutzend Iraner ein und sausten zu unserem etwa zehn Minuten entfernten Ziel los. Madrase Zainab war ein flacher, in einem trüben Dunkelgrün gestrichener Zementbau, der von außen wie eine Festung wirkte. Mädchen verschiedener Altersstufen, alle in Schwarz oder Dunkelgrau gekleidet, Kopf und Gesicht mit dem Rusari bedeckt, huschten hinein. Zögernd folgten Mahtab und ich Moody in einen dunklen Flur. Eine Wächterin wurde aufmerksam, als er eintrat. Dies war eine reine Mädchenschule. Schnell klopfte die Wächterin an die Tür des Sekretariats, öffnete sie einen Spalt und warnte die Frauen drinnen, dass gleich ein Mann eintreten würde.
    Im Sekretariat standen Mahtab und ich ängstlich da, während Moody mit der Schulleiterin sprach, einer Frau, die ihren schwarzen Tschador fest um das Gesicht gepresst hielt. Solange Moody sprach, heftete sie ihre Blicke fest auf den Boden, sah mich von Zeit zu Zeit an, aber keinesfalls den Mann, der mit ihr sprach. Nach ein paar Minuten drehte sich Moody zu mir um und knurrte: »Sie sagt, meine Frau sieht nicht sehr glücklich aus.« Seine Augen befahlen mir, kooperativ zu sein, aber wieder einmal - wenn es in erster Linie um Mahtab ging - fand ich die Kraft, ihm zu widerstehen. »Mir gefällt diese Schule nicht.«, sagte ich. »Ich möchte das Klassenzimmer sehen, in dem sie sein wird.« Moody sprach weiter mit der Schulleiterin. »Khanom Schahien-  sie ist die Direktorin - wird es dir zeigen.«, sagte er zu mir. »Dies ist eine Mädchenschule; Männer dürfen nicht in die Innenräume.«
    Khanom Schahien war eine junge Frau von Mitte Zwanzig. sie sah unter ihrem Tschador attraktiv aus, und ihre Augen begegneten meinem feindseligen Blitzen mit anscheinend echter Freundlichkeit. Sie war eine der wenigen Iranerinnen mit Brille, die ich bisher gesehen hatte. Wir verständigten uns, so gut es ging, mit Gesten und ein paar einfachen Worten in Farsi. Ich war entsetzt, sowohl von den Einrichtungen der Schule, als auch von den Aktivitäten dort. Wir liefen durch schmuddelige Flure, vorbei an einem riesigen Porträt des grollenden Ayatollah und an zahllosen Plakaten, die die Herrlichkeiten des Krieges darstellten. Eine beliebte Pose war anscheinend die des ritterlich-tapferen Soldaten, der stolz neben seinem Gewehr steht und sich im Ruhme seines blutgetränkten Verbandes sonnt. Die Schülerinnen saßen dichtgedrängt auf langen Bänken, und obwohl ich wenig Farsi verstand, war die Unterrichtsmethode leicht zu durchschauen. Reines Auswendiglernen, wobei die Lehrerin einen Satz herunterleierte, den die Kinder alle im Chor wiederholten. Ich dachte, ich hätte längst die schlimmsten hygienischen Zustände gesehen, die der Iran zu bieten hatte, bis ich einen Blick in die Toilette der Schule warf, eine einzige für die fünfhundert Schülerinnen. Sie bestand aus einer winzigen Kabine mit einem hohen, offenen Fenster,

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