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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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leise, in einem fast ehrfürchtigen Tonfall: »Die Toten sprechen allein durch die Indizien. Allein mit Hilfe der Indizien kannst du eine Stimme für die Toten sein. «

    Heather stand auf. S. A. James William Wallace – angesehenster Gerichtsmediziner des FBI und schlechtester Vater der Welt.
    »Die Toten sind nicht die Einzigen, die sich Gehör verschaffen wollen, Dad.«
    »Ach, Pumpkin, die Mörder haben in dem Augenblick ihre Stimme gefunden, in dem sie eine Pistole, ein Messer, einen Strick oder einen Baseballschläger in die Hand nehmen – in dem Augenblick, in dem sie töten. Nur durch Indizien wirst du ihre Stimme zum Schweigen bringen. «
    Heather wandte sich von Daniels zusammengerolltem Körper ab. Sie strich sich die regenfeuchten Haarsträhnen aus dem Gesicht und lauschte dem dumpfen Dröhnen des Basses, der aus dem Club Hell zu ihr herüberdrang.
    Daniels Mörder sprach laut und vernehmlich. Er war ein organisierter Killer und schien stets reflektiert zu sein. Es konnte sich also nicht um Zufall handeln, dass er diese Mauer neben dem Club gewählt hatte. War Daniel seinem Mörder vielleicht im Club begegnet? Warum hatte dieser dann den Leichnam im Hof von Da Vincis deponiert und nicht einfach auf der anderen Seite der Mauer?
    Was, wenn diese Tat in Wirklichkeit das Werk eines Trittbrettfahrers war?
    Dann war der Cross-Country-Killer noch immer da draußen, genoss weiterhin seine Spritztour durch die Vereinigten Staaten und suchte sich lässig seine Opfer aus – Männer wie Frauen – wie ein Tourist in Bermudashorts seine Postkarten.
    Während dieser Gedanke Heather durch den Kopf ging, war ihr eines wieder einmal deutlich bewusst: Sie würde nie zulassen, dass eine Spur kalt wurde, nur weil sie den Ruf eines geliebten Menschen nicht gefährden wollte. Sie würde nie wichtige Beweise unterschlagen, ganz gleich, wie schmerzhaft das auch für alle Beteiligten sein mochte.

    Im Gegensatz zu dem ach so prominenten James William Wallace.
    Heather gesellte sich zu Collins, der noch immer auf der Schwelle zu Da Vincis stand. Sie konnte deutlich die unausgesprochene Frage in seinen Augen lesen: Ist der Cross-Country-Killer jetzt in New Orleans?
    »Die übliche Signatur ist anders«, erläuterte sie. »Die Botschaft an der Mauer … ich kann allerdings erst Genaueres sagen, wenn uns der Autopsiebericht und die DNS-Analyse vorliegen.«
    »Was sagt Ihnen Ihr Bauchgefühl?«
    Heather warf noch einmal einen Blick auf den Leichnam. Zusammengerollt. Gefaltete Hände. Splitternackt im Regen. Immer wieder war auf den Körper eingestochen worden. Erwürgt. Jung und attraktiv – zumindest früher.
    Sie sah Collins an. Er musste etwas über einen Meter achtzig groß sein. Schmal. Mitte dreißig. Ihr fiel die Spannung in seinen Schultern und seinen Kiefermuskeln auf. »Wie tief in der Scheiße stecken Sie, wenn Sie sogar so weit gehen, freiwillig einen FBI-Agenten anzufordern, Detective?«
    Einen kurzen Moment lang wirkte er überrascht. »Sie sind offenbar nicht ohne Grund FBI-Agentin geworden … bis zum Hals, würde ich sagen, und es wird schlimmer.«
    »Ich werde mein Möglichstes tun, um Sie da rauszuholen«, antwortete Heather. »Übrigens bin ich froh, dass Sie mich angefragt haben.«
    Collins musterte sie für eine Weile. Seine haselnussbraunen Augen wirkten grüblerisch. Dann nickte er. »Danke. Aber ich komme da schon selbst raus.«
    »Wie Sie meinen.« Heather wich seinem eindringlichen Blick nicht aus. »Meinem Bauchgefühl nach zu urteilen ist das tatsächlich das Werk des CCK. Aber das ist noch inoffiziell. «

    Die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf Collins’ Lippen. »Wie Sie meinen.«
    »Er ist wahrscheinlich schon lange wieder weg.«
    Der Detective nickte trostlos. »Ein Reisender.«
    Schrilles Gelächter und durchdringende Jazzrhythmen wehten von der Straße in den Innenhof hinein, unterlegt vom Dauerwummern der Bässe aus dem Club Hell.
    »Mardi Gras«, sagte Collins. »Jedenfalls fast. Noch drei Tage, und es ist schon jetzt ziemlich verrückt.« Er schüttelte den Kopf. »Haben Sie das schon mal mitgemacht?«
    »Nein, das ist mein erstes Mal in New Orleans«, antwortete sie.
    »Darf ich mich dann bei Ihrem Bauch mit einem New-Orleans-typischen Abendessen bedanken?« Collins, der am Türrahmen gelehnt hatte, richtete sich aufrecht. Sein klares, würziges Eau de Cologne durchdrang den immer stärker werdenden Geruch von Blut und Tod.
    »Danke, heute nicht. Aber ich nehme gerne einen Gutschein.

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