01 - Schatten der Könige
du? Wo …?«
Sie…
außerhalb von Oumetra haben sie mich gefangen… mich mit Drogen betäubt… ich erinnere mich an diesen Morgen, ich sah eine weiße Burg, Soldaten, Reiter…
Aber die Anstrengung war zu viel für sie, und er fühlte, wie ihre Gedanken auseinander strömten und ihre Essenz verschwand, noch während er wieder aufwachte und die Schmerzen spürte, die … »Nein, wartet… Er lebt noch!«
Undeutlich erkannte er den Lordkommandeur Mazaret, der neben ihm kniete und ihn mit einer Hand aufrichtete, während er ihm mit der anderen leicht auf die Wangen schlug. Die Kämpfe schienen vorbei zu sein, denn er hörte nur noch das Stöhnen von Verwundeten und Sterbenden. Tauric fühlte den Schmerz in seiner Schulter, graue Schleier tanzten vor seinen Augen und in seinem Kopf, aber jetzt kämpfte er darum, bei Bewusstsein zu bleiben und zu sprechen.
»Sie ist hier!«
»Strengt Euch nicht an«, sagte Mazaret.
Dann hockte sich ein anderer auf die Stufen neben ihm. Kodel. »Wer ist hier?«
»Alael!« Tauric schrie ihren Namen beinahe. »Sie ist eine Gefangene, hier in Sejeend. Wir müssen sie retten …!«
Mazaret und Kodel wechselten einen kurzen Blick und lauschten dann sorgfältig Taurics Worten, als er ihnen von seiner Vision berichtete. Der Blick des Lordkommandeurs wurde eindringlich, als er von der ersten Stimme und den starken Gerüchen des Waldes berichtete, während der Befehlshaber der Jäger Kinder die ganze Zeit nur still und aufmerksam zuhörte. Als Tauric zu Ende gesprochen hatte, stand Mazaret auf.
»Wenn ihre Häscher fliehen wollen, müssen sie durch das Nord- oder Osttor. Ich sende sofort Patrouillen zu beiden Toren. Kein Karren oder Wagen wird sie passieren, ohne vorher gründlich durchsucht worden zu sein, bei meinem Wort.« Er nickte Kodel knapp zu, eilte die Treppe hinunter und bellte Befehle.
»Ein guter Mann«, sagte Kodel. »Wenn auch ein bisschen förmlich. Er war nicht besonders amüsiert darüber, dass Ihr und Eure Gefährten sich mit meiner Zustimmung dem Angriff angeschlossen haben. Mein Freund, der Waffenmeister, wurde von Eurem ungestümen Angriff ebenfalls ziemlich überrumpelt, obwohl er wie ich erkannte, dass Ihr über die wesentlichen Qualitäten für einen ausgezeichneten Befehlshaber verfügt: Intuition und Glück.«
»Kodel«, erwiderte Tauric, »Was ist mit dem Söldnerführer geschehen, diesem Crolas?« Kodel griff hinter sich und zog etwas zu sich heran. Es war die Spinnenklaue, deren Reptilienhaut zerfetzt und mit Blut besudelt war. »Ich habe von dem Angebot gehört, dass Ihr ihm gemacht habt. Es war mehr, als er verdient hatte. Zu schade, dass er eine so klägliche Wahl getroffen hat.« »Er kam mir nicht wirklich schlecht vor«, erwiderte Tauric beunruhigt. »Ich habe ihn sogar beinahe gemocht, obwohl er mein Feind war.«
»Selbstverständlich«, gab Kodel mit einem frostigen Lächeln zurück. »Eure Feinde können Euch nicht hintergehen, sie vermögen nur, Euch zu töten.«
23
Die Fahne wurde erhoben, und der Dolch ist blutbefleckt. Der Feind kennt unsere Namen, und die Zahl unserer Pfeile. Getrieben von der Klinge der Zeit, stürmen wir vor zum Rand.
VOSODA BOROAL, Das Große Haus Hailebron, Buch III, 1,27
Die Sonne drang durch die Wolkengebirge und ergoss ihr unstetes Licht über den Hof, als Mazaret den Burgfried von Hojamar verließ. Als erstes begegnete er Rul Yarram, der die lange Haupttreppe hinaufstieg. Er lief rasch herunter und fing ihn auf halbem Weg ab.
»Lordkommandeur«, sagte Yarram und salutierte, indem er die flache Hand gegen seine Brust schlug. »Ich melde hiermit, dass wie Sejeend eingenommen haben. Abgesehen von denen, die wir gefangen genommen oder getötet haben, gib es noch etwa ein Dutzend Mogaun und eine Handvoll Söldner, die sich irgendwo verstecken und vielleicht hoffen, getarnt aus der Stadt zu entkommen.« Mazaret deutete auf die Rauchsäulen, die sich über einigen Stellen der Stadt erhoben. »Dennoch sieht es so aus, als wären noch nicht alle Probleme gelöst.«
Der Rul nickte. »Der Pöbel. Einige von ihnen machen uns das Leben schwer. Die Plünderer machen keinen Unterschied zwischen uns und den Mogaun.«
»Also tragen sechzehn Jahre barbarischer Herrschaft am Ende doch Früchte«, sagte Mazaret und starrte trübe auf den Hafen hinaus. »Wusstet Ihr, dass Sejeend einmal die Stadt für meisterliche Weber und Gobelinknüpfer gewesen ist, Yarram? Ein Ort der Lehre und Schönheit.«
»Mein Großvater stammt von
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