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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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hier, Herr«, erwiderte Yarram nachdenklich. »Ich habe ihn bis zu seinem Tod vor dem Einfall der Mogaun mindestens zweimal im Jahr besucht.«
    Mazaret betrachtete ihn verwundert. Es musste hart für ihn sein, die Stadt so heruntergekommen zu sehen, dachte er. Wie würde ich mich fühlen, wenn ich nach sechzehn Jahren durch die Straßen Besh-Daroks gehen würde?
    Einen Augenblick lang herrschte verlegenes Schweigen, bis Yarram es brach.
    »Wann kommt die Verstärkung, Herr?«
    »Zweihundert Ordensritter sollten bei Einbruch der Nacht eintreffen, und weitere hundert vor dem Morgengrauen. Kodel hat mir gesagt, dass hundert Bogenschützen der Jäger Kinder am späten Abend ankommen, und kleinere Gruppen im Laufe der Nacht erwartet werden.« Er schaute Yarram mit ernstem Blick an. »Selbst wenn unsere Streitkräfte wachsen, werden die Clans der Mogaun gemeinsam gegen uns ziehen, und wenn das geschieht, erwartet uns ein erbitterter, harter Kampf.« Yarram nahm Haltung an. »Wie lauten Eure Befehle, Lordkommandeur?«
    »Unterstellt all Eure Männer bis auf zwanzig dem Befehl Eures vertrauenswürdigsten Offiziers. Sie sollen auf meinen Befehl hin alle Getreide- und Lebensmittelgeschäfte ausfindig machen, die verschont geblieben sind und in der Nähe der Burg liegen, sie sichern und einen Boten zu mir schicken. Ihr reitet in der Zwischenzeit mit Euren zwanzig Leuten zum Osttor, stellt dort Posten auf und schickt den Rest zum Nordtor, wo Ihr selbst Stellung bezieht. Alle Wagen und Karren, welche die Stadt verlassen, müssen nach einem jungen Mädchen durchsucht werden, das möglicherweise gefesselt und versteckt ist. Sie ist vielleicht sechzehn, schlank, hat langes, blondes Haar und trägt wohl ein geblümtes Kleid.«
    »Und wenn wir sie finden?«
    »Falls die Lage es erlaubt, bringt Ihr sie unverzüglich zum Burgfried, ansonsten müsst Ihr sie vor jedem Schaden bewahren, koste es, was es wolle.« Er legte dem Mann die Hand auf die Schulter. »Es wird sehr gefährlich sein, Yarram, aber das Mädchen muss gefunden werden. Sie ist eine Magierin mit großer Macht, aber ohne die erforderliche Ausbildung, und darf auf gar keinen Fall in die Hände der Akolythen fallen.«
    Yarrams Blick verriet eiserne Entschlossenheit. »Ich verstehe, Mylord. Wenn Ihr gestattet…« Mazaret nickte und sah dem Offizier nach, wie er die Treppe hinuntereilte. Wärst du auch so eifrig, wenn ich dir verraten hätte, dass sie Taurics Rivalin um den Thron ist?, dachte er und lächelte dann bedauernd. Wahrscheinlich schon. Du bist ein aufrechter Mann, Rul Yarram.
    Tauric. Der Gedanke an den jungen Thronfolger erinnerte ihn an den Moment der Verzweiflung, den er durchlitten hatte, als er sah, wie das Vater Baum-Banner auf den hohen Zinnen des Burgfrieds zu Boden gesunken war. Und nachdem ihm mit knapp zwanzig Rittern der Durchbruch in den Großen Saal gelungen war, hatte er den Söldnerführer Crolas über dem hingestreckten Tauric stehen sehen. Mazaret war sicher gewesen, dass spätestens jetzt alles verloren war. Doch dann tauchte wie aus dem nichts Kodel auf, und nach einem heftigen Schwertkampf lag Crolas sterbend zu seinen Füßen. Damit hatte Kodel Tauric bereits zum zweiten Mal vor dem Tod bewahrt, und Tauric seinerseits betrachtete den neuen Hauptmann der Jäger Kinder als seinen Mentor.
    Mazaret durchschaute Kodels Motive nicht, und das bereitete ihm Kopfzerbrechen. Außerdem empfand er einen leichten Groll wegen Taurics Bericht von seiner Vision. Als er hörte, wie der Junge von einer schrecklichen, geisterhaften Stimme sprach und den intensiven Gerüchen von Blättern und Erde beschrieb, verblüffte ihn die Ähnlichkeit zu der Vision, die er selbst nach dem Tod seiner Familie in Krusivel vor Jahren erfahren hatte.
    Er fragte sich nicht zum ersten Mal, welche Wesenheit wohl hinter den plötzlichen Eingebungen und Träumen stand. Seine Vision schien ihm von der Erden Mutter geschickt worden zu sein. Aber was mochte ihre Absicht sein; war sie gut oder böse, oder vielleicht keines von beiden? Einmal, während einer heimlichen Reise nach Scallow, war er zufällig auf einen reisenden Seher von den Ogucharn-Inseln gestoßen, und hatte ihn nach den Einzelheiten seiner Vision befragt. Der alte Mann hatte mit gekreuzten Beinen auf einem niedrigen Sofa aus billiger, gelber Seide gesessen, und Mazaret mit einem traurigen Blick gemustert, während er einen kleinen Sack aus seiner schmutzigen Robe gezogen und den Inhalt herausgeschüttelt hatte. Eine Weile

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