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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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stocherte er in den Knochen, Kieseln und Federn herum. »Du wirst keine Frau haben«, murmelte er dann, »aber viele Söhne.«
    Damals hätte Mazaret den dürren alten Mann am liebsten geschlagen, und nur die Notwendigkeit, unerkannt zu bleiben, hatte seine Hand aufgehalten. Jetzt lächelte er ironisch bei der Erinnerung. Einer von Kodels Männern, ein rothaariger Junge in der graubraunen Kluft der Jäger Kinder , näherte sich ihm mit einer Nachricht von Medwin. Mazaret folgte ihm sofort die Treppe hinab und durch das große Portal in den niedrigen Teil der Burg bis zu einem Speisesaal, den man notdürftig für Besprechungen hergerichtet hatte.
    Während der nächsten halben Stunde diskutierte er hitzig mit einer Handvoll Männer, die vor der Invasion Stadtverwalter und Aufseher gewesen waren. Zwei Verwalter, die von den Mogaun-Häuptlingen eingesetzt worden waren, wollten jetzt lieber kooperieren, als sich dem Zorn des Pöbels auszusetzen, und einige überlebende Adlige, die aus den Kerkern befreit worden waren, hatten ihre eigenen Ansprüche.
    Durch eine Kombination aus Druck und gutem Zureden gelang es Mazaret und Medwin, die Männer dazu zu bringen, für den Wiederaufbau Sejeends zusammenzuarbeiten. Mazaret spielte den harten Offizier, während Medwin den verständnisvollen Unterhändler gab. Sie genossen dieses Spiel beinahe. Während der provisorisch eingesetzte Stadtrat die ersten Erlasse unterschrieb, kehrten der Soldat und der Magier wieder in den Hof des Burgfrieds zurück.
    »Das war eine ausgezeichnete Vorstellung, Lordkommandeur«, erklärte Medwin. Der Magier war ein bärtiger, korpulenter Mann, dessen dunkelbraune Robe ebenso makellos und unbeschädigt aussah wie vor dem Kampf. »Ich habe Euch fast geglaubt, als Ihr gedroht habt, dass jeder am Pfahl verbrannt werden sollte, der dabei erwischt wird, die Mogaun mit Ernten aus den besetzten Ländern zu versorgen.«
    »Wenn ich nicht überzeugend gewesen wäre, würden sie mir auch nicht folgen«, erwiderte Mazaret. »Außerdem wären die beiden früheren Kollaborateure dann auch nicht so entzückend blass um die Nase geworden.«
    Medwin lachte. »Vielleicht sollte ich Euch versichern, dass die Schmeicheleien, die ich in diesem Raum verteilt habe, weit weniger ernsthaft gemeint waren.«
    »Wo sind die anderen Magier?«, erkundigte sich Mazaret, als sie auf den Hof traten. Die Sonne schien jetzt auf den von einer Mauer umgebenen Exerzierplatz, wärmte die Steine und trocknete die Erde aus. Mazaret fühlte, wie ihm der Schweiß über Gesicht und Hals lief.
    »Eshmor redet mit den Priesterinnen der Erden Mutter und schlägt vor, dass sie hier im Burgfried Heilerzelte für die Kranken und Verwundeten aufschlagen sollen.«
    Mazaret runzelte die Stirn. »Ich dachte, der Erden Mutter Orden in Sejeend wäre ausgelöscht worden. Die Verfolgung hat in diesem Teil von Roharka besonders grausam gewütet.«
    »Sie haben sich außerordentlich viel Mühe gegeben, Novizinnen auszubilden, die darauf vorbereitet waren, ihre Posten anzutreten, falls der Feind die Stadt nähme.« Medwin zuckte mit den Schultern. »Wie solche Arrangements der Äbtissin in Krusivel gefallen würden, ist durchaus … sagen wir, verhandelbar …« Seine Augen weiteten sich, als er jemandem am anderen Ende des Hofes zuwinkte. »Der Erzmagier. Er wird in der Lage sein, mehr Licht in das Dunkel dieser Frage zu bringen.« Mazaret sah Bardow und die junge Terzis durch das große Portal treten. Der Erzmagier stützte sich auf den Arm seiner Schülerin. Medwin hob grüßend den Arm, beschleunigte seinen Schritt und eilte Mazaret voraus. Der Magier war nur noch zwei Schritte von den beiden entfernt, als er stolperte, sich mit beiden Händen an die Kehle griff, einen erstickten Schrei ausstieß und keuchend zu Boden stürzte. Gleichzeitig schrie Terzis am Tor gequält auf und wälzte sich im Staub, während Bardow auf sie zukroch.
    Mazaret eilte an Medwins Seite und sah, wie er die Hände über die Augen legte und murmelte: »Im Namen Der Mutter, er ist tot…!«
    Zwei Jäger Kinder liefen hinzu und boten ihre Hilfe an, aber Mazaret bedeutete ihnen, Abstand zu halten. »Wer ist tot, Medwin? Wer?«
    Seine Stimme schien die Hysterie des Magiers zu durchdringen, denn er senkte die Hände und schaute ihn direkt an.
    »Guldamar ist tot. Verraten von dunkler Hexerei, erwürgt…« Er legte eine zitternde Hand an seine Kehle. »Ich habe gefühlt, wie er uns zu erreichen suchte, als das Leben … das Leben aus

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