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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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anderen Seite einer dunklen, leeren Gasse die Rückseite eines Lagerhauses auf. Sie hatten die Gerberei ganz bewusst als Hauptquartier ausgewählt. Das Lagerhaus war verlassen und baufällig, in der Nähe befanden sich nur wenige andere Gebäude, und die Gasse war ein enger, unbeleuchteter Gang, der nur von wenigen Abzweigungen unterbrochen gerade auf Mazarets Ziel zu verlief, die Kaiserlichen Kasernen.
    Während sie wachsam in der Kälte warteten, dachte Mazaret an die große Stadt Besh-Darok, deren Bewohner schlafend und ahnungslos in ihren Betten lagen. In den letzten Jahren hatte er sich häufig seine Rückkehr nach einem strahlenden Sieg ausgemalt, in einem prächtigen, jubelnden Triumphzug durch die Stadt, den alle miterleben konnten. Und jetzt stand er frierend hier und würde sich bald durch die Schatten schleichen, einem verzweifelten Gefecht mit Ungewissem Ausgang entgegen. Verhüllte Gestalten würden sich über Hinterhöfe stehlen oder von Vorsprüngen springen und Wächter mit ihren Messern oder einer Schlingschnur um den Hals ausschalten. Genauigkeit und Überraschung lauteten die beiden wesentlichen Taktiken, denn laut Kodels Spionen übertraf die Zahl der feindlichen Streitkräfte einschließlich der Stadtwachen Mazarets Streitmacht beinahe um das Doppelte. Allerdings befanden sie sich fast ausschließlich in den drei Kasernen und auf Wachtposten, die über die Stadt verteilt waren. Konnten sie diese Stellungen schnell und ohne nennenswerte Verluste nehmen, würde die Stadt in Freiheit erwachen.
    Falls wir jedoch den Überraschungsmoment verlieren, dachte er, riskieren wir, die Bewohner gegen uns aufzubringen. Und sollte es Bardow und Kodel nicht gelingen, der tödlichen Magie Einhalt zu gebieten, sind unsere Stunden gezählt.
    Wenigstens befindet sich der Waffenmeister bei Tauric und seinen Gefährten, grübelte er weiter, und wenn Yarram meinem Rat folgt, werden sie keinen Schaden nehmen.
    Er lachte, ein leises, ironisches Lachen, und Medwin warf ihm einen verblüfften Blick zu. »Schon gut, mein Freund«, sagte Mazaret. »Mir ist gerade klar geworden, was wir alle hier aufs Spiel setzen.«
    »Keine sehr tröstliche Beobachtung«, erwiderte der Magier.
    »Ebenso wenig tröstlich wie unsere Situation.«
    Medwin wollte antworten, als er an Mazaret vorbei sah. »Die Männer sind da.«
    In Zweierreihen näherten sich die Krieger von Süden. Ihre Schilde, die metallenen Rüstungen und ihre Waffen waren von Tüchern bedeckt, und selbst ihre Stiefel waren darin eingeschlagen, um ihre Schritte zu dämpfen. Mazaret sah ihnen einen Moment anerkennend zu, dann trat er vor den Offizier an der Spitze der ersten Kompanie.
    »Kalno! Folgt mir, im Trott, vorwärts marsch!«
    Die Kaiserlichen Kasernen waren ein nüchternes, dreistöckiges Bauwerk, das vor beinahe zwei Jahrhunderten unter der Herrschaft Kaiser Mavrins errichtet worden war. Nur das oberste Stockwerk wurde von Fenstern durchbrochen, und eine Barriere aus umzäunten Pfeilern umgab den Exerzierplatz, der vor dem Haupteingang lag. Ein großes Portal versperrte den Eingang, das von zwei Fackeln und langen Bannern in dunklen Farben flankiert wurde. Als es in Sichtweite kam, sah Mazaret, wie sich davor drei verhüllte Gestalten von zwei reglos auf dem Boden liegenden Männern lösten. Zwei gingen mit den Schlüsseln zu den Toren, während die dritte zu Mazaret trat, der seine Truppen mittlerweile hatte anhalten lassen.
    »Alles erledigt«, sagte der Kundschafter. »Die Wachen auf dem Dach sind ebenfalls ausgeschaltet. Nur die am hinteren Tor stehen noch auf ihrem Posten. Eure Männer müssen dort angreifen und in den inneren Wachraum eindringen.«
    »Das werden sie augenblicklich tun«, erwiderte Mazaret, drehte sich um und nickte einem seiner Offiziere zu. Einen Moment später trennten sich etwa fünfzig Männer, zumeist Ordensritter, von der Hauptstreitmacht und hasteten zur rückwärtigen Seite der Kaserne. Die restlichen zweihundert Mann führte Mazaret über den verlassenen Exerzierplatz zu dem Portal, das im selben Moment von den Kundschaftern aufgestoßen wurde.
    Dahinter befand sich eine viereckige Halle, in der nur zwei Stocklaternen brannten, die in der schlichten, gemauerten Wand eingelassen waren. Mazarets Männer zogen ihre Schwerter und Streitäxte und lösten die Lappen von den Schilden, während sie in die Halle vordrangen. Vorher eingeteilte Kommandos rückten zu den Türen der Schlafsäle nach rechts und links vor, als eben diese Türen

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