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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Letzterer lag zusammengerollt am Boden und wimmerte leise vor sich hin. Andere Stimmen drangen in Suviels Verstand ein, brutale, aufdringliche Stimmen.
    Ertränkt sie, peinigt sie …
    Ich wittere ihren Stolz und ihre Furcht…
    Sauft ihre Macht…
    Alte Frau, junge Frau, aber die ältere ist stärker…
    Sind wir nicht diejenigen, die ihre Tempel zerstörten und uns an ihren Geistern labten …? Opfert sie dem Schrein …
    Zerbrecht ihre Knochen, fresst und tanzt und fliegt…
    Suviel presste eine Hand gegen ihren Kopf, als die Stimmen in ihre Gedanken eindrangen. Doch dann verwandelte sich ihre Furcht in Ärger, sie ballte ihre erhobene Hand zur Faust und ließ sie dann an ihre Seite sinken, während sie dem Nachtjäger, der sie zuerst angesprochen hatte, direkt in seine Fratze starrte. Wenn es schon keine Hoffnung auf Gnade oder Flucht gab, blieb einem nur die Herausforderung, trotziger, lauter Stolz.
    »Wenn ihr besiegt seid, und ihr werdet besiegt«, begann sie, »wird meine Stimme aus der Leere aufsteigen, und wenn ihr zerbrochen und tot daliegt, wird mein Geist auf euren Knochen tanzen.« Mit der Stiefelspitze zog sie einen Strich in den Staub am Boden und trat zurück, bis sie neben Falin-Nerek stand. »Und jetzt genug geredet, oder wollt ihr mich zu Tode prahlen?« Die Kreatur öffnete ihr Maul und deutete so etwas wie ein Grinsen an. Erneut hallte ihre Stimme durch Suviels Geist.
Mein Krallenname ist Avorst. Wappne dich für deinen Tod.
    Als Avorst seinen Kopf zurückbog, ließ Suviel den Gedankengesang der Kadenz frei, den sie derweil vorbereitet hatte. Der Nachtjäger reckte den Kopf vor, und aus den abgebrochenen Hörnern unter seinem Kiefer zuckten zwei blendende Flammen auf Suviel zu.
    Fauchend prasselten das Feuer gegen die magische Barriere, kleine Flammen suchten nach einem Durchgang, aber der Bann hielt. Suviel fühlte die Hitze auf ihrem Gesicht und spürte, wie ihr Herz vor Anstrengung heftig pochte. Der Schweiß kribbelte auf ihrer Kopfhaut und ihrem Hals, ihr Mund jedoch war wie ausgetrocknet.
    Als der feurige Angriff nachließ, betrachtete Avorst sie einen Moment prüfend, bevor er einen zweiten Feuerstoß losließ, gefolgt von einem dritten und vierten. Danach musterte das Ungeheuer Suviel jedes Mal, und sie hielt sich nach dem vierten Angriff nur noch mit purer Willenskraft aufrecht. Hinter ihr hockte Falin-Nerek und presste seine Hände fest auf die Augen. Ich hatte gehofft, dass dieser Bann genügte, um uns zu retten, dachte sie. Leider hatte ich wohl unrecht…
    In dem Moment gab Avorst den anderen Nachtjägern, die um sie herumschlichen, ein Zeichen. Drei von ihnen blieben stehen, richteten ihre Köpfe auf Suviel und bliesen ihr Feuer auf sie. Als die Barriere vollkommen von den Flammen eingehüllt wurde, spürte Suviel, wie ihr die Kräfte schwanden, mit denen sie den Gedankengesang der Kadenz aufrecht erhielt. Ihre Beine gaben nach und sie sank auf die Knie, während barsche Worte in ihrem Kopf hallten.
    Du kannst uns nicht auf ewig widerstehen.
    Avorst war näher gekommen, und Suviel musste hilflos mit ansehen, wie er seine Klaue hob und sie langsam durch die Barriere schob. Ein schwaches Dröhnen ertönte, und sie sah den Schmerz und die Wut in Avorsts blauglühenden Augen, als seine Krallen ihren Glanz verloren, seine Schuppen zersprangen, und die Barriere zahllose Schnitte in seine Haut riss. Das Dröhnen wurde zu einem tiefen Heulen, doch Avorst ließ nicht nach, obwohl seine Klaue blutete, und seine Krallen näherten sich immer weiter Suviels Gesicht.
    »Genug!«
    Das Feuer erlosch, und Suviel fühlte, wie der Gedankengesang einfach aufhörte. Avorst riss seine Klaue zurück, und ein Mann in einer dunkelblauen Kutte trat langsam heran. Er hielt einen langen, schlichten Stab in der Hand, war von durchschnittlicher Größe, hatte kurzes, graues Haar, keinen Bart und die milchigweißen Augen der Akolythen. Während er die Szene vor sich betrachtete, beschlich Suviel ein wachsendes Gefühl von Erkennen und Furcht, und als die Augen sie direkt anstarrten, traf sie die schreckliche Erkenntnis wie ein Blitzschlag. Es war Ikarnos Bruder, Coireg Mazaret. Der Akolyth Coireg und der Nachtjäger Avorst sahen sich an, und Suviel spürte den wortlosen Austausch zwischen den beiden. Irgendwann schüttelte Avorst seine Schwingen und stieß ein dunkles, wütendes Zischen aus, doch Coireg hob seine Hand, die von einem grünen, strahlenden Feuer umhüllt wurde, und der Nachtjäger gab nach, senkte

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