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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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erstarrt an und legte dann die Hand auf die Schulter des Mannes. »Zeig es mir!«
    Von einer Stufe vor dem hinteren Tor blickte Mazaret auf das gewaltige, nächtliche Besh-Darok. Viele der südlichen Bezirke waren auf Anhöhen erbaut, und er konnte über Gebäude und Hausdächer hinweg blicken, über Türme und Kuppeln, die sanft zum Ufer des Olodar hin abfielen. Fackeln an den Kais und die großen, mit Öl betriebenen Lampen an den Hafenanlagen beschrieben den gewundenen Lauf des Flusses durch die Stadt, und jetzt fügten die brennenden Brücken ihren eigenen, glühenden Schein hinzu. Funken stoben empor und flogen mit den Rauchwolken davon, die der Wind in einem langen Streifen nach Osten auf die Bucht hinaustrieb. Während sie zusahen, loderten die Flammen an einer dritten Brücke auf. Mazaret begriff, dass Yasgurs Soldaten Öl benutzten, um sie in Brand zu setzen. Ein weiterer von Kodels Spionen erschien schweratmend am Eingang des Hofes.
    »Lordkommandeur Mazaret?«, fragte er und sah zwischen den Männern hin und her. »Das bin ich«, erwiderte Mazaret.
    Der Kundschafter baute sich vor ihm auf und verbeugte sich knapp, bevor er leise sagte: »Mylord, ich bringe ernste Nachrichten.«
    Mazaret holte tief Luft und wappnete sich. »Sprich!«
    »Rul Yarram bedauert, Euch darüber informieren zu müssen, dass der Herr Tauric und seine Gefährten auf der Nordbank gefangen sind. Die Brücke der Speere und die Königin-Brücke sind unpassierbar, und der Rul kann keine Männer erübrigen, die zu den Brücken im Osten der Stadt vordringen könnten …«
    Mazaret unterdrückte den doppelten Impuls von Wut und Angst, der sein Innerstes erschütterte. »Und er will wissen, ob ich einige von meinen eigenen Truppen schicken kann?« Er beugte sich vor. »Ich fürchte, dass alle Brücken der Stadt über kurz oder lang brennen werden. Also möchte ich, dass ihr einen anderen Weg über den Olodar sucht. Der Herr Tauric muss gefunden und sicher zurückgebracht werden. Alles andere ist inakzeptabel.«
    Der Kundschafter erwiderte seinen Blick einen Moment unbeirrt, dann schluckte er, sah zu Boden und nickte. »Wie Ihr befehlt, Mylord. Wir bringen den Erben des Thrones zurück.«
    »Ich weiß, dass es euch gelingen wird.« Mazaret legte so viel Zuversicht wie möglich in seine Worte. »Wir sind alle die Söhne Der Erden Mutter , und so, wie wir für sie kämpfen, wird Sie auch Ihren Willen für uns einsetzen.« Die Männer im Hof jubelten und riefen Taurics Namen, was Mazaret zwar nicht recht war, aber er ließ den Kundschafter nicht aus den Augen. »Geh jetzt.«
    Der Mann wirbelte herum und verschwand, und als Mazaret wieder in den Hof trat, waren seine Lider schwer vor Müdigkeit. Im Namen Der Mutter, Junge, in was für eine Gefahr hast du dich jetzt wieder gebracht?
    Tauric presste rasch das feuchte Tuch auf seine Nase, als der Wind eine weitere Rauchwolke über ihr Versteck auf einem Hausdach wehte. Als der Kundschafter sie hierher gebracht hatte, kurz nachdem die Königin-Brücke in Brand gesetzt worden war, schien es das perfekte Versteck zu sein, eine Fläche, die von drei Seiten von spitzen Dächern geschützt wurde, und deren offene Flanke zum Fluss wies. Jetzt fühlte es sich eher wie eine Falle an. Ihm und seinen Gefährten tränten die Augen von dem beißenden Rauch, ihr Haar und ihre Gewänder waren mit Asche bedeckt, und ihre nackte Haut wies rote Brandflecken an den Stellen auf, wo wirbelnde Glut sie getroffen hatte.
    »Wie lange bleibt er noch weg?«, murmelte Tauric, als der Rauch sich langsam verzog. Der Waffenmeister warf ihm einen verächtlichen Blick aus seinen rotgeränderten Augen zu. »So lange es dauert, also spar dir deinen Atem.«
    Tauric zuckte mit den Schultern und starrte mürrisch auf die Stadt südlich des Flusses. Dort leuchteten einige Laternen, aber sie standen ausschließlich in den vornehmeren Bezirken auf den oberen Hügeln. Nach Einbruch der Dunkelheit versanken die meisten Häuser und Werkstätten der einfachen Leute in einen Abgrund aus Schatten, der nur von kleinen Lichtinseln durchbrochen wurde. Der Hellerleuchtete kaiserliche Palast bildete dazu einen starken Gegensatz. Auf jedem der vier Stockwerke der Mauern loderten Fackeln, ebenso in jedem Fenster des Hohen Turmes. Früher einmal Domizil der Khatrimantinischen Herrscher, war der Palast jetzt Yasgurs Behausung. Bei Nacht ähnelte er einem riesigen Schiff, das auf dem Kamm einer schwarzen Welle ritt.
    »Das Feuer an einer der Brücken

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