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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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breitet sich aus«, sagte Aygil.
    Der Bannerträger lag ausgestreckt auf einem der schrägen Dächer und spähte nordwärts über den First. Tauric achtete nicht auf die missbilligende Miene des Waffenmeisters, sondern rückte langsam vor und kletterte vorsichtig hinauf. Aygil wartete, bis er sicher saß, dann streckte er wortlos die Hand aus. Es war die nördlichste Brücke, die Brücke der Speere. Sie lag in einem Flammenmeer, das sich über den Fluss wälzte und Gebäude auf der anderen Uferseite in Brand setzte. In dem Feuerschein sah Tauric, wie Menschen versuchten, die Feuer zu löschen und Wassereimer in einer langen Reihe weiterreichten, die sich bis zum Flussufer erstreckte. Mitgefühl mit ihnen überkam ihn. Diese Leute wollte ich von Unrecht und Schmerz befreien, dachte er. Und jetzt bringen wir ihnen nur neues Leid … Dann senkte sich eine weitere große Rauchwolke herab und nahm ihnen jede Sicht. Aygil wurde von einem schrecklichen Hustenanfall gepackt, und während Tauric ihn festhielt, rief jemand seinen Namen. Er sah über die Schulter und erkannte durch den Qualm den Waffenmeister, der aufgestanden war und ihm zuwinkte.
    »Der Kundschafter ist zurückgekehrt. Wir müssen sofort aufbrechen!«
    Tauric war erleichtert, bemühte sich jedoch, Aygil nicht zu überstürzt vom Dach und zu der offenen Falltür zu zerren. Einige Weiße Gefährten waren bereits hinabgestiegen, und einer trat zurück, um Aygil vorangehen zu lassen. Als alle siebzehn den Dachboden erreicht hatten, drehte sich der Waffenmeister zu dem Kundschafter um, einem kleinen, drahtigen Mann, der unablässig spöttisch lächelte.
    »Ist eine der Brücken noch passierbar?«
    »Nein. Genauso gut könntet Ihr Euch ein Boot wünschen, denn es liegt kein Einziges am Nordufer, das nicht leckgeschlagen wäre.«
    »Wir könnten hinüber schwimmen«, schlug Tauric vor.
    Der Waffenmeister schüttelte den Kopf und der Kundschafter lachte leise. »Falsche Jahreszeit, Jungchen. Im Fluss tummeln sich giftige Würmer und Flossenfresser, und die Strömung ist reißend, tief und tückisch. Heute Nacht gibt es keine Passage über den Fluss.«
    Die Augen des Waffenmeisters glitzerten verärgert, als er dem Kundschafter seinen behandschuhten Finger in die Schulter bohrte. »Hör mit dieser Klugscheißerei auf und sag mir, wie wir hinüberkommen«, knurrte er, und setzte dann noch hinzu: »Und wie lautet dein Name?« Der Kundschafter starrte ihn an. Seine Augen waren hart wie Feuerstein, und einen Moment erwartete Tauric eine bissige Erwiderung, doch der Mann lächelte nur. »Man nennt mich Racho, O Namenloser, und der einzige Weg führt durch die Schwarze Schleuse.«
    Zu Taurics Überraschung lachte der Waffenmeister kehlig. »Ich muss mich wohl mit Kodel über dich unterhalten, kleiner Mann. Du hast ein bemerkenswertes Talent für Unerfreuliches.« »Was ist die Schwarze Schleuse?«, erkundigte sich Tauric.
    »Der Hauptabwasserkanal für den Norden der Stadt«, erwiderte Racho, der sich das Grinsen nur mit Mühe verkneifen konnte. »Er führt in den Eshel, einen Seitenarm des Olodar, und danach in die Bucht.«
    »Also dürfen wir durch die Abfälle waten«, setzte der Waffenmeister hinzu.
    Taurics Weiße Gefährten stöhnten leise, woraufhin der Waffenmeister sie mitleidlos musterte. »Beschwert euch nicht. Ich überlege, ob ich das nicht ebenfalls auf euren Ausbildungsplan setze, sobald das hier überstanden ist.« Dann richtete er den Blick wieder auf den Kundschafter. »Bist du dir sicher? Ich möchte nicht später erfahren müssen, dass es einen anderen, schnelleren Weg gibt.« »Ich schwöre es beim Grab meines Vaters, Baas. Die Schleuse ist unser einziger Ausweg, und unsere Leute kontrollieren das Schleusenhaus. Sie versorgen Euch alle mit gewachsten Segeltuchüberkleidern.«
    »Wohlan denn, gehen wir. Mein braver Kundschafter, du kannst vorangehen.«
    Racho lächelte, bückte sich und hob eine Falltür im Boden an.
    Das Gebäude war ein altes Lagerhaus mit dicken Wänden, dessen Türen fest verschlossen und dessen Fenster verrammelt und innen sowie außen mit Fensterläden gesichert waren. Aber der kleinwüchsige Kundschafter besaß einen Schlüssel für die Hintertür, die lautlos auf gut geölten Angeln aufschwang, und durch die sie auf einen kleinen, von Mauern umgebenen Hinterhof hinaustraten. Drei Gestalten mit Kapuzen und schussbereiten Armbrüsten erwarteten sie bereits. Der Waffenmeister riss blitzschnell einen Dolch aus der Scheide an seiner

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