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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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den Kopf und faltete seine Schwingen. Anschließend wandte sich Coireg zu Suviel um, doch bevor er sprechen konnte, stürzte Falin-Nerek vor und warf sich auf die Knie. Coireg war nicht allein gekommen, und einige mit ledernen Masken verhüllte Diener sprangen mit gezücktem Schwert vor, aber der Akolyth winkte sie zurück.
    Falin-Nerek wollte etwas sagen, aber Coireg packte rasch seinen Unterkiefer und drehte den Kopf nach beiden Seiten.
    »Halbfertige Missgeburt«, versetzte Coireg schließlich, stellte einen Fuß auf Falin-Nereks Brust und stieß ihn grob zu Boden. Es war eine kurze, brutale Geste, und sogleich stürzten sich drei maskierte Diener auf die klägliche Gestalt und zerrten sie grob weg. Als seine Proteste und sein Flehen verklangen, drehte sich Coireg lächelnd zu Suviel um und betrachtete sie einen Moment.
    »Eine Hexe«, sagte er nachdenklich. »Zwar nur der Niederen Macht, aber durchaus fähig.« »Coireg, was ist mit dir geschehen?«, fragte Suviel.
    Ihre Worte schienen den Akolythen zu verwirren. »Du kennst diese Hülle? Jetzt ist sie mein, mein wiedergeborenes Ich, mein lebendes Ich!« Die weißen Augen glänzten, und ihr Blick bohrte sich in Suviels Augen. »Du wirst uns auch viel geben, dienen, wie wir dienen.«
    »Niemals!« Suviel fühlte sich plötzlich müde und alt. »Ich werde niemals eine von Euch.« Coireg lachte bellend, und nachdem die Diener sie gebunden hatten, beugte er sich zu ihr hinunter. »Dein Fleisch, unser Gefäß«, flüsterte er. »Deine Seele, unser Lehm.«
    Als die verzweifelte Suviel durch die Dunkelheit zur Erhabenen Basilika geschleppt wurde, hörte sie, wie der Akolyth pausenlos wiederholte: »Wiedergeborenes Ich, lebendes Ich!«

26
    Erobert die Stadt des Feindes und wagt euer Leben.
Jede Mauer trägt zwei Gesichter,
jedes Tor führt zu neuen Widrigkeiten,
und jede Mahlzeit verzehrt die Zukunft.
Dennoch seid ihr da, wo ihr sein wollt,
und nun muss der Feind zu euch kommen.
    MARSHALL GOSTRIAN,
Die Endlose Schlacht, Kap. 7, xiii
    Endlich war das Warten vorbei.
    »Rul Yarrams Truppen haben ihre Stellungen in der Nähe der Kaserne am Fluss bezogen, Lordkommandeur«, sagte der Schwarzgekleidete Läufer, der keuchend an der Tür stand. »Seine Kundschafter werden in wenigen Minuten anfangen, die Wachen zu überwältigen.« In dem kleinen, überfüllten Raum flackerte plötzlich Erwartung auf. Das Licht der Laterne auf dem Boden fiel auf eifrige und gefasste Mienen, auf Gesichter, die aufgestauten Hass verrieten, während die Offiziere ruhig dreifach gewetzte Schwerter in die Scheiden schoben, ihre Handschuhe überstreiften oder die Gurte der Rüstungen festzogen.
    »Gut«, antwortete Mazaret und drehte sich zu zwei Männern herum, welche Arbeitskluft trugen. »Ihr und eure Leute kennt eure Aufgaben?«
    »Aye, Mylord, wir kennen sie«, gab der eine zurück, während sie beide aufstanden. Ihre kampfbereite und unterschwellig drohende Ausstrahlung strafte ihre unauffällige Erscheinung Lügen. Es waren Kodels wertvollste Spione, Männer, die sich vor einem Jahr freiwillig gemeldet hatten, in Besh-Darok zu leben und für just diesen Tag genau Buch über die Stärken und Schwächen des Feindes zu führen. »Dann geht schnell und geräuschlos vor«, sagte Mazaret. »Es darf keiner Alarm schlagen, wenn wir euch folgen.«
    Die beiden Männer nickten einmal kurz und schlüpften aus der Tür in die Nacht hinaus. Als sie gegangen waren, gab Mazaret seinen Offizieren die letzten, kurzen Befehle. Er nahm sich vor allem für Cebroul Zeit, einem jungen Leutnant, dem er den Angriff auf die Eisen-Kaserne übertragen hatte. Schließlich rückten sie durch einen Gang ab, der zur Rückseite des Gebäudes, einer stillgelegten Gerberei, führte. Nur Mazaret, sein Gehilfe und Medwin blieben zurück. Er sah den Magier an. »Was passiert im Palast? Habt Ihr noch etwas in Erfahrung bringen können?« Medwin seufzte und zupfte an seinem grauen Bart, der wieder ordentlich gestutzt war. »Es ist… sehr schwierig, solche Dinge mit Sicherheit beurteilen zu können, wenn man nur ein passiver Beobachter ist. Vor allem angesichts der starken Macht, mit der wir es hier zu tun haben. Aber das Ritual wird fortgesetzt, so viel weiß ich.«
    »Verstehe.« Mazaret nickte. »Unsere Truppen werden bald hier sein. Warten wir draußen.« Zu seinem Gehilfen sagte er: »Blende die Laterne ab und nimm sie mit hinaus.«
    Die Luft war kalt und klar, aber nicht eisig. Gegenüber der Fassade der Gerberei ragte auf der

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