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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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bärtiges Gesicht mit eingefallenen Wangen, einem Netz aus Falten und einer gefurchten Stirn. Und alles an ihm bestand aus grauem, kalten Stein. Bis auf die Augen, die in einem fiebrigen Smaragdgrün leuchteten und eine gewisse Trauer verrieten.
    Der Steingeist trat von seiner abgelegten Verkleidung zurück, näherte sich einem bemalten Fenster, öffnete sorgfältig den Verschluss und schwang es auf. Einen Moment später stieg er die Außenseite des Hohen Turmes empor. An dem gezackten Spalt, den die misslungenen Hexereien der Akolythen gerissen hatten, wurde er langsamer und glitt in den dämmrigen Thronsaal. Einige Fackeln in Wandhaltern spendeten Licht, ebenso das Netz der Brunn-Quell Hexerei, das die kleine Gruppe der gefangenen Magier fesselte. Trotz dieser spärlichen Beleuchtung erkannte die Spukgestalt, dass der einst prächtige Saal ausgebrannt und mit Asche übersät war. Dennoch wurde hier Hof gehalten. Knapp zwanzig steinerne Geister hatten auf den Stufen beiderseits des Thrones Aufstellung bezogen, von dem ein Mann dem Neuankömmling mit unverhüllter Verachtung entgegen blickte. »Und?«
    Der Geist blieb am Fuß des Podestes stehen und neigte den steinernen Kopf. »Majestät, ein weiterer von uns ist zum Staub zurückgekehrt.«
    Der Mann hämmerte seine eherne Faust auf die Thronlehne.
    »Wer ist dieser Mann? Das Mädchen behauptet, er wäre nur ein Kaufmann aus Yularia…« »Verzeiht, Majestät, aber es ist kein Mann, sondern ein Junge, und er hat den Keim.« »Du hast ihn gesehen?«
    »Ich habe sogar mit ihm gesprochen, Majestät.«
    »Und jetzt stehst du vor mir. Dennoch scheint es, als wäre der Mutterkeim nicht in deinem Besitz, Argatil. Wie kann das sein?«
    Argatil, einstiger Erzmagier und Ratgeber des Kaisers, richtete sich auf und starrte seinen Ankläger an. »Sire, der Junge ist Euer Sohn. Euer Kind aus dem Schoß der Herzogin von Patrein.« Kaiser Korregan, siebenundzwanzigster Herrscher des Khatrimantinischen Reiches, richtete seinen grün leuchtenden Blick auf den ehemaligen Erzmagier. »Bist du sicher? Ja, natürlich bist du es. Also hat Illians Spross all die Jahre überlebt… Trotzdem müssen wir den Keim in die Hand bekommen, und zwar schnell.« Er deutete auf die beiden Steingeister, die Alael gefangen genommen hatten. »Ihr zwei da, geht mit diesem sentimentalen Narren und verfolgt meinen geschätzten Sohn. Benutzt ihn als Köder oder tötet den Jungen, wenn es sein muss, aber bringt mir den …«
    Dann verunstaltete ein höhnisches Grinsen sein steinernes Gesicht. »Andererseits sollte ich mich vielleicht selbst darum kümmern. Immerhin gibt es gewisse Dinge, die nur ein Vater tun kann.« Auf dem Hügelkamm herrschte ein Durcheinander von Pferden und Reitern, die Schutz vor dem feinen, unablässigen Regen suchten. Die Morgendämmerung war noch eine Stunde entfernt, die Fackeln zischten in der Feuchtigkeit, und hastig entfachte Feuer knisterten, als die Mogaun in Kesseln Brühe kochten. Im Mittelpunkt der Betriebsamkeit lag das alte Fort. Eine solide Ecke stand noch, und ihre Steine glänzten im Regen, während die Wurzeln kleiner Büsche und Schösslinge auf ihrem Rand bis zur Erde hinabhingen.
    Als Byrnak über die zerfallenen Reste der äußeren Mauer stieg, sah er Grazaan und Thraelor bereits warten, ebenso eine Gruppe Akolythen. Sie hatten sich an der überwucherten Eckmauer des Forts versammelt, und sahen bei seiner Ankunft kaum auf.
    »Seid gegrüßt, General«, sagte Thraelor.
    »Brüder«, antwortete Byrnak murmelnd, während er zu den beiden schwarzen Gestalten ging. Grazaan war immer noch derselbe starrköpfige, grauhaarige Mann, und Thraelor der große, Gutaussehende Jüngling. Beide waren zur Schlacht gerüstet. Grazaan war in die schwere Rüstung eines Söldners gekleidet, während Thraelor einen Schuppenpanzer trug, dessen glasiges Rot wie durchscheinendes Blut glänzte. Thraelor lächelte und betrachtete Byrnak mit einem amüsierten Blick. »Anscheinend gefällt Euch der Zeitplan des Schwarzen Priesters nicht sonderlich, Bruder.« »Uns ebenfalls nicht«, knurrte Grazaan gereizt. »Aber neben seiner Sorglosigkeit und seiner Nachlässigkeit verblasst selbst das.«
    Byrnak nickte heftig. »Yasgur.«
    »Genau. Ystregul hat sich ständig überschätzt und uns alle einem möglichen Misserfolg ausgesetzt.« »Seine Arroganz untergräbt alles, was wir bisher erreicht haben«, erklärte Thraelor. »So weit wir wissen, befindet sich der Mutterkeim nicht mehr in Besh-Darok.

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