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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Sollte die neue Strategie unseres Bruders ebenfalls versagen, müssen wir andere Möglichkeiten verfolgen.«
    »Zum Beispiel Gorla und Keshada?«, fragte Byrnak. »Das ist ein langwieriges, anstrengendes Unterfangen …«
    »Aber es ist sicher«, widersprach Grazaan. »Und würde uns eine vollkommene und unwiderrufliche Unterwerfung dieser Länder sichern.«
    Byrnak zuckte unentschlossen mit den Schultern. »Unser namenloser, verborgener Bruder könnte vielleicht überzeugt werden«, sagte er. »Aber was ist mit Ystregul?«
    »Lasst uns abwarten, wie er sein letztes Unternehmen übersteht«, meinte Thraelor und blickte an Byrnak vorbei. »Genug jetzt, er kommt.«
    Es regnete jetzt stärker, und Windböen zerrten an den Roben von Ystregul und seinen Dienern, als sie in das zerstörte Fort marschierten, jeder mit einem hölzernen Stab in der Hand. Der Schwarze Priester verbeugte sich steif vor den anwesenden Schattenkönigen. In diesem Moment trat die behelmte Astral-Gestalt Des Verborgenen scheinbar aus dem Nichts und schlenderte zu den anderen. Die giftige, wütende Miene, die das Gesicht des Schwarzen Priesters in diesem Augenblick verzerrte, bereitete Byrnak ungeheures Vergnügen.
    Er wird dich hintergehen,
sagte die vertraute, alles überlagernde Stimme in seinem Kopf.
Strecke ihn nieder, solange du es kannst.
    Schweig!,
antwortete Byrnak nur.
    »Die Zeit ist gekommen«, begann Ystregul.
    »Wieder einmal…«, murmelte der Verborgene.
    »Die Vergangenheit, die Zukunft und selbst die Himmel erwarten die Rückkehr des Herrschers des Zwielichts. Berge werden zu Tempeln gehauen und die Meere werden sich teilen, wenn der Fürst der Finsternis über die Erde wandelt…«
    Byrnak überlief eine Eiseskälte bei diesen Worten, und eine dunkle Wut zersetzte seine Gedanken. »Der Mond wird unser Banner sein, und alle Reiche werden sich zu einem vereinen.« Seine Augen glühten in unverhüllter Gier, als er den Stab hob und sich zu seinen Dienern umdrehte. »Beginnt!« Die Akolythen hatten sich in einem unregelmäßigen Halbkreis aufgestellt und drückten die Spitzen ihrer Stäbe auf bestimmte Punkte eines Musters, das sie auf Boden und Wände gezeichnet hatten. Als sie ihre Anrufung anstimmten, lief ein grünes Strahlen durch das Muster. Der Regen vernebelte die glühenden, strahlenden Symbole, und zäher Dampf stieg von ihnen auf.
    »Brüder«, intonierte Ystregul. »Leiht mir Eure Kraft.«
    Es war keine große Anstrengung, nach der Macht zu greifen. Der Brunn-Quell war immer präsent, und es fiel Byrnak ebenso leicht, ihn zu packen, wie zu atmen. Seine Macht auf Ystregul zu übertragen, erforderte ein bewusstes Lenken des Stromes. Während er die Macht kanalisierte, beobachtete er unablässig den Schwarzen Priester und wartete auf das kleinste Anzeichen von Verrat. Ystregul schien zu wachsen, und seine Präsenz beherrschte die Versammlung. Umschlossen von einer machtvollen Aura blickte er auf das Muster, hielt mit der Linken den Stab und führte seine brennende Spitze über das Geflecht. Er hob die freie Hand und stieß eine Reihe kehliger Laute aus. Die Luft wirbelte um ihn her, und die moosige Wand hinter ihm schlug Wellen, bis sie einer Vision des Thronsaales im Palast von Besh-Darok wich. Der Grasbewachsene Boden mit seinen Symbolen verschwamm zu rußgeschwärzten Marmorfliesen, auf denen weitere Symbole glühten. Sie wurden von grauen Gestalten gespeist, welche glühende Stäbe schwenkten. Auf der anderen Seite des dämmrigen Saals hockte eine schmächtige, weibliche Gestalt am Fuß des Thronpodestes, beaufsichtigt von einem grünäugigen Wächter.
    Byrnak konzentrierte sich ebenso wie die anderen Schattenkönige auf Ystreguls Handlungen. Ihr Misstrauen war fast greifbar, doch Ystregul schien keinerlei zweifelhafte Absichten zu hegen, sondern richtete seine ganze Aufmerksamkeit darauf, das Ritual durchzuführen. Er verheimlichte nichts. Dann sah Byrnak, dass der Schattenkönig langsam seinen Kopf drehte, nicht weit, aber es genügte. Byrnak bemerkte den stechenden Seitenblick und das breite, boshafte Grinsen.
    »Die Akolythen!«, rief Der Verborgene plötzlich. »Sie sind …«
    Bevor Byrnak reagieren konnte, verschwanden die Akolythen und der schwarze Priester und alles andere in einem gleißenden Lichtblitz. Ein ungeheurer Donnerschlag erschütterte den Boden, und eine gewaltige Kraft riss Byrnak von den Füßen und schleuderte ihn zurück. Instinktiv griff er nach dem Brunn-Quell und zog sich auf die Füße. Eine

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