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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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angreifen, sobald sie sich den Bastionen nähern. Ich mache einen Ausfall und überrumpele sie. Wenn ich einen oder sogar beide zu töten vermag, können wir vielleicht dem, was in dem Hohen Turm geschieht, Einhalt gebieten und eine Katastrophe verhindern.« Er sah Mazaret abschätzend an. »Werdet Ihr mit mir reiten? Werdet Ihr Eure Truppen in diesem Kampf mit meinen vereinen? Ich werde Euch nicht hindern, falls Ihr beschließt, Euch zurückzuziehen. Diese Hexer besitzen Kräfte, die alle Vorstellung übersteigen.«
    Mazaret brauchte über diesen Vorschlag nicht lange nachzudenken. »Solange noch Freunde und Verbündete im Palast um ihr Leben fürchten, kann ich die Stadt nicht verlassen. Wir bleiben, und wir kämpfen.«
    Yasgur lächelte und streckte seine Hand aus. Mazaret ergriff sie. Im selben Moment gab es Unruhe am Ende des Lagerraums, und einer von Yasgurs Männern hastete schweratmend herein. »Herr, es gibt Neuigkeiten … Die Horde ist vor der Stadt abgeschwenkt …«
    »Was?« Yasgur sprang hoch.
    »Einer der berittenen Kundschafter meldet, dass die Clans Stellungen diesseits des alten Forts auf dem Kamm beziehen, aber kein Lager aufschlagen.«
    »Warum sollten sie das tun?«
    »Wegen ihrer Diener oben im Palast«, beantwortete Atroc Yasgurs Frage. Seine Stimme klang angsterfüllt. »Etwas Fürchterliches geht dort vor sich …«
    Einen schrecklichen Moment lang schwiegen alle, und Yasgur schaute Mazaret an. »Dann können wir nicht, nein, wir dürfen nicht warten, bis der Feind zu uns kommt.«
    Mazaret erhob sich ebenfalls, ohne auf die Schmerzen in seinen Gliedern und seinem Rücken zu achten und erwiderte den finsteren Blick des Häuptlings, während er zu ermessen versuchte, was der Mogaun nicht ausgesprochen hatte. »Ein Angriff… in der Nacht?«
    »Die Hälfte meiner Männer befindet sich noch außerhalb der Stadt«, erklärte Yasgur und grinste wölfisch. »Wir hätten die Überraschung auf unserer Seite.«
    Einen Augenblick zögerte Mazaret, den Schritt in das große Unbekannte zu wagen, doch dann nickte er. »Ich stimme Euch zu.« Die beiden Männer schüttelten sich noch einmal feierlich die Hände und besiegelten ihren Pakt.
    »Das ist Wahnsinn«, klärte Gilly Atroc auf, der gerade hellen Schnaps in vier daumengroße Stamper füllte. »Irrwitz.«
    »Welche andere Wahl«, gab der alte Mogaun-Seher ungerührt zurück, während er Gilly einen Stamper reichte, »bleibt einem wohl in einer solchen Lage?«
    Der dritte steinerne Geist fand Tauric auf einer langen Empore, die von Spiegeln und Bronzestatuen gesäumt war. Das dämmrige Licht der erlöschenden Lampen ließ schroffe Schatten über die Wände tanzen, als die geisterhafte Gestalt geräuschlos auf ihn zuglitt und dabei die Arme weit ausbreitete, deren Hände zwei schlanke Dolche umklammerten.
    Wie schon zuvor gehorchte Tauric der dröhnenden Stimme in seinem Kopf und stellte sich der nahenden Erscheinung, während er den schweren Mutterkeim an seine Brust presste. Der Geruch von Rinde, Blättern und feuchter Erde erfüllte seine Sinne, und er fühlte eine merkwürdige Wärme, die in seinen Kopf, seine Arme und Hände und in den Keim strömte. Derweil kam der Steingeist näher. Seine granitgrauen Züge waren zu einer Fratze verzerrt, und seine zerfressenen grünen Augen suchten ihn aufzuspüren.
    Die Hitze glühte in Taurics Schädel, bis er sich wie in einem Brennofen fühlte. Schweiß tropfte von seinem Kinn und rann über seine Arme. Als der Steingeist nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, öffnete sich der Keim mit einem leisen Knacken und spie eine Wolke hauchdünner Fäden aus, die feiner waren als Haar. Die Fasern segelten auf Taurics Angreifer zu, umhüllten ihn mitten in der Luft und wickelten sich um Arme und Beine der Spukgestalt.
    Der Geist kam zum Stehen und riss an den zähen, fasrigen Strähnen, die sich über seine Hülle legten und sich in Risse und Höhlen gruben. Während die Kreatur sich wehrte, trieb sie auf Tauric zu, der unwillkürlich zurücktrat. Die weißen Fäden verdickten sich, wurden zu Ranken, die sich in die unnatürliche Form gruben.
    Der Steingeist stieß einen barschen, heiseren Schrei der Verzweiflung aus, prallte gegen die Wand und zertrümmerte einen Spiegel. Die linke Seite seines steinernen Leibes brach plötzlich von der Schulter bis zu den Lenden ab und krachte zu Boden. Der Rest trieb über den Flur, und erzeugte lärmende Zerstörung. Er schrammte an einer Wand entlang, zertrümmerte noch

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