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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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zu. »Der Ort liegt weniger als eine Stunde zu Pferd von hier entfernt.«
    »Was ist mit dem Jungen?«, fragte Keren. »Sollte nicht einer von uns hier bei ihm bleiben?« Suviel schüttelte den Kopf, selbst überrascht, wie ruhig sie blieb. »Er muss mit uns kommen. Wir können unmöglich vorhersehen, was uns heute Nacht unterwegs erwartet.«
    Gilly ließ den Jungen los und musterte ihn mit einem eindringlichen, mitfühlenden Blick. Dann richtete er den Blick auf Suviel, und sie sah die kalte Wut in seinen Augen.
    »Der Junge reist mit mir«, sagte sie. »Ihr und Keren reitet voraus. Seid wachsam!«
    Keren und Gilly sahen sich kurz an, nickten und stiegen eilig wieder auf ihre Pferde. Suviel hielt dem Jungen die Hand hin. »Komm, Gevran. Bei mir bist du in Sicherheit.«
    Zögernd schob er seine Hand in ihre.
    Sie rochen die Feuer, lange bevor sie die Flammen sahen.
    Langsam bahnten sie sich einen mühsamen Pfad durch den dichten, dunklen Wald. Nur der schwache Schein einer abgeblendeten Laterne verhinderte, dass sie sich aus den Augen verloren und verirrten. Der Geruch von verbranntem Fleisch verstärkte sich, und seine beißende Schärfe überdeckte den Duft nach nasser Erde und Pflanzen.
    Der Junge, Gevran, gab keinen Laut von sich, sondern saß still hinter Suviel auf dem Pferd und schlang seine Arme um ihre Taille. Er erinnerte sie an den Sohn ihrer Schwester, Huranach, der manchmal ein kleines Lied gesungen hatte, dessen Rhythmus sich der Gangart des Pferdes anpasste. Diese Erinnerung schmerzte sie, und ihr fiel auf, wie lange sie schon nicht mehr an diesen Teil ihrer Vergangenheit gedacht hatte. Huranach war tot, und auch wenn sie sich sehnlichst ein eigenes Kind wünschte, dessen Vater Ikarno sein sollte, war ihr klar, dass ihr Alter gegen sie arbeitete. Ihre jetzige Rolle war es, ihre Aufgabe in diesem Kampf zu erfüllen. Sie konnte nur hoffen, dass die namenlosen Hohen Mächte ihnen das Glück gewährten, diese Welt zu einem besseren Ort für die Kinder zu gestalten, die in sie hineingeboren wurden.
    Trotzdem genoss sie das Gefühl von Gevrans kleinem Körper an ihrem Rücken und das Vertrauen, das er ihr schenkte. Ich werde dich nicht im Stich lassen, schwor sie sich insgeheim.
    Kurz daraufsahen sie einen gelben Schein zwischen den Bäumen, der vom Rauch dunstig wirkte. Keren löschte die Lampe, und während sie langsam Weiterritten, rief Suviel den Gedankengesang der Achtsamkeit in ihr Bewusstsein. Je näher sie kamen, desto deutlicher erkannten sie die Ansammlung von Hütten und kleinen Scheunen.
    Von einigen waren nur glühende Hüllen geblieben, andere brannten noch lichterloh. In der Mitte des Dorfes lagen Leichen um einen halb zerstörten, steinernen Tempel, von dem eine Rauchsäule emporstieg. Das Dorf schien verlassen zu sein, doch aus dem Zentrum ihres Achtsamkeit-Gesanges heraus nahm Suviel eine merkwürdige, flammende Präsenz wahr.
    »Es ist noch jemand da«, murmelte sie den anderen zu. »Wir sollten das Dorf umgehen und versuchen, sie zu finden.«
    »Ich kann es kaum erwarten, dieser Bande zu begegnen.« Gilly schob einen kleinen Schutzschild über seinen linken Arm.
    Sie ritten langsam um das Dorf herum und musterten prüfend jeden Schatten, jede Tür und jedes Fenster, jeden zusammengesunkenen, reglosen Körper. Suviel roch das verbrannte Fleisch und hörte, wie Gevran hinter ihr leise schluchzte. Sie hatten die Hälfte des Ortes umrundet und befanden sich vor der Rückseite des zerstörten Tempels, als drei Männer aus seinem Inneren traten und zielstrebig auf sie zugingen. Sie trugen Ledermasken über Augen und Nase und hielten Kurzbögen in den Händen, auf deren gespannten Sehnen bereits Pfeile lagen. Ein Dutzend Schritte vor ihnen blieben sie stehen, genau zwischen zwei qualmenden Hütten.
    »Seid Ihr gekommen, um zu beten«, sagte der Mann in der Mitte, »oder um zu sterben?« »Wen sollen wir anbeten?«, erkundigte sich Suviel, während sie bereits einen anderen Gedankengesang vorbereitete.
    »Wir sind Jünger des großen Ystregul, Prophet und Schattenkönig, Schwarzer Priester des Feuer Baumes, der betrogen und auf dem Plateau von Arengia im Stich gelassen wurde. Werft Euch vor seinen Feuern nieder …« Der Mann deutete auf den Tempel, aus dem immer noch Rauch aufstieg.»… und Ihr werdet in die Reihen der Auserwählten aufgenommen. Weigerung ist Blasphemie.« »Und diese Dörfler?«, erkundigte sich Gilly. »Haben Sie Euren Gott geleugnet?«
    »Als wir eintrafen, tanzten sie zu

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