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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Mauerruine hervorsprang.
    »Keinen Schritt weiter. Leg deine Waffen ab.«
    Jemand neben ihr klappte die Blende einer Laterne auf. Keren wich zurück und zog dabei so leise sie konnte ihr Schwert.
    »Ich will keinen Ärger und niemanden beleidigen«, sagte sie. »Ich suche einen Freund …« »Eine Frau«, ließ sich eine andere Stimme neben dem Weg vernehmen.
    Der Mann vor ihr lachte anzüglich und verlagerte seinen Spieß von der einen Hand in die andere, während er zu Keren herunterkletterte. »Es ist ziemlich riskant für eine Frau, allein durch das Lager zu schlendern, gleich ob am Tag oder in der Nacht. Warum kommst du nicht einfach mit mir? Ich sorge dafür, dass dir nichts zustößt.«
    »Tritt näher und ich zeige dir, wie riskant es hier für einen Mann ist«, fauchte Keren. »Falls du einer bist.«
    »He, sie hat ein bisschen was von einer Wildkatze, was?«
    »Und wenn schon, Barew! Pass nur auf ihre Krallen auf!«
    Der Speerkämpfer trat ins Licht der Laterne. Er war fast gänzlich kahl, und die Augen in seinem eingefallenen Gesicht leuchteten grimmig, während er die schlechten Zähne zu einem Grinsen fletschte. »Erst«, erklärte er Keren im Plauderton, »schlitze ich dich auf und dann nehme ich dich aus.«
    Die anderen johlten anfeuernd, als er in die Hocke ging und den Speer mit beiden Händen vor seiner Brust hielt. Das ist nicht gut, dachte Keren. Der Mann scheint ein erfahrener Speerkämpfer zu sein. Barew täuschte mit dem Heft des Speeres einen Hieb gegen ihre Füße an. Keren wich instinktiv aus, und er wollte gerade mit der eisernen Spitze zustoßen, als eine laute Stimme ertönte. »Halt! Was ist hier los?«
    »Wir haben einen Banditen gestellt, Major.«
    »Wir befragen sie gerade, sozusagen.«
    »Das sehe ich. Barew, weg mit dem Speer.«
    Der Neuankömmling trat auf Kerens Widersacher zu, der ihn ignorierte und sie weiter anstarrte, bevor er sich schließlich aufrichtete und mit ausdruckslosem Gesicht auf den Speer stützte. Zwei Fackeln wurden entzündet, und als der Major sich zu ihr umdrehte, stieß er einen Ruf der Überraschung aus.
    »Also hat Byrnak dich doch nicht erwischt.«
    Im Fackelschein erkannte Keren Domas.
    »Gut erkannt, Domas«, sagte sie und schob ihr Schwert in die Scheide zurück.
    Der ehemalige Reiterhauptmann nickte und schaute dann Barew und den anderen an. »Geht zurück auf Eure Posten. Jeder weitere Eindringling wird zu mir gebracht, ist das klar?«
    Die Männer murmelten zustimmend, bis auf Barew, der wortlos mit der Hand auf Keren deutete und sich dann mit den Fingern über die Kehle fuhr, bevor er hinter der Barrikade verschwand. Domas hielt eine Fackel in der Hand und schaute ihm einen Moment hinterher, bevor er Keren winkte, ihm zu folgen. Sie gehorchte müde. Domas schwieg, bis sie auf die andere Seite der Barrikade geklettert und einige Schritte den Hang hinuntergegangen waren.
    »Barew ist Abschaum«, sagte er. »Und nicht einmal der Schlimmste. Wenigstens hält er seine Abteilung im Zaum und raubt nicht jeden aus, der auch nur in seine Nähe kommt.« »An mir hat er scheinbar Gefallen gefunden«, spottete Keren.
    Domas verzog verächtlich die Lippen. »Er ist wie Byrnak, nur kleiner und schwächer.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Wie ist es dir und dem jungen Priester gelungen, unserem ehemaligen Herrn und Meister zu entkommen? Und was führt dich her?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wir hatten das Glück, jemandem zu begegnen, der uns half. Ich suche gerade nach ihr. Vielleicht hast du sie gesehen, ein Hochgewachsenes, grauhaariges Kräuterweib, das heute morgen hier Vorbeigeritten ist?«
    Domas runzelte die Stirn. »Eine solche Frau habe ich wohl heute Nachmittag gesehen. In der Nähe des Zeltes der Heiler.«
    »Führst du mich dorthin?«
    »Nachdem du den General gesehen hast. Das ist ein strikter Befehl. Alle bewaffneten Besucher müssen sofort zu ihm gebracht werden. Ohne Ausnahme.«
    Der General war ein imposanter Mann. Er hatte schwarze Haare, war groß und stämmig, aber nicht korpulent. Über seinem rechten Auge saß eine Klappe, und zwei parallele Narben verliefen von der Stirn über eben jenes Auge bis hinunter zur Wange. Seine Oberlippe zierte ein buschiger Schnurrbart, und er hatte sich offenbar seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert. Er saß hinter einem aufgebockten Tisch, der von Papieren übersät war, und musterte sie prüfend und gelassen, während er mit einer leeren Dolchscheide spielte.
    »Also, Keren Asherol!« Seine Stimme

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