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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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und sie wurden immer unruhiger. Als sie sich einer der Schluchten näherten, bemerkte Suviel eine Bewegung in der Ferne, direkt hinter dem ausgetrockneten See. Es war eine dunkle Gestalt, kleiner als ein Pferd oder eine Kuh. Sie rannte auf allen vieren wie ein Hund, schlug wilde Haken, kam jedoch unaufhörlich näher. Andere tauchten auf, die dem ersten Wesen folgten. Dann ertönte aus unmittelbarer Nähe ein bellender, schauerlicher Schrei. Keren zuckte von dem Rand des Einschnittes, an dem sie gestanden hatte, zurück, das Schwert gezückt.
    »Wir haben Gesellschaft.«
    Suviel sah Raal Haidar vielsagend an. Der nickte unbeeindruckt und breitete die Hände aus. Lichtstrahlen umhüllten sie. Es war ein gemustertes Netz, dessen Strahlen die Umgebung dunkel wirken ließen, und das Tal mit scharf umrissenen Schatten füllten. Endlich drang der Geruch von heißem Stein zu ihr. Und unmittelbar bevor die letzten schwachen Spuren dieses Reiches verblassten, sah Suviel, wie sich etwas über den Rand der Schlucht stemmte und auf sie stürzte. Dann fand sie sich auf einer mit Büschen bestandenen Lichtung wieder und versuchte, ihr Pferd zu beruhigen. Sie sprach leise und beruhigend auf die Stute ein und streichelte ihr über den Hals. Gilly und Keren wichen respektvoll zurück, falls das Pferd sich aufbäumte, doch Suviel hatte es schnell wieder unter Kontrolle. Von der anderen Seite der Lichtung aus beobachtete Raal Haidar ihre Schwierigkeiten. Er saß unbeeindruckt auf seinem friedlichen Hengst.
    Suviel stieg ab und ließ Keren an ihrer Stelle weiterreiten.
    »Welche Kreaturen können an einem solchen Ort existieren?«, sagte sie zu Haidar. »Wovon ernähren sie sich?«
    »Von Nahrung, die sich unseren Augen nicht zeigt.«
    Suviel runzelte die Stirn. »Ist das eine Pflanze, oder eine Flüssigkeit? Gibt es noch andere Tiere …?« Der Zauberer unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. »Meine Anstrengungen haben mich viel gekostet, und deine Fragen ermüden mich zusätzlich. Ich würde meine restlichen Kräfte lieber unserer Weiterreise widmen.« Suviel gefiel seine grobe Zurechtweisung nicht sonderlich, aber sie musste zugeben, dass er recht hatte. Sie schluckte ihre Empörung hinunter und senkte den Kopf. »Vergebt mir, Ehrenwerter Haidar. Die Neugier hat mich meine Manieren vergessen lassen. Es gibt einige Dörfer in diesem Tal, und in einem werden wir sicher Unterkunft und Speise finden, und vielleicht auch noch zwei Pferde.« Sie wandte sich an Keren.
    »Habe ich recht?«
    Die Schwertkämpferin zuckte mit den Schultern. »Diese Klamm hier heißt Ubanye Dale. Sie führt zu zwei anderen Tälern, die sich zu den nördlichen Ebenen hin öffnen. Sie sind alle sehr fruchtbar. Es gibt viele Höfe und Dörfer, die allerdings sämtlich von zwei Mogaun-Häuptlingen beherrscht werden, Azbular und Droshal. Falls die Stämme jedoch ihre Kämpfer nach Osten entsendet haben, ist es im Moment möglicherweise sicher.«
    »Ich denke, wir müssen damit rechnen, auf der Straße Mogaun-Patrouillen zu begegnen«, meinte Suviel. »Deshalb sollten wir vorsichtig und wachsam sein.«
    »So schwer dürfte das nicht werden«, versetzte Gilly. »Vermutlich riechen wir sie lange, bevor wir sie sehen.«
    »Das ist wenigstens ein kleiner Ausgleich«, konterte Keren. »Denn sie werden dein Lästermaul sicher lange hören, bevor sie dich zu Gesicht bekommen.«
    Dem Händler fehlten für einen Moment die Worte, doch dann grinste er. Suviel konnte seine Gedanken unschwer an seiner Miene ablesen. Vermutlich redete er sich ein, dass Keren ihre wahren Gefühle wieder einmal hinter ihrem Sarkasmus versteckte. Sie seufzte und ging voraus. Die anderen folgten ihr.
    Ein breiter, ausgetretener Pfad führte sie von der Lichtung in einen strahlend hellen Nachmittag. Hohe, zerrissene Wolken zogen eilig über den Himmel und verdeckten immer wieder die Sonne. Doch Suviel spürte kaum einen Windhauch auf ihrem Gesicht, als sie sich nach Norden wandte. Es gab mehr Unterschiede zwischen diesem Ort und der Einöde von Kekrahan als nur das Leben und das üppige Wachstum. Die Lichtung lag höher als der unfruchtbare Steinboden des Tales, und von hier aus betrachtet war Ubanye Dale viel breiter und länger. Der dicht bewaldete Ausläufer eines hohen Berges teilte die lange, flache fruchtbare Ebene und verbarg einen großen Abschnitt davon vor ihren Blicken.
    Von hier aus konnten sie ihren Weg weit einfacher fortsetzen, als wenn sie über die Berge zogen, jedenfalls drei oder

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