01 - Schatten der Könige
Blick in die Ferne und verhüllte die Höhen, als sie von der Hauptstraße abbogen und den Schutz des Waldes aufsuchten. Vorsichtig suchten sie sich einen Weg über versteckte Pfade. War die Vegetation weniger dicht, sah Suviel Ackerland vor ihnen, kleine, ordentliche Felder und Weiden, auf denen Herden von Rindern und Ziegen grasten. Alles wirkt so friedlich und normal, dachte sie bitter. Fast als wären die Mogaun und all das Leid und die Zerstörungen nicht bis hierher gedrungen. Im selben Moment schämte sie sich dieses Gedankens. Sie war davon überzeugt, dass die meisten Menschen, die hier lebten, ebenfalls jemanden bei der Invasion verloren hatten oder Angehörige betrauern mussten, die während Gunderleks verzweifelter Rebellion gestorben waren. Gegen Mittag verließen sie die Deckung der Bäume. Der nächste schützende Wald lag auf der anderen Seite eines grasbewachsenen Hanges, der von Blättern und Schlammlöchern übersät war. Sie hatten ihn nicht einmal zur Hälfte überquert, als eine Gruppe von Reitern am Fuß des Hanges auftauchte. Keren stieß eine Verwünschung aus. »Mogaun!«
»Sie haben uns noch nicht gesehen«, meinte Suviel. »Bleibt ruhig und reitet hier hinüber.« Sie deutete auf die Baumgrenze, hinter der eine Spalte im Fels zu sehen war, die zu einem zerklüfteten Kamm anstieg. Im selben Moment ertönten wütende Schreie. Sie spornten ihre Pferde an und galoppierten los.
»Erlauchter Haidar!«, rief Gilly über den Lärm der herandonnernden Hufe hinweg. »Eine weitere Demonstration Eurer Macht wäre jetzt sehr willkommen!«
»Wenn wir uns ernstlichen Schwierigkeiten gegenübersehen, werde ich dein Ersuchen in Erwägung ziehen.«
»Das tröstet mich«, gab Gilly zurück. »Wirklich, es tröstet mich ungemein.«
Sie eilten so schnell sie konnten zu dem Spalt und ritten dann einer nach dem anderen durch die Lücke, hinter der sich eine tiefe Schlucht mit steilen Wänden auftat, zwischen denen ein Bach ins Tal hinunterfloss.
Stromaufwärts sahen sie einen von Steinbrocken übersäten Hang und einen schroffen Felsvorsprung. Ohne innezuhalten kehrten sie dem Tal den Rücken und ritten an dem flachen Bach entlang. Ihre Verfolger stürmten gerade in die Schlucht, als sie den Vorsprung erreichten. Ein Hagel von Pfeilen prasselte gegen die Felsen, als sie über den Kamm ritten und … sich in einem Lager der Mogaun wieder fanden.
Die überrumpelten Krieger schrieen zornerfüllt und sprangen hastig zur Seite, als sie das Lager in vollem Galopp durchquerten. Funken wirbelten von den Lagerfeuern auf, und ihre Pferde rissen eines der primitiven Zelte um. Gilly ritt vornweg, sah sich mit angespanntem Gesicht um und deutete auf ein Gehölz zur ihrer Rechten, aus dem noch mehr Speerschwingende Feinde auftauchten. »Ist diese Gefahr ernsthaft genug für Euch?« Gilly warf Haidar einen vielsagenden Blick zu. »Oder hat Euch der Mut verlassen?«
Der Zauberer warf ihm einen giftigen Blick zu. »Wir befinden uns im Schatten der Akolythen, Kind. Wenn ich meine Macht hier anwende, wirkt das für ihre weißen Augen wie ein gewaltiges Leuchtfeuer in der Nacht. Und hüte deine Zunge.«
Gilly lief rot an, und Suviel beeilte sich, seiner Antwort zuvorzukommen.
»Wir haben keine Zeit für solche Liebenswürdigkeiten«, wies sie die beiden zurecht. »Folgt mir, hier entlang!«
Sie führte ihre kleine Gruppe im Galopp von den heranstürmenden Reitern weg, und durch einen engen Pfad bis zu der Stelle, wo ein anderer Pass abzweigte. Suviel war sicher, dass dieser sie nach Prekine hinüberführte. Sie sollte recht behalten. Die hohen, schmalen Felswände wichen zurück und gaben den Blick auf spärlich bewaldete Hügel frei. Dahinter ragte eine Gruppe von Berggipfeln in den Himmel. Außerdem waren hinter ihnen Dutzende von Mogaun-Kriegern zu Fuß und beritten zum Ausgang des Passes unterwegs. Ihre Rufe wurden von vielen Kehlen beantwortet. Suviel zügelte ihr Pferd und ritt im Trab weiter. Als sie sich umsah, bemerkte sie noch mehr Feinde auf der anderen Seite des Passes. Verzweifelt wandte sie sich an Haidar.
»Helft uns«, bat sie. »Was sollen wir sonst tun?«
Er erwiderte ihren Blick jedoch nicht. Sie unterdrückte ihren Ärger, sammelte sich, so gut sie konnte, und stimmte den Gedankengesang der Kadenz an. Sie fügte die Elemente eines nach dem anderen zusammen, und stellte sie sich wie Perlen auf einer Schnur vor.
Die Mogaun kamen immer näher. Suviel fing Gillys Blick auf. »Halt dir die Ohren zu«,
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