01 - Schatten der Könige
Belieben verschwinden und wieder auftauchen ließ. Unter den krummen Zweigen eines Draelbaumes standen vier kleine Kisten auf hölzernen Rahmen, hinter denen ein Schankwirt, der zuvor eilig hierher gerufen worden war, Bier zapfte.
Es war trotz der abendlichen Stunde angenehm, die Nachtfliegen ließen sich nicht sehen, und die Atmosphäre war entspannt, fast schon freundlich. Bardow war überall, förderte die wohlwollende Stimmung mit einem Kompliment hier und einer geistreichen Bemerkung dort, beteiligte sich an einem Gespräch und lenkte einen Disput mit einer intelligenten Bemerkung oder einer Frage in eine andere Richtung.
Es war eine meisterhafte Vorstellung. Mazaret staunte, als Dow Korren über eine Bemerkung des Erzmagiers lächelte, und dann erstaunlicherweise sogar mit Bardow zusammen laut lachte. Andere Umstehende fielen in das Gelächter ein, und einen Moment später entschuldigte sich Bardow und kam zu Mazaret herüber.
»Kompliment«, sagte Mazaret. »Keine erhobenen Stimmen, gereizte Gesichter oder giftigen Blicke.« »Das kommt noch, Mylord«, erwiderte der Erzmagier bissig. »Wenn ich schließlich meiner Rolle als Hofnarr müde werde.« Er seufzte. »Wenigstens bieten Eure Leute eine gute Unterhaltung. Ich bin froh, dass Ihr sie überreden konntet, Ihre Dienste zur Verfügung zu stellen.«
»Dazu war nicht viel Überredungskunst nötig«, gab Mazaret zurück und deutete auf den Mandolinenspieler, einen rothaarigen, schlanken Mann, der lächelte und sich umsah, während er sein Instrument zupfte. »Annsil hat mehrere Preise bei Sängerwettstreiten in West-Dalbar gewonnen, bevor er sich entschlossen hat, sich uns anzuschließen. Brac …«Er deutete auf den Jongleur, eine drahtigen Jungen, der offenbar seine Umgebung kaum wahrnahm, »wurde von Fahrenden Ovolni erzogen, bis seine Leute von den Mogaun massakriert wurden.«
Bardow nickte nachdenklich. »Sie bieten eine nützliche Ablenkung, während ich scherze, schmeichle, beschwichtige und ermuntere, kurz: meinen kleinen Tanz aufführe.«
Mazaret betrachtete den älteren Mann besorgt. »Gibt es kein anderes Mittel?«
Der Erzmagier lächelte listig und erwiderte den Blick des Lordkommandeurs. »Ich habe daran gedacht, Mylord. Aber dann habe ich festgestellt, dass unsere Freunde aus dem Norden mit gewissen … Vorsichtsmaßnahmen angereist sind.«
»Was? Glücksbringer und Amulette?«
»Oh, nein. Dow Korren hat seinen eigenen zahmen Zauberkünstler mitgebracht. Seht Ihr den kleinen Mann in dem langen Mantel, der dicht neben Korren steht? Er besitzt zwar keine großen Fähigkeiten in der Niederen Macht, aber sie genügen, um festzustellen, ob jemand in unmittelbarer Nähe versucht, Magie anzuwenden.«
»Dann wäre Korren vorgewarnt und entsprechend verärgert«, sagte Mazaret, während er seinen Blick über den Hain gleiten ließ und die Gesichter musterte. Dann runzelte er die Stirn. »Hauptmann Volyn hat seine Einladung erhalten, oder nicht?«
»Ah, Euch ist seine Abwesenheit also aufgefallen, Mylord.«
»Wie ein fauler Zahn, der endlich herausgefallen ist«, erwiderte Mazaret. »Anscheinend hat er Augen und Ohren an seiner Stelle geschickt.«
Bardow nickte und starrte in seinen Pokal. »Die beiden drüben bei den Bierfässern, mit den schäbigen, gesteppten Wämsern?«
»Eben diese.« Mazaret schaute den Erzmagier an. »Will der ehrenwerte Hauptmann uns etwas mitteilen, indem er seine Handlanger schickt?«
»Wer kann das schon sicher sagen?«, erwiderte Bardow gereizt. »Wird er nicht von Kodel begleitet, verhält sich Volyn bei Verhandlungen häufig unberechenbar. Vielleicht behagt es ihm ja nicht, zu sehr im Zentrum des Interesses zu stehen.« Er entlockte seinem Becher einen hohlen Klang, als er dagegen klopfte. Es war ein schöner, handgeschnitzter Pokal mit einem runden, nach innen gewölbten Rand. »Zeit für mehr Bier und mehr Geplauder. Oder vielleicht doch anders herum?«
Mit einem Lächeln und einer knappen Verbeugung ging er weiter. Mazaret beobachtete, wie er zu den Bierfässern trat und Volyns Männer in ein lockeres Gespräch verwickelte, während er seinen Becher füllte. Der Lordkommandeur schüttelte bewundernd den Kopf, als sie nur Augenblicke später über einen von Bardows zotigen Scherzen lachten, dessen Pointe er wie gewohnt erst enthüllte, nachdem er sich gespielt verstohlen umsah und sich dann verschwörerisch vorbeugte.
Die Zeit verstrich, und es wurde dunkler und ein wenig kühler, blieb jedoch nach wie vor
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