Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
sagte der Mann. »Ich hatte einfach nur gedacht, sie wäre … größer. Geschäftiger.«
    Er lächelte fast entschuldigend, was Ikarno Mazaret für den Mann einnahm. Das vorherige Treffen mit den Abgesandten aus Nord-Cabal hatte seine Geduld bis an ihre Grenze strapaziert. Einige der älteren Abgeordneten hatten ihre Meinung über Krusivel fast beleidigend offen kundgetan. Gilly hatte ihn vorgewarnt, bevor er mit Suviel und Keren abgereist war.
    »Sie werden vermutlich Leute wie Raboul, Frinok oder Vuruag entsenden, allesamt Trottel mit bäuerlichen Manieren. Ihr Sprecher dagegen ist höchstwahrscheinlich Dow Korren, ein ganz anderer Charakter. Der Mann ist ein ausgezeichneter Unterhändler, der zwar das Gesicht eines Raufbolds besitzt, aber auch den Verstand eines dalbarischen Wucherers.« Auf Mazaret wirkte Korren eher wie ein Athlet denn wie ein einfacher Raufbold. Der Mann war etwa so groß wie Mazaret selbst, und, wie Gilly angedeutet hatte, nicht gerade gutaussehend. Sein kantiger Schädel war vollkommen kahl und glattrasiert, die Nase gebrochen, und sein kräftiges Kinn vermittelte den Eindruck von Eigensinn, wenn nicht gar Rohheit. Seine Augen jedoch verrieten Intelligenz und Humor, und seine Kleidung, eine graue enge Hose, ein ockerfarbenes Hemd und ein brauner Heroldrock mit Taschen waren von feinster Machart. Der Rock war schlicht und bar jeder Insignien, und der einzige Schmuck des Mannes war ein schlichter Ring aus Silbermaschen. Mazaret kam sich daneben beinahe schäbig vor.
    Er füllte einen Bronzepokal mit Wein und trat neben den Nordmann. »Ihr seid sehr taktvoll, Meister Korren«, sagte er. »Andere in Eurer Delegation scheinen dagegen anzunehmen, Krusivel wäre so gut wie menschenleer.«
    »Eine durchaus verständliche Schlussfolgerung angesichts Eures Mangels an neuen Rekruten«, erwiderte Korren nachdrücklich. »Einige meiner Gefährten gehen sogar so weit, zu behaupten, dass dieses Refugium ungeschützt und ohne Verteidigung ist.«
    Mazaret lachte leise und schüttelte den Kopf. »Dem ist keineswegs so, Meister, keineswegs. Ganz Krusivel ist von Wachposten umringt, und Patrouillen kontrollieren regelmäßig die Zugangswege. Weder Freund noch Feind können sich uns unbemerkt nähern, und die ständige Garnison von sechzig kampferprobten Rittern genügt vollkommen, um jeden Angriff in diesen schmalen Schluchten und Pässen zurückzuwerfen.«
    Insgeheim wünschte er sich jedoch, er hätte die gestrige Abreise der neuen Kompanien verschoben. Ihm selbst kam Krusivel zur Stunde merkwürdig verwundbar vor, und außerdem hätte die Anwesenheit von zweihundertfünfzig Rittern seine Verhandlungsposition erheblich gestärkt. Doch die Delegation aus Nord-Cabal war drei Tage zu früh angekommen und hatte Mazaret unvorbereitet angetroffen.
    »Sagt, Lordkommandeur«, fuhr Korren fort, »wie würdet Ihr den Stand Eurer Verhandlungen mit Hauptmann Volyn und den Jäger Kinder n beschreiben?«
    Mazaret ließ den Hagebuttenwein nachdenklich in seinem Kelch kreisen. Die Animosität zwischen den Jäger Kinder n und einigen Händlern aus dem Norden war kein Geheimnis.
    »Wir arbeiten gut zusammen«, erwiderte er.
    »Und wie entscheidend ist Eurer Meinung nach ihre Rolle in dem bevorstehenden Feldzug?« Er lächelte. »Ihre Bedeutung kann kaum überschätzt werden.«
    Korren nickte zufrieden und trank einen Schluck Wein. »Ein Lob, das Ihr vermutlich auch Euren eigenen Truppen aussprechen würdet.«
    »Ohne zu Zögern.«
    Der Nordmann betrachtete ihn gelassen.
    »Was würdet Ihr sagen, Lordkommandeur, wenn ich Euch tausend erfahrene und gut bewaffnete Krieger anbieten würde?«
    Mazaret verbarg seine Überraschung und hob nur fragend die Augenbrauen. »Was ich sagen würde? Ganz einfach: Wie lauten Eure Bedingungen?«
    »Es sind nur wenige, und ich lege sie offen auf den Tisch«, erwiderte Korren. »Ich will es einfach ausdrücken. Wir würden Euch bitten, den Beginn Eures Feldzuges um einen Monat zu verschieben …« »Bis zum Ende der letzten Ernte.«
    »Allerdings. Wir möchten Euch weiterhin mit allem Respekt auffordern, den Angriff auf Besh-Darok noch einmal zu überdenken, falls Ihr ihn erwägen solltet.«
    Mazarets Respekt vor dem Mann wuchs. Es beeindruckte ihn, dass er bereits davon wusste. »Einen Angriff auf den mächtigsten Kriegsherrn der Mogaun? Eine interessante Idee, Meister Korren. Wie kommt Ihr darauf, dass wir ein solch riskantes Unterfangen planen?«
    »Eine Schätzung der Vorräte, die Ihr und

Weitere Kostenlose Bücher