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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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und der Waffenmeister stieß einen derben Fluch aus, während Tauric sich rasch zur Seite rollte. Als er aufstand, sah er, wie der Mann sich bückte und eine offenbar schmerzende Stelle an seinem Schienbein rieb. Seine Augen funkelten verärgert, dann sah er hinunter und hob das Hemd auf dem Holzgestell auf. Er musterte es eine Weile, lachte dann und warf es Tauric zu. »Ein Köder«, sagte er. »Das gefällt mir.« Er wischte sich die Hände an seiner Hose ab. »Köder funktionieren jedoch selten zweimal.«
    Tauric zog das schmutzige Hemd von dem Gestell und streifte es sich wieder über. »Und wenn es ein besserer Köder wäre? Oder zwei?«
    Der Waffenmeister nickte. »Das wirst du lernen, wenn du bei den Truppen ausgebildet wirst.« Er hob die Hand, als Tauric etwas erwidern wollte. »Was sehr bald geschehen wird, das verspreche ich dir. Jetzt kehren wir zum Lager zurück und säubern deinen Arm und den Rest von dir, damit du deinen Tutoren entgegentreten kannst.«
    Die eisige, feuchte Luft über dem Boden versprach Regen. Als Tauric dem Waffenmeister durch das hohe, nasse Gras einen sanften Hang hinauf nach Barinok folgte, bildete ihr Atem blasse Wolken in der Kälte.
    Dieser Stützpunkt war einmal ein Kloster des Ordens des Vater Baumes gewesen, wovon seine massiven Befestigungen kündeten. Die Mauern aus blankem Stein umringten zwei miteinander verbundene Hügelkämme und riegelten so das Tal ab, das zwischen ihnen verlief. Innerhalb der Mauern befand sich ein langes, hohes Gebäude, ein Zusammengewürfeltes Bauwerk aus verschiedenen Elementen, das in der Vergangenheit einmal ein Burgfried mit mehreren Nebengebäuden gewesen war, bis die Bewohner gezwungen waren, es neu aufzubauen.
    Die Mönche des Vater Baumes müssen einen Angriff befürchtet haben, dachte Tauric, wenn sie derartige Mühen auf sich genommen haben. Vielleicht hatten sie den Umbau unmittelbar nach dem Zerfall des Jefren-Bundes begonnen, denn in dieser Zeit tobten heftige Kriege und Machtkämpfe. Tauric spürte die ersten Regentropfen auf seinem Gesicht, als sie das von Wachposten besetzte Tor erreichten. Es bestand aus einer niedrigen, schmalen Tür, die aus einem einzigen, dreißig Zentimeter dicken Stück Schwarzholz angefertigt worden, zusätzlich mit Eisenplatten beschlagen und so schwer war, dass drei Männer die Winde bedienen mussten, um es zu heben. Kaum hatten sie es passiert, rasselten Ketten und Zahnräder, und mit einem lauten Knall, der die Erde unter Taurics Sohlen erbeben ließ, schloss sich das Tor wieder. Sie stiegen eine Steintreppe hinauf, die in einen kleinen Raum führte. Dort standen drei Wachen, die sich vor dem Waffenmeister verbeugten. Nur vor ihm, wie Tauric bemerkte.
    »Herr«, sagte einer, »ich soll Euch darüber informieren, dass Sentinel Kodel zurückgekehrt ist. Verwalter Eskridan wünscht, dass Ihr Euch mit Eurem Mündel sofort bei ihm meldet.« Der Waffenmeister zog die Brauen zusammen. »Mein Gefährte und ich können uns zuvor nicht präsentabel machen?«
    Der Wachposten sah ihn unbehaglich an, und Tauric beschlich ein merkwürdiges Gefühl. »Herr, die Botschaft war eindeutig. Ihr sollt sofort nach Eurer Rückkehr zu ihm kommen.« »Wohlan denn, gehorchen wir dem Ersuchen des Verwalters.« Der Waffenmeister sah Tauric an. »Bleibe dicht bei mir.«
    Auf dem Weg zu den Gemächern des Verwalters, die im obersten Geschoss des alten Burgfrieds lagen, begegneten sie nur wenigen Menschen. Die meisten waren Bedienstete, doch gelegentlich kreuzten auch Jäger Kinder ihren Weg, vereinzelt oder zu zweit, die vor dem Waffenmeister salutierten. Tauric konnte sich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, dass sie ihn neugierig anschauten. Er schrieb es seiner Vorstellungskraft zu, doch sein Unbehagen wuchs, während sie durch die von Lampen beleuchteten, kalten Steingewölbe des Stützpunktes gingen. Unwillkürlich kam ihm der Bruder des Lordkommandeurs in den Sinn. Bei ihrer Ankunft in Barinok hatte er Coireg Mazaret noch einmal gesehen. Er war gefesselt und humpelte, und wurde ziemlich grob in eine untere Ebene geführt, in »die Käfige«, wie ein Wachposten sie genannt hatte. Seitdem hatte er den Mann weder gesehen noch etwas von ihm gehört.
    Als sie schließlich zu einer hohen, mit Eisen beschlagenen Tür am Ende des Korridors gelangten, schien der Waffenmeister einen Moment zu zögern, bevor er anklopfte. Eine Stimme hieß sie einzutreten. Der Waffenmeister hob den Riegel hoch und ging voraus.
    Die Kammer war behaglich

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