01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
Vielleicht passiert das auch nie und ich liege vollkommen falsch.“
„Aber das glauben Sie nicht.“
„Ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit, bis noch jemand vermisst wird.“ Er stand auf. „Ehe das passiert, wird die Polizei keinem Phantom nachjagen. Das ist meine Aufgabe.“
Die Aussicht, als Ty mein Büro verließ, war eine der besten, die sich mir seit langer Zeit präsentiert hatten. Knackiger Po. Starke Oberschenkel. Breite Schultern. Komm zu Mama!
Nicht dass ich ernsthaft interessiert gewesen wäre. Hallo? Ich war Realistin.
Ich wusste, dass er nicht für mich in Frage kam. Und wie ich das wusste.
Trotzdem, hinsehen wird doch wohl noch erlaubt sein.
Die Tür schloss sich und Enttäuschung überkam mich. Seine Karte brannte in meiner Hand, als ich sie in meiner Handtasche verstaute und meine Sachen zusammenkramte. In weniger als einer Stunde hatte ich mein erstes Treffen mit Francis, und ich wollte mich nicht verspäten. Ich musste wissen, womit ich es wirklich zu tun hatte. Mount Everest oder Great Plains?
Ich würde es bald herausfinden.
Im Leben eines jeden Vampirs - selbst bei einer optimistischen, kontaktfreudigen Mode-Enthusiastin wie moi - gab es Momente, in denen man sich fragte: „Verdammt, was soll der Mist eigentlich?“ Die ganze Welt erschien einem vollkommen ahnungslos, die Menschen noch viel mehr - und für immer ist eine wirklich lange Zeit.
Einen dieser Momente erlebte ich nun, als ich in einem bescheidenen Sandsteinhaus im Herzen Brooklyns stand und Francis anstarrte.
Einen überaus unbekleideten Francis.
Vergessen Sie alles von wegen: „Fang endlich an zu leben“. Mein neuer Protege brauchte zuallererst einmal ein paar Boxershorts mit eingebauten Eierbechern. Pronto.
„Ahm, Francis. Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch, aber WAS ZUM TEUFEL MACHEN SIE DA?“
Er blickte hinter sich zum Badezimmer, das er soeben verlassen hatte, und dann zurück zu mir. „Sie, äh, Sie haben mir doch gesagt, ich soll mich ausziehen.“
„Ja, und gleichzeitig habe ich Ihnen eine Unterhose gegeben, die Sie anziehen sollten.“
„Ich dachte, das wäre einer von diesen Hüfthaltern, den Frauen tragen.“
„Wieso um alles in der Welt sollte ich Ihnen einen Hüfthalter geben?“
„Weiß ich auch nicht.“ Er zuckte mit den Schultern, sein Zebedäus tanzte auf und ab. „Ich hatte noch nie einen Imagewechsel. Ich dachte, damit wirken meine Oberschenkel vielleicht ein bisschen fester.“
„Dafür gibt es extra Fitnessgeräte.“
„Und was ist mit dem Bauch? Vielleicht brauche ich ja eher so einen Slip mit Bauch-weg-Effekt.“
„Das Einzige, was bei Ihnen im Augenblick weggepackt werden muss, liegt ein paar Zentimeter weiter unten. Also, wenn es Ihnen nichts ausmacht...“
„Was?“ Er blickte nach unten. „Oh.“ Seine Wangen brannten und er hielt sich beide Hände vors Gemächt, bevor er sich umdrehte und ins Bad zurückrannte.
Ich gab noch ein paar Notizen in meinen BlackBerry ein, bis Francis wieder auftauchte. Diesmal hatte er die Kronjuwelen geschmackvoll mit dem Slip von Calvin Klein verhüllt, den ich ihm unterwegs besorgt hatte.
„Also, warum muss ich denn hier in meiner Unterhose stehen?“, fragte er.
„Zuerst einmal sagt man nicht Unterhose. Das tut heute niemand mehr.
Zweitens muss ich wissen, womit wir es zu tun haben.“ Ich ging einmal um ihn herum und sah mir seine Arme und seine Brust näher an. Die Brust war gar nicht mal übel: relativ kräftig gebaut, mit netten Muskeln. „Nicht schlecht.“
„Was?“ Er warf mir einen überraschten Blick zu, als wagte er seinen Ohren genauso wenig zu trauen wie ich meinen Augen.
„Ich sagte, Ihr Körperbau ist nicht schlecht. Sie haben schön definierte Muskeln.“ Danke, danke, danke!
„Ach wirklich?“
„Natürlich ist die Haut außerordentlich käsig, außer wenn Sie rot werden, aber das können Sie mit Ihrer mächtigen Aura überspielen, die Sie für Frauen unwiderstehlich und faszinierend erscheinen lassen wird, selbst wenn Sie wie ein Statist in Nacht der lebenden Toten aussehen.“
„Ich habe eine Aura?“
„Genau genommen, nein. Noch nicht. Das ist etwas, woran wir noch arbeiten müssen. Genau wie am ständigen Rotwerden. Sehen Sie mal, Francis, ich weiß, dass das alles ein bisschen viel auf einmal für Sie ist. Ich meine, Sie stehen hier in nichts als Ihrer Unterwäsche vor einem richtig heißen Mädchen
Aber schließlich sind Sie ein Vampir, um Himmels willen.“
„Was haben Sie
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