01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
Hochzeit so formuliert wird“, sagte Evie, die mir über die Schulter sah. „Aber das ist doch eine, oder?“
„Ja.“ Beziehungsweise das vampirische Äquivalent. Komplett mit luxuriösem Empfang und den grässlichsten Brautjungfernkleidern, die ich gesehen hatte, seit meine Tante Clarabella aus Louisiana unten in Shreveport ihre Bindungsphiolen austauschte, damals, kurz vor Ausbruch des Sezessionskriegs. Wenn Sie wissen möchten, wie das ausgesehen hat, stellen Sie sich einfach eine Mischung aus Vom Winde verweht und Der Exorzist Teil IX vor.
Klasse, was?
Nicht dass ich mich beschweren wollte. Ich würde sogar Reifröcke tragen oder im Bratwurstkostüm Werbung für eine Imbissbude machen, wenn das bedeutete, dass ich sehen konnte, wie Nina Zwei den Bund für die Ewigkeit mit dem Vampir ihrer Träume schloss.
Wozu sind Freundinnen denn da?
„Ich schätze, für eine anständige Feier reicht das Geld nicht mehr. Hier steht Bitte Getränke selber mitbringen.“
Das würde ich ihr bestimmt nicht erklären.
Evie hatte mein kleines Geheimnis noch immer nicht herausbekommen.
Soweit sie wusste, war ich eine exzentrische - und offensichtlich geschmackvolle - Chefin mit einer eindrucksvollen Sammlung von Armreifen und Designergürteln.
Und wie war es all den anderen inzwischen ergangen?
Also, Nina Eins war ihrer Shoppingsucht treu geblieben, wenn es Nina Zwei und mir auch gelungen war, sie dazu zu bringen, sich ein wenig zurückzuhalten. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass ihrem Vater das Geld nicht mehr so locker saß und er mittlerweile ihre Ausgaben kontrollierte.
Mein Bruder Max war immer noch der Beste und Coolste, und Jack und Rob versuchten, in seine Fußstapfen zu treten. Esther Crutch wartete weiterhin darauf, dass ich einen geeigneten Partner für sie fand - zwischen Botoxinjektionen und Cellulitismassagen. Mein Vater führte immer noch seinen Krieg wegen der Territorialrechte der Hecken im östlichen Teil des Grundstücks. Meine Mutter versuchte nach wie vor, mich zu verkuppeln.
Und Ty spukte noch immer in meinen Träumen herum.
Und auch im größten Teil meiner Realität.
Er hatte den hiesigen Behörden bei einigen ungelösten Fällen geholfen und seine Sache dabei so gut gemacht, dass man ihn gebeten hatte, doch noch ein Weilchen hier in Manhattan zu bleiben.
Ich weiß. Ich sitze echt in der Scheiße, wie?
Zu meiner Verteidigung: Seit jener Nacht in meiner Wohnung haben meine Lippen weder seinen Mund noch irgendeinen anderen Teil seiner Person berührt. Und auch sonst ist nichts zwischen uns passiert.
Noch nicht.
„Das ist ja so aufregend“, fuhr Evie fort und lenkte mich damit zum Glück von diesem ganzen Ty-Dilemma ab. Gott möge ihre menschliche Seele segnen. „Unsere erste offizielle Hochzeit. Wir müssen die Einladung einrahmen und an unsere Glücklich-vereint-Wand hängen.“
„Seit wann haben wir denn eine Glücklich-vereint-Wand?“
Sie wedelte mit der Einladung. „Seit gerade eben.“
Ich lächelte, auch wenn nicht alles genauso gelaufen war wie geplant. Da wäre zum Beispiel Francis, der sein neues, cooles Image einfach so abgelegt und das halbe Dutzend weiblicher Vampire vor den Kopf gestoßen hatte, die sich auf der Soiree vor drei Monaten in ihn verknallt hatten. Inzwischen lebte er mit Melissa zusammen.
Sicher, sie waren glücklich. Und irgendwie ja auch vereint. Wenn man vollständige Monogamie und zueinander passende Pullover als Ausdruck ihrer unsterblichen Zuneigung wertete. Aber sie brauchten weder ein Kinderzimmer noch trugen sie das Blut des anderen um den Hals. Was bedeutete, dass sie von dem perfekten Beispiel eines vampirischen Happy Ends meilenweit entfernt waren.
Aber wenn es mir auch nicht gelungen war, eine Ewige Gefährtin für den ältesten, verschrobensten Vampir der Welt zu finden, war es mir doch immerhin gelungen, eine solche für den wählerischsten Vampir zu finden.
Alias Wilson Harvey.
Ich bin definitiv die Beste.
Und die Mund-zu-Mund-Propaganda, die ich wegen der Entführungen beziehungsweise Morde erhalten hatte, hatte natürlich auch nicht geschadet.
Dabei war es Ty gelungen, den Vorfall in Jersey zu vertuschen, dank einiger seiner Freunde in gehobenen Positionen - wer hätte geahnt, dass das FBI tatsächlich eine Abteilung für Paranormales hat, die von einem, ta-da, Vampir geleitet wird? Bei den örtlichen Behörden hatte es doch eine ganze Menge Spekulationen gegeben. Mein Name ist dabei wohl auch das ein oder andere Mal
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