01 - Wie Feuer im Blut
große Ruf der Warwicks, der Jahrhunderte überdauert hat, wird nun
ausgelöscht, und das alles nur, weil der Graf Partei für die Leute ergreift,
die das Recht für sich beanspruchen, einen Teil der menschlichen Rasse als
Sklaven in Ketten legen zu dürfen.«
»Das
ist absolut nicht der Fall«, brauste Kate auf. »Er ist nur überzeugt, dass der
Süden das Recht hat, sich von der Union zu trennen. Und er glaubt, dass der
Süden, wenn er diesen Krieg überleben will, Englands Hilfe braucht.«
Halford
zuckte mit den Achseln. »Ich kann nicht einsehen, warum wir uns für ein Land
einsetzen sollten, das wie eine Meute tollwütiger Hunde um die Unabhängigkeit
von uns gekämpft hat. Aber genug davon. Sagen Sie mir, Bonnie - freuen
Sie sich auf das Wochenende in Blenheim?«
»Sehr«,
sagte sie.
»Sie
werden auch nach Blenheim kommen, Trent?« fragte Marianne.
»Ich
war mir noch nicht sicher - bis heute.« Ein Lächeln spielte um seine
Lippen. »Aber jetzt würde mich selbst ein fürstliches Bestechungsgeld nicht
davon abbringen, der Einladung Folge zu leisten.«
Bonnie
verbrachte die nächste Stunde im angeregten Gespräch mit Halford und fand ihn geistreich,
charmant und sehr zuvorkommend. Er schien sich ehrlich für ihre Meinungen zu
interessieren und fand ihre Offenheit erfrischend. Er brachte sie sogar zum
Erröten, als er sich zu Marianne hinüberbeugte und sagte: »Ich könnte ihr
tagelang zuhören, wenn sie lacht. Glauben Sie, dass ich Bonnie dazu überreden
kann, heute abend mit mir ins Astley-Theater zu gehen?«
»Das
ist unmöglich«, sagte Kate.
»Oh?
Und warum?«
»Weil
ich als Aufsichtsperson nicht zur Verfügung stehe -darum.«
»Dieser
Mangel lässt sich leicht beheben«, warf Marianne ein. »Ich habe mir für heute
abend noch nichts vorgenommen.«
Halford
sah Bonnie an und lächelte. »Wäre Ihnen das recht, Bonnie? Vielleicht könnten wir
anschließend noch bei Chatelin's in Convent Garden dinieren.«
Bonnie
suchte nach einer passenden Antwort. Aber es wollte ihr partout nichts
einfallen. Und so lächelte sie nur und sagte: »Es wäre mir sehr recht, danke.«
»Hallo!«
rief plötzlich jemand.
Bonnie
schaute sich um und erstarrte. Ihr Herz setzte ein paar Takte aus, als sie
Damien direkt in die Augen sah. Neben ihm hob William den Arm und winkte.
»Ich
wußte, dass ich euch hier finden würde«, sagte William. Dann richtete er sich
ein wenig im Sattel auf und musterte Halford. »Das ist aber eine Überraschung.«
»Zweifellos«,
erwiderte Halford. Sein Blick wanderte zwischen Warwick und William hin und
her. »Ich habe mich mit dem schönen Gast Ihres Hauses bekannt gemacht, Lord William.
Bonnie hat gerade meine Einladung, mit mir heute abend ins Theater zu gehen und
anschließend mit mir zu dinieren, angenommen.«
Bonnie
wagte nicht, Damien anzuschauen.
»Heute
abend?« fragte William. »Aber deswegen habe ich ja nach dir gesucht«, sagte er
zu Kate. »Damien und ich haben beschlossen, dich und Bonnie heute zur Wiedereröffnung
des Astley-Theaters zu begleiten. Das verspricht, ein aufregendes
Ereignis zu werden.«
»Ich
fürchte, ihr kommt zu spät«, sagte Marianne. »Zumindest, was Bonnie betrifft,
aber wir könnten uns alle im Theater treffen und anschließend gemeinsam zum
Dinner gehen.«
»Gemeinsam?«
wiederholten William und Kate wie aus einem Mund.
Halford
lächelte Damien zu. »Sie werden sich uns doch anschließen, nicht wahr?«
Damien
warf eine Blick auf Bonnie, und schließlich fasste er Halford ins Auge. Damien wurde
sich erst jetzt bewußt, dass ihn alle anstarrten und auf seine Antwort
warteten. Er lächelte kalt und legte grüßend den Finger an die Hutkrempe.
Er
wartete, bis die Kutsche außer Hörweite war, und polterte los: »Was zum
Teufel, will sie mit Halford anfangen?«
»Ich
habe keine Ahnung.«
»Kate,
hast du eigentlich eine Ahnung, was für Mühe es mich kostete, diese Karten zu
besorgen?« fragte William. »Weißt du, wie lange ich auf deinen Bruder einreden musste,
bis er sich bereitfand, mit uns in dieses verdammte Theater zu gehen? Er hasst
Theaterstücke, Kate. Und dann dieser Halford, um Gottes willen! Ausgerechnet
dieser gottverdammte Schürzenjäger ... «
»Hör
auf, mich anzuschreien, William.«
»Ich
schreie nicht!«
»Ist es
vielleicht meine Schuld, dass uns Halford über den Weg gelaufen ist?«
Eine
Tür fiel krachend ins Schloss.
Eine
zweite Tür knallte.
Damien
traf um halb acht Uhr in Begleitung von Marianne ein. Er trug einen
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