01 - Wie Feuer im Blut
Unschuld hat offenbar sogar
die Herzogin von Marlborough bezaubert. Ich wäre nicht so dumm, meinen Ruf für
etwas, das ich ebenso leicht im East End bekommen kann, aufs Spiel zu setzen.
Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen - der erste Akt beginnt in fünf
Minuten, und ich möchte nicht, dass Bonnie auch nur eine Sekunde davon
versäumt.«
Halford
entschuldigte sich und Bonnie bei den Leuten, die sie umringten.
Bonnie
fragte sich, ob dieses Schwindelgefühl, das sie schon den ganzen Abend hindurch
plagte, etwas damit zu tun hatte, dass Damien in ihrer Nähe war. Sie saß auf
der Kante ihres Sessels in der Loge und beobachtete ihn und Marianne, die
unter ihr saßen, bis die Lichter ausgingen. Sie kämpfte gegen die zunehmende
Übelkeit an, bis sie es nicht länger ertragen konnte. Sie stand in der Mitte
des zweiten Aktes auf, und Trent erhob sich ebenfalls, um sie zu begleiten.
Bonnie winkte ab und gab ihm flüsternd das Versprechen, dass sie gleich wieder
zurück sein würde.
Erleichtert
ging sie die Stufen zum Parterre hinunter.
Als sie
die Lobby erreichte, sank sie neben einer mächtigen Marmorsäule in einen Sessel
und preßte ihre Wange an den kühlen Stein.
»Bonnie?«
Erschrocken
zuckte sie zusammen. Damien stand vor ihr, und sah sie besorgt an.
»Fühlst
du dich nicht gut?« fragte er.
Als er
sich vor ihr auf ein Knie niederließ, bot sie ihre ganze Kraft auf, um ihm
zuzulächeln. »Es ist das verdammte Korsett«, stöhnte sie. »Es drückt mir die
Luft ab. Ich kann kaum atmen.«
Ein
Lächeln huschte über sein Gesicht. »Es ist mir unbegreiflich, warum ihr Frauen
darauf besteht, euch in solche Dinger zu zwängen. Sie schnüren nicht nur die
Luft ab, sondern sind bestimmt obendrein ziemlich unbequem.«
»Das
sollten Sie Madame Rousseaue, der Schneiderin, erzählen«, erwiderte Bonnie.
»Ich hätte nichts gegen ein bisschen frische Luft einzuwenden.«
Er
stand auf und half ihr aus dem Sessel.
Als sie
in die frische Nachtluft kamen, bot Damien Bonnie seinen Arm an.
»Gefällt
dir das Stück?«
»Nicht
besonders.«
»Und
Ihnen?«
»Auch
nicht.«
»Warum
sind wir
dann hier?«
»Weil
es der Anstand von uns verlangt, nehme ich an.«
»Wenn
das bedeutet, dass ich mich als Lady für den Rest meines Lebens den Zwängen des
Anstands unterwerfen muss, werde ich wohl lieber nach Caldbergh zurückkehren.«
Damien
lachte. »Das meinst du doch nicht im Ernst.«
Bonnie
lächelte.
»Vielleicht
doch«, sagte er. »Sag mir, was du von Halford hältst.«
»Er ist
sehr hübsch und nett ... ich mag ihn.«
Damien
schwieg.
Bonnie
fragte schüchtern: »Warum haben Sie mich gemieden, seit wir nach London
gekommen sind? Ich denke, ich verdiene eine Erklärung, zumal unser Treffen
damals im Grange Inn nicht geheim geblieben ist.«
Damiens
Gesicht blieb hart. »Das sollten wir lieber vergessen, Bonnie«, entgegnete er
bitter.
Sie
blieb stehen und zwang ihn so, sich ihr zuzuwenden. »Wollen Sie damit sagen,
wir sollten so tun, als wäre das nie passiert?«
Er
streckte die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über Bonnies Kinn. »Ich
will damit sagen, dass das was im Grange Inn und in Braithwaite geschehen ist,
nicht mehr passieren darf ... niemals. Nicht mit mir. Mit keinem Mann bis nach
deiner Hochzeit.«
Sie
wich zurück. In ihren Augen schimmerten Tränen. »Ich habe Ihnen nie etwas
bedeutet«, flüsterte sie. »Gar nichts.«
Damien
straffte seine Schultern und bekämpfte den Ekel, den er vor sich selbst
empfand. Er hatte geglaubt, sich für diesen Moment genügend gewappnet zu haben,
aber seine Gefühle spielten ihm einen Streich. Dennoch versuchte er, standhaft
zu bleiben. »Es war schön, mit dir zu schlafen, Bonnie. Aber es wäre falsch,
Leidenschaft mit Liebe zu verwechseln.«
Bonnies
Augen funkelten zornig, als sie zu einer Antwort ansetzte. Damien hob die Hand.
»Sag jetzt nichts. Wir würden uns am Ende doch nur streiten. Vielleicht können
wir eines Tages wie vernünftige Menschen darüber reden.. Ich habe mich dir
gegenüber nicht wie ein Gentleman betragen, und das tut mir aufrichtig leid.
Aber du kannst einen Mann dazu bringen, dass er seinen Kopf verliert und Dinge
tut und sagt, die er später bereut. Ja, ich habe dich begehrt, und, Gott helfe
mir, selbst in diesem Augenblick würde ich dich am liebsten in die Arme
nehmen. Aber das ist nur Leidenschaft.«
Bonnie
reckte das Kinn vor und straffte die Schultern. »Dann hatte ich also recht. Sie
haben nicht einen Funken Gefühl für
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