01 - Wie Feuer im Blut
mich übrig. Mit dieser Reise nach London,
den Kleidern und all dem Plunder wollten Sie nur Ihr schlechtes Gewissen
beruhigen, weil Sie mir die Unschuld geraubt haben.«
Damien
versuchte nicht einmal, ihr zu widersprechen.
»Also
bin ich für Sie nichts anderes als eine teure Hure gewesen«, empörte sich
Bonnie. »Wie konnte ich jemals etwas anderes für Sie empfinden als Abscheu?«
Sie
drehte sich um, hob ihre Samtröcke an und lief zurück. Er sah ihr nach und
kämpfte gegen das Verlangen an, sie aufzuhalten. Plötzlich wurde ihm bewußt,
dass er gerade alle Brücken zu Bonnie abgerissen hatte, und die Erkenntnis traf
ihn wie ein Schock. Eigentlich hätte er erleichtert sein müssen aber das
Gefühl, das sich nun mächtig in ihm aufbäumte, protestierte wütend gegen sein
Verhalten. Mit einem lauten Fluch marschierte er zum Theater.
Der
Rest des Abends war für Bonnie eine Tortur. Das Dinner bei Chatelin's sah zwar
herrlich aus, aber Bonnie war viel zu wütend, um etwas essen zu können. Die
Übelkeit, unter der sie schon den ganzen Abend litt, wurde zu einem heftigen
Brechreiz, wenn sie in Damiens Richtung sah, Und wenn er sprach, war der Klang
seiner Stimme wie ein Giftpfeil, der ihr Herz durchbohrte.
Wie konnte
sie ihn nur so verzweifelt hassen und dennoch lieben? fragte sie sich
unglücklich.
Als
Trent sie schließlich in Kates und Williams Stadthaus brachte, hatten ihr
Ärger und ihre Beschwerden den Höhepunkt erreicht. Es gelang ihr noch, sich
höflich bei ihren
Gastgebern zu entschuldigen, dann lief sie in ihr Zimmer.
Warwick
hatte sie missbraucht!
Dieser
Gedanke hämmerte unaufhörlich in ihrem Kopf. Was für eine Närrin sie doch
gewesen war. Wie hatte sie auch nur eine Sekunde lang annehmen können, dass sie
für Seine allmächtige Lordschaft etwas anderes war als ein Spielzeug, an dem er
sich ergötzte, wenn ihm der Sinn danach stand.
Als sie
die Spieldose auf der Kommode sah, packte sie sie und schleuderte sie gegen die
Wand. Wie betäubt starrte sie auf das kostbare Geschenk, das zerschmettert auf
dem Boden lag. Tränen schossen ihr in die Augen.
»Verdammt,
Warwick, dafür wirst du mir bezahlen!« schluchzte sie.
Einundzwanzig
»Gott sei Dank,
dass du gekommen bist!« rief Kate. »Ich habe schon befürchtet, dass du die
Einladung ausschlägst.«
Damien
schloss die Tür, damit sie sich ungestört unterhalten konnten. Dann griff er
in die Tasche und legte ein Bündel Papiere in Kates Schoss. Sie saß im Salon
des Blenheimer Schlosses.
»Ich
komme so spät, weil ich erst meine Gläubiger besänftigen musste. Erklär mir
diese Rechnungen, wenn du kannst.«
Kate
blätterte die Papiere durch, und ihre Augen wurden immer größer, als sie die
enormen Summen sah, die rot umrandet waren.
»Hast
du den Kauf eines Saphirkolliers genehmigt?« fragte Damien.
Kate
schüttelte den Kopf.
»Einen
Hermelinmantel'?«
»Nein.«
»Ganz
unten findest du eine Rechnung von Madame Rachel - für chinesische
Gesichtsmasken, tscherkessische Bäder, Perlweiß für die Favoritinnen des
Harems - was immer das sein mag - Magnetstein-Tauwasser aus
der Sahara und ein arabisches Toilettenwasser, was sich alles in allem, Kleidung
und Schmuck eingeschlossen, zu der nicht unbeträchtlichen Summe von knapp
fünfhundert Guineen addiert.« Er sah sich nach Kate um, deren Gesicht
kreideweiß geworden war. »Weißt du etwas von diesen Ausgaben?«
»Nein«,
erwiderte sie mit schwacher Stimme.
»Nein?
Wie, zum Teufel, konnte sie dann dieses Zeug kaufen?«
»Ich -
ich muss ihr deinen Bürgschaftsbrief gegeben haben ... «
»Was
soll das heißen?«
»Bonnie
war in den letzten Tagen so ruhelos, und als sie zu mir sagte, dass sie allein
in die Bond Street fahren wollte, um ein bisschen einzukaufen ... «
»Ein bisschen?«
»Ich
kann das nicht verstehen. Bonnie hat sich verändert, Damien, und das macht mir
angst«, sagte Kate unglücklich. »Seit unserer Ankunft in Blenheim ist sie nicht
mehr wiederzuerkennen. Sie versucht, ganz gegen ihre Gewohnheit, die
Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu lenken, und hat tatsächlich mit einigen
geflirtet. Marianne und ich haben uns nach Kräften bemüht, sie zu warnen. Aber
sie scheint unseren Rat nicht zu beherzigen.«
»Wo ist
sie jetzt?«
»Als
ich sie zuletzt sah, hat sie Tennis gespielt. Vorher war sie mit einigen von
den ...
den
Jungs beim Tontaubenschießen.«
»Ist
Philippe im Schloss?«
»Er ist
gestern abend angekommen, aber sie hat all seine Bemühungen, sich ihr
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