01 - Wie Feuer im Blut
Zeit spielend
vertreiben könntest, Bonnie. Eine junge Dame kann Tage damit verbringen, von
einem Modesalon zum anderen zu wandern. Gewiss hat Kate ein paar Termine für
dich verabredet, damit du dich ... «
»0 ja«,
fiel Bonnie ihr ins Wort. »Aber ich war nicht daran interessiert.« Sie zupfte
an ihrem Mieder, während sie stirnrunzelnd hinzusetzte: »Die Kleider, die sie
mir geschenkt hat, reichen für die Zeit, die ich hier verbringe. Danach ... «
Marianne
hob eine Braue und lächelte. »Danach?«
»Wenn
Damien abreist ...
wenn
Damien abreist ...
« Bonnie
schluckte, und als sie merkte, dass sie die Beherrschung verlor, schlug sie die
Hände vors Gesicht und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Marianne
legte den Arm um ihre Schultern, und Bonnie barg das Gesicht an ihrer Schulter
und schluchzte.
»Na,
na«, flüsterte Marianne. »Hat er dich so unglücklich gemacht, Bonnie?«
»Er
kommt nie hierher und schreibt nicht einmal. Er hat Kate gebeten, mir alles zu
kaufen, was ich brauche oder mir wünsche, aber ich wünsche mir ja gar nichts.
Wirklich nicht!«
Marianne
reichte Bonnie ein Taschentuch. »Männer können so gefühllos wie Trampeltiere
sein. Sie sind primitive Kreaturen, die sich nicht von ihrer Intelligenz,
sondern ihren körperlichen Begierden leiten lassen. Deshalb müssen wir Frauen
lernen, es ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen, Bonnie. Was dem einen recht
ist, ist dem anderen billig. Du musst mehr von den Männern fordern, immer mehr,
bis sie sich eines Tages fragen, warum sie das mit sich machen lassen.«
Bonnie
dachte eine Weile nach und fragte: »Warum erzählen Sie mir das alles?«
»Weil
ich Damien besser kenne als er sich selbst, und ich weiß, wie verdammt
starrköpfig er sein kann.« Sie zog ihre Handschuhe an. »Und weil ich nicht
will, dass er nach Amerika zurückkehrt und sich in diesem schrecklichen Krieg
umbringen lässt. Aber vor allem möchte ich, dass er glücklich ist. Du, mein
unschuldiges, schönes, Kind, kannst ihn glücklich machen.«
»Ich
bin ein einfaches Mädchen und glaube kaum, dass seine Freunde so eine
Verbindung billigen könnten.«
»Ich
gehöre zu seinen Freunden. Philippe, Freddy und Claurence ebenfalls, und wir
mögen dich.« Marianne nahm ihr Ridikül vom Stuhl und lachte. »Verdammt, es wird
mir ein Vergnügen sein, dich in die Gesellschaft einzuführen. Ich kann es gar
nicht erwarten, damit anzufangen. Du wirst sehen, dass bald kein Mensch auch
nur einen Gedanken an deine Herkunft verschwendet.«
Die ersten
Einladungen trafen schon am nächsten Morgen ein' Kate stürmte aufgeregt in
Bonnies Zimmer, so dass Bonnie für einen Augenblick ihre Übelkeit vergaß.
»Was
ist denn passiert?« fragte Bonnie erschrocken.
Kate
reichte ihr die Umschläge und rief. »Marianne hat es geschafft, Bonnie! Schau
dir das Monogramm auf dem Kuvert an!«
Bonnie
betrachtete die Briefe.
Kate
nahm den obersten Umschlag zwischen zwei Finger und hielt ihn Bonnie vor die
Nase. »M steht für Marlborough, Bonnie. Dieses Billett stammt von der Herzogin
von Marlborough! Öffne es, um Himmels willen!«
Bonnie
riss das Siegel auf, zog das Billett heraus und überflog den Text. »Hier steht,
dass sie sich gerade in der Gegend aufhält und heute gern den Tee bei uns
einnehmen würde, um meine Bekanntschaft zu machen.«
Kate
wurde blass. »Heute nachmittag? 0 du meine Güte - heute nachmittag.«
Sie lief zur Tür. »Edna, Edna, komm schnell! Die Herzogin von Marlborough will
heute zum Tee zu uns kommen. Ich denke, sie trinkt am liebsten indischen Tee,
und sie mag Süßigkeiten - kandierte Pflaumen, Bonbons, aber keine
Erdbeeren. Sie bekommt schon einen Ausschlag, wenn sie nur das Wort Erdbeere
hört ...
«
»Keine
Erdbeeren!« wiederholte Edna und lief die Treppe hinunter.
Kate rief
Edna nach: »Und sie mag auch Narzissen! Sorge dafür, dass das Haus voller
Narzissen ist!«
»Ich
werde mein Möglichstes tun, Madam!«
Kate
lief wieder zu Bonnie und drückte ihr eine Feder in die Hand. »Schreib«, befahl
sie.
»Aber
ich schreibe nicht besonders schön!« protestierte Bonnie.
»Das
ist nicht so wichtig. Also los, ich diktiere dir den Brief. >An die Herzogin
von Marlborough. Ich fühle mich außerordentlich geehrt, Sie zum Tee bei uns
begrüßen zu dürfen, und bin überglücklich, Ihre Bekanntschaft zu machen.
Hochachtungsvoll, Bonnie ...
<«
Kate starrte Bonnie an. »Nun?« fragte Kate, »wie sollen wir dich nennen?«
»Wie du
willst, Kate.«
»Bonnie,
du musst doch einen
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